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hatte er, wie es damals vielfach geschah, in Kopenhagen, 
dann in Dresden, wo er Mitglied der Akademie und Pro 
fessor der Landschaftsmalerei wurde. Aber er blieb immer 
einsam, fast ohne Verkehr. Die Dämmerung war sein Ele 
ment, erzählte einer seiner wenigen Freunde; vor dem ersten 
Morgenlicht und nach Sonnenuntergang pflegte er allein 
seine Spaziergänge zu machen. Das Zimmer, wo er arbeitete, 
war stark beschattet; dort brütete er stundenlang über seine 
Kunstschöpfungen, die eine schroffe, finstere, eigenthüm- 
lich poetische Art hatten. 
Sein Grundsatz war, ein Bild solle nicht erfunden, 
sondern empfunden sein; woraus man schliessen darf, dass 
die seinigen aus einer lyrisch - musikalischen Stimmung 
heraus entstanden. Zu seinen Besonderheiten gehörte, dass 
er nie eine Skizze, Carton oder Entwurf irgend welcher 
Art zu seinen Bildern machte, weil die Phantasie = in 
ihrem ersten Erguss dort ausgeströmt = dadurch erkalte. 
Eigen war ihm ferner ein entschiedenes Gefühl für reine 
Concentration des Lichtes, und er behauptete = höchst 
charakteristisch =, dass ein Traum ihm zuerst die rechte 
Erkenntnis darüber gegeben habe. Meist malte er Seebilder, 
die für den damaligen Geschmack barock waren, stets aber 
die der Ostsee eigenthümlichen Lichtwirkungen mit tiefer 
Empfindung Wiedergaben. Drei Eichbäume neben einem 
schneebedeckten Hünengrabe = Der Mönch am Meeres 
strande = Die Abtei im Eichwalde in Abendbeleuchtung = 
Felsen mit einem Kreuz im Morgennebel = diese Titel er 
wecken eine Vorstellung von seiner Art. Es wird erzählt, 
dass ein Friedrich besuchender Kunstfreund eines seiner 
Seestücke verkehrt auf die Staffelei gestellt und den dunkeln 
Wolkenhimmel für die Wellen, das Meer aber für den Him 
mel gehalten habe. Ein anderer damals berühmter Kunst 
kritiker hielt ein Bild Friedrichs, das eine weite neblige Ge- 
birgsferne mit einem einzigen darüberschwebenden Adler 
darstellte, für ein Seestück, dessen Schönheit und tiefe Be 
deutung er anwesenden Damen erklärte. Auch diese kleinen 
Züge geben eine Idee von dem Charakter der Bilder, bei 
denen jedenfalls die starke, davon ausgehende Stimmung 
das Wesentlichste war. 
Der eigentliche Maler der Romantik aber, der auch 
theoretisch mit Bewusstsein der neuen Richtung anhieng, 
war Philipp Otto Runge, wie Friedrich aus dem Ostsee 
gebiet, aus Wolgast, stammend. Seine Freunde verglichen 
ihn mit Novalis; wie ein Fremdling auf Erden erschien er 
ihnen. Ein echt romantischer Charakter insofern, als die 
eigentlich hervorbringende Kraft ihm fehlte, aufgelöst war 
infeinstgefasertes Denken und Empfinden. Gerade dadurch 
konnte er mehr als die naiv schaffenden Künstler anregend 
auf seine Freunde wirken, und da überhaupt Unkundige 
die Fähigkeit, Pläne zu entwerfen, von der Fähigkeit, Pläne 
auszuführen, selten genau unterscheiden, erwartete man 
allgemein das Höchste von ihm. In keinem anderen der 
jungen Maler war die Überzeugung so lebendig, dass alles, 
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