MAK
MASKEN. 
(Eine Farbenskizze.) 
Das war eine seltsame Zeit, als der blasse Kaiser Rudolf, mit jedem Tag: 
Jahre alternd, auf dem Hradschin sass und Reiche verlor und Sterne gewann. 
Damals geschaht, dass ein schlichter Mann, in enger Gasse irgendwo, seine 
Arbeit liess und hinaus in den Alltag horchte, oder dass ein Greis lange in 
seinem Garten, nahe dem Stadtthor, sass und dem Abend entgegenspähte, 
oder dass ein Hund um Mitternacht wach wurde und ohne Grund und Gefahr 
heulte bis in den nächsten matten Morgen hinein. Über den dumpfen Massen 
aber wuchsen da und dort Menschen empor, überlebensgross, gleichsam ge 
kleidet in den Feuerschein der bangen nahenden Tage. Und 4 ihr Schatten lag 
schwer über ihrer Zeit. 
So war des Kaisers heimlicher Sohn: Julius Caesar. Als müsste er alle 
Träume, die sein Vater unter dem strengen Gewand des spanischen Hofes 
nur verborgen hatte träumen dürfen, — leben: so war er. 
Das war auf der Feste Krummau, welche die Habsburger von denRosen- 
bergen übernahmen. Heute noch besteht der Maskensaal und seine Wände 
leben von hohen, bunten Frescogestalten, Hinter jedem Paar scheint eines 
und noch eines sich zu rühren, Pagen und Narren drängen sich schmeichelnd 
und schäkernd durch die Reihen, und die Grenadiere an den Thürpfosten sind 
ein mächtiger Schrecken, heute noch. So begreift man's: die Leute loben den 
alten, unbekannten Maler sehr. Ich aber weiss, obwohl ich denTodten nicht 
kränken will, dass das Bewegliche in den Figuren nicht ihm zu Verdienst ge 
hört, sondern es liegt daran, dass die Gestalten nie recht erstarren. Sie müssen 
alle immer wieder erwachen, um die EINE Nacht zu feiern. Diese aber hub an: 
Ritter und Damen erfüllen den strahlenden Saal mit ihrem schimmern 
den Gewimmel. Bis die riesigen Grenadiere an der Thür die Hellebarden hart 
auf den Boden stellen. Da ordnen sich die Reihen. Ein Donner rollt über sie 
hin. Mit seinem wilden, schwarzen Sechsgespann ist Julius Caesar an der ra 
genden Rampe vorgefahren und kaum einen Athemzug später steht er, schlank 
und schwarz, mitten unter den Gästen, Wie eine Cypresse im wehenden Ähren 
feld. Dann mischt die Musik die Menge; eine fremde Musik, welche beim 
Aneinanderstreifen der köstlichen Kleider zu entstehen scheint und wach 
send, breit und brausend aus den Massen sich erhebt, wie die Melodie eines 
Meeres. Da und dort theilt der schwarze Prinz mit einem Wink die willigen
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.