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einmal ganz hübsch sein, vom Künstler zu hören, „wie er
es gemacht hat“.
Zum Kritisieren gehört aber immerhin doch eine
gewisse Vertrautheit mit dem Wesen des Handwerks. Das
Verständnis für die Mittel und Wege, wodurch ein Kunst
werk zustande kommt, ist beinahe unentbehrlich zu dessen
gerechter Beurtheilung. Wer ist aber darin competenter,
als die Künstler selber ?
Sollen die Kritiken vonKünstlern geschrieben werden?
Die Erfahrung scheint es zu bestätigen, dass was zu
einem Kritiker gehört, dem Künstler meistens abgeht. Sie
zeigt ferner, dass bedeutende Künstler auffallend wenig ge
neigt sind, über ihre Kunst zu sprechen. Ausnahmen be
stätigen die Regel, aber meistens pflegen Halbtalente ihren
Collep'en mit der Feder in der Hand statt mit dem Pinsel
ihre Überlegenheit zu beweisen. Solche schreiben dann
Kritiken, die, wofern sie frei von Missgunst sind, eine ge
wisse Garantie fachmännischer Vorkenntnisse gewähren.
Man würde übrigens im Unrecht sein, wollte man abfällige
Urtheile aus dem Mund von Künstlern dem Neid zuschrei
ben. Das sind immerhin Seltenheiten. Der Grund, warum
ich glaube, dass Künstler im ganzen nicht zur Kritik berufen
sind, liegt tiefer. Man führe drei Marinemaler vor ein und
dasselbe Bild, auf dem Wasser gemalt ist. Zwei davon,
vielleicht alle drei, werden sagen; So sehe ich das Wasser
nicht! Jedes Künstlerauge sieht dasWasser eben anders’hnd
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