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Seite 82 
INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG 
Nr. 8 
Baron Angelo Eisner-Eisenhof +. 
Wir erhielten folgende Parte: 
Nach Gottes Verfügung ist am 2. April 1938 nach Er 
halt der Sterbesakramente und des päpstlichen Segens 
Angelo Freiherr von Eisner-Eisenhof, 
Geheimer Kämmerer di spada e di cappa, Großkreuz, Groß 
offizier, Commandern - und Ritter hoher Orden, Vincenzbruder, 
Marianischer Sodale, 
im 82. Jahre in ein besseres Jenseits abberufen worden und in 
aller Stille der Erde beigesetzt neben der geliebten Gattin. 
Die Verwandten Jerace (Neapel), 
und Eisner-Eisenhof. 
Mit Baron Angelo Eisner-Eisenhof ist ein 
hervorragender Sammler dahingegangen. Er sammelte 
Kupferstichs aus dein 17. und 18. Jahrhundert, Mu 
siker-Medaillen, besonders italienischer Künstler, seine 
große Liebe galt aber den Porzellanen. In Wien 
lebend, begann er mit dem Sammeln von Altwiener 
Porzellan, und zwar schon zu einer Zeit, wo die 
Erzeugnisse der alten Wiener Manufaktur im Aus 
lande geringen Anwert fanden und man sehr billig 
in den Besitz der schönsten Stücke kommen konnte. 
Er beschränkte sich nicht lange auf Alt-Wien. In 
einem Artikel, den der nunmehr Verewigte, ein war 
mer Freund und Förderer der „Internationalen Samm 
lerzeitung“ in diesem Blatte veröffentlichte, schrieb 
er: „Mein Bestreben war aber nicht ausschließlich 
Wiener, sondern auch anderes europäisches Porzellan 
zu besitzen, und zwar womöglich seltene Piecen und 
seltene Marken.“ 
Baron Eisner eignete sich bald eine Kenntnis 
der Porzellankunde an, die ihn zu einem Fachmanne 
auf diesem Gebiete stempelte. So konnte er beispiels 
weise nachweisen, daß die auffallend schöne An 
tonius-Gruppe, clie in der Auktion der Fürstin Me 
lanie Metternich im Dorotheum in Wien unter 
den Hammer kam, nicht, wie im Katalog angegeben 
war, ein Ludwigsburger Fabrikat sei, sondern aus 
Buen Retiro stamme und zu den seltensten Stücken 
gehöre, die auf den Markt gelangen. 
Große Beachtung in Sammlerkreisen fand ein 
Aufsatz Eisner von Eisenhofs über „Unbekannte Por 
zellanmarken“, der ebenfalls in unserem Blatte er 
schien (s. Jahrgang 1909 Nr. 5, Seite 69 u. f.). Er 
verzeichnete darin eine Reihe in der Literatur gar 
nicht oder mangelhaft genannter Marken, deren Pro 
venienz er mit Sicherheit feststellen konnte. Beson 
deren Dank verdiente Eisner dadurch, daß er eine 
Marke, die irrtümlich als Wiener galt, als eine Nach 
ahmung der Herender Fabrik des Moritz Fischer 
entlarvte. Doch geben wir Eisner selbst das Wort. 
„Als die ungarische Aristokratie noch viel in Wien 
lebte“, berichtet er, „kam es des öfteren vor, daß 
Fischer fehlende oder zerschlagene Stücke eines Ser 
vices ergänzen mußte und dies in so vollkommener 
Weise bewerkstelligte, daß die besten Kenner sich 
täuschen ließen. Natürlich konnte er auf diesen 
Stücken nicht die Wiener Marke zur damaligen 
Zeit sehr geschützt setzen, sondern fand eben ein 
Mittelding zwischen den beiden Marken Herend und 
Wien. (Verkehrter Bindenschild mit der ungarischen 
Krone). 
Als Beweis für diese Behauptung dient das Fak 
tum, daß niemals ein komplettes, ganzes Service mit 
dieser Marke versehen, vorzufinden war, sondern nur 
Teile eines solchen. Ich selbst besitze eine Herender 
durchbrochene Vase, chinesische Imitation, die als 
bestes chinesisches Erzeugnis selbst von Kennern an 
gesehen wurde. Es besteht demnach kein Zweifel 
mehr, daß diese Marke kein Wiener Zeichen ist.“ 
Baron Eisner-Eisenhof hat im Laufe der Jahr 
zehnte eine Porzellansammlung zusammengebracht, die 
zu den bedeutendsten Privatsammlungen zählte: einen 
großen Teil derselben, vornehmlich Fabrikate von 
Capo di Monte umfassend, hat er vor einigen Jahren 
gegen eine Rente dem Mailänder Museum überlas 
sen, wo er als „Baron Eisner-Eisenhof-Sammlung“ eine 
bleibende Stätte gefunden hat. Die Collektion der 
Musiker-Medaillen hat Eisner auch schon zu Leb 
zeiten der Scala in Mailand zum Geschenke gemacht; 
was an Porzellanen übrig geblieben und es ist eine 
sehr beträchtliche Sammlung von wertvollen Stük- 
ken aller europäischer Manufakturen sowie die 
Kupferstiche und sonstigen Kunstgegenstände wer 
den dem letzten Willen Eisners gemäß versteigert 
werden, doch sind nähere Dispositionen darüber noch 
nicht getroffen worden. 
Aus Rheinischem Besih 
Die Möbel und Antiquitäten des 16. bis 19. Jahr 
hunderts, die das Münchener Kunstversteigerungs- 
hau.s Adolf Weinmüller am 5. und 6. Mai zur 
Versteigerung bringt, stammen aus dem Nachlaß Ro 
bert Heusers, der auf Goethe als einen seiner 
Vorfahren hinweisen konnte. Er war nämlich ein Ur 
enkel des Staatsrats Nicolodius, des Gatten der Ma 
ria Anna Schlosser, der ältesten Tochter von Goethes 
Schwester Cornelia. Die Heimstätte der Sammlung 
war das Richmondis-Haus auf dem Neumarkt in 
Köln. In langen Jahren kamen da die schönen und 
wertvollen Objekte zusammen, die das Heim zu einem 
Muster gepflegter Wohnkultur gestalteten. 
Der von Weinmüller mit gewohnter Sorgfalt be 
arbeitete und mit 24 Bildtafeln geschmückte Ka 
talog faßt die Bestände der Wohnung in 15 Ab 
teilungen zusammen, von denen jede eine Fülle herr 
licher Objekte enthält. So finden wir beispielsweise 
unter den Fayencen und dem Steinzeug prachtvolle 
Walzenkrüge norddeutscher Provenienz, Apotheker 
töpfe aus Delft, einen Steinzeugbecher aus Köln-Fre 
chen um 1520. unter den Porzellanen ein Meißener Spei 
seservice aus der Zeit um 1770, ein Kaffeeservice 
mit der Malermarke L. S.. Gotha um 1800, alte 
chinesische und japanische Vasen, unter den Gläsern 
deutsche Schenkkrüge aus dem 18. Jahrhundert, ein 
Kelchglas, Schlesien um 1760, Deckelpokale, Sach 
sen um 1750, Becher mit Ansichten böhmischer Bä 
der etc. 
Von den vielen kunstvollen Metallarbeiten greifen 
wir heraus: die interessanten Opferplatten, die bis 
ins 16. Jahrhundert zurückreichen, einen feuerver 
goldeten Kammerherrnschlüssel mit den Wappen des 
Erzherzogs Maximilian, Erzbischofs von Köln, eine 
Madonnenkrone, durchbrochen und versilbert, mit. 
vergoldetem Kupferreif, Süddeutschland um 1730. Un 
ter den Silbergeräten fallen uns die anmutigen 
Salzschälchen auf, die aus der Mitte des 19. Jahr 
hunderts stammen, die Gabel und Löffel, die die 
Marken Hossauer und C. Becker tragen. Unter den
	        
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