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VEBER KVNST.
W enn ich die Kunst als eine
Lebensanschauungbezeichne,
meine ich damit nichts Ersonnenes.
Lebensanschauung will hier aufge
fasst sein in dem Sinne: Art zu sein.
Also keinSich-Beherrschen und-Be
schränken um bestimmter Zwecke
willen, sondern ein sorgloses Sich-
Loslassen, im Vertrauen auf ein
sicheres Ziel. Keine Vorsicht, son
dern eine weise Blindheit, die ohne
Furcht einem geliebtenFührer folgt.
Kein Erwerben eines stillen, lang
sam wachsenden Besitzes, sondern
ein fortwährendes Vergeuden aller
wandelbarenWerthe. Man erkennt:
diese Art zu sein hat etwas Naives
und Unwillkürliches und ähnelt
jener Zeit des Unbewussten an,
deren bestes Merkmal ein freudiges
Vertrauen ist: der Kindheit- Die
Kindheit ist das Reich der grossen
Gerechtigkeit und der tiefen Liebe.
Kein Ding ist wichtiger als ein
anderes in den Händen des Kindes.
Es spielt mit einer goldenen Brosche
oder mit einer weissen Wiesen
blume. Es wird in der Ermüdung
beide gleich achtlos fallen lassen
und vergessen, wie beide ihm gleich
glänzend schienen in dem Lichte
seiner Freude. Es hat nicht die
Angst des Verlustes. Die Welt ist
ihm noch die schöne Schale, darin
nichts verloren geht. Und es em
pfindet als sein Eigenthum Alles,
was es einmal gesehen, gefühlt
oder gehört hat. Alles, was ihm
einmal begegnet ist. Es zwingt
die Dinge nicht, sich anzusiedeln.
Eine Schaar dunkler Nomaden
wandern sie durch seine heiligen
Hände wie durch ein Triumph
thor. Werden eine Weile licht in
seiner Liebe und verdämmern wie
der dahinter; aber sie müssen Alle
durch diese Liebe durch. Und was
einmal in der Liebe aufleuchtete,
das bleibt darin im Bilde und lässt
sich nie mehr verlieren. Und das