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Häusern bestehenden Weiler Schöpflgitter; schlnchtartig verengt sich das breite Thal, um
sich alsbald nach drei Richtungen hin zu verzweigen; gegen Süden gelangt man auf guter
Straße über steiles Gebirg. zwischen ernsten, dunklen Nadelholzwäldern an der Hollerbach-
nnd der Antonsklause vorüber in den hohen Wienerwald, der schon in Allem und zzedem
an die Nähe der Alpen mahnt; auf blühenden Wiesen, umgeben von steilen Bergen liegt
der reizende Ort St. Corona mit der prächtigen Schneebergaussicht. Von da geht es
bergab in das Triestingthal nach Kaumberg an die Verbindungslinie von der Süd- zur
Westbahn, die auch die Grenze des Wienerwaldgebietes bildet. Verfolgt man aber von
Schöpflgitter die gerade nach Westen führende Straße, so erreicht man beim Fuße des
hohen Schöpflberges gar bald die Trennung zweier Schluchten. Zwischen hohen Fichten
steht die alte Hirschenkapelle. deren Altarbild uns mahnt an den Tod eines Kläger lauschen,
der sich in wilder Waidmannslust brüstete, er wolle selbst auf einen Hirsch schießen, der ein
Crucifix zwischen den Geweihen trüge; nun sah er Tags darauf an dieser Stelle einen
Hirsch, der mit dem Kreuz geschmückt war, und als er ihn erblickte, fiel er todt zur Erde.
Die in nördlicher Richtung abzweigende Schlucht führt uns zur Geisruck-Klause,
in gerader Linie aber gelangt man auf schlechtem, jäh ansteigendem Fahrweg zwischen
dunklen Nadelholzwäldern zu der Häusergrnppe von Unter-Gredl und von da hrnaus nach
Laaben in das offene westliche Vorland. Zu den schönsten Gegenden des ganzen Gebietes
gehört wohl der Lamerauer Forstdistrict, und eine Fußtour von Ober-Gredl über die
Hammetkämme zur Geisruck-Klause und von da über den Hollerer Berg nach Hochstraß
bietet reichen Naturgenuß. Kein Haus, keine Straße, kein Lärm stört die Ruhe dieser
Wälder; Schluchten, Thäler, Kuppen und Bergrücken, alle mit hochstämmigen Buchen
und einzelnen Nadelholzbünmen bewachsen, erstrecken sich endlos dahin, kleine Wiesen
liegen wie Inseln in diesem Meere von Wald; Rehe und Hirsche weiden behaglich das
saftige blumenreiche Gras und nichts stört den tiefen Frieden; nur hier und da gibt e»
erbitterte Kämpfe zwischen Wilddieben, die oft weither aus dem Gebirge kommen, und den
Jägern; da klingen die Stöcke aneinander und selbst die Büchse spricht ein ernstes Wort
dazwischen; in den letzten Jahren sind auch diese kleinen Kriege viel seltener geworden.
Der höchste und von den nördlichen, Wien näher liegenden Gegenden am meisten
verschiedene Theil des Wienerwaldes ist das südliche Gebiet zwischen der Schwechat und
ihren Nebenbächen einerseits und der Triesting anderseits.
Die westlichsten Ausläufer bei Baden und Vöslau, deren höchste Spitze das Eiserne
Thor ist, haben wir theilweise bereits besprochen; derselbe Typus, emporragende Felskegel
umgeben von Schwarzföhren und überhaupt von Vertretern der politischen -^lora. leicht
bis zu den Abfällen bei Gainfarn lind auch weiter hinein in das enge, recht schöne
Triestingthal bei Fahrafeld und Weißenbach.