RUDOLF JETTMAR.
Ueberall — wilde Steingesellen mit lustigen
Köpfen und seltsamen Gliedmassen — abenteuer
liche tolle Märchengeister.
Oefters brummt der Fischbeinige:
„Krüppel! Feine Krüppel!"
Die Lika versteht nicht, was er damit sagen
will.
VI.
Und dann sind die Beiden wieder in der freien
Welt, draussen unterm blauen Himmel.
Die Morgensonne lacht, und die Lika lacht mit.
Auf einem stillen Waldsee sind die Beiden, sie
freuen sich über die grünen Bäume, über die Wasser
rosen und über die weissen Schwäne, die würdevoll
ihr Haupt umdrehen, um die Lika in ihrer Por
zellanschale zu sehen; Lika spannt wieder ihren
orangefarbigen Sonnenschirm auf.
Am Ufer blühen dicke, bunte Blumen, wilde
Enten fliegen hin und her, Hirsche kommen und
trinken Wasser, sehen die Lika und laufen fort —
in die dunklen Wälder, durch die Niemand durch-
blicken kann.
Es ist still, es bleibt aber nicht still.
Von einem Birkenhügel klingt ein sanftes Saiten
spiel hernieder.
Und wie sie weiter fahren, ertönen in den Wäl
dern harte Hörner und dröhnende Pauken — ganz
in der Nähe hinterm hohen Schilf wird eine Flöte
geflötet.
Der Triton sagt:
„Du, das ist ein Dudelsack!"
Aber danach hören sie einen glockenhellen Ge
sang — viele Mädchenstimmen!
An den Ufern wird's auf allen Seiten immer
lauter— Geigengesumm und Trompetengeschnatter
— Trommelgerassel und Harfengeklimper!
Musik überall!
Und es klingt so fein zusammen.
Die Lika lauscht und lächelt und bewegt im
Takte die zarten Finger.
Vorsichtiger bewegt der Triton seine glitzern
den Fischbeine, damit man ja die Lika Alles hören
kann — all die vielen Jubelstimmen, die dem Mor
gen „guten Morgen" sagen.
VII.
Plötzlich — auf allen Bergen ein wüstes Ge
schrei!
Alle Instrumente kreischen durcheinander —
und es erscheinen die Bocksbeinigen — tolle Weib
lein und noch tollere Männlein.
Die Musiker sind's!
Sie begrüssen den fidelen Triton und die drol
lige Lika mit graulichem Gejohle.
„Wo ist die Heimath?" fragt der Triton.
Da wird's mit einem Male wieder still, und die
Bocksbeinigen singen im grossen Chore:
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