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EMIL ORLIK. PLAKAT.
Geschichte der japanischen Kunst darf
man aber, wie gesagt, heute noch nicht
erwarten.
Was wir aber bereits deutlicher sehen,
das sind die grossen, gemeinsamen Züge,
die durch die ganze japanische Kunst
hindurchgehen und besonders klar wer
den, wenn wir die Entwicklung der euro
päischen Kunst dagegen halten.
Bei uns hat jede grosse Periode der
Malerei in der Skulptur ihren Vorläufer
und ihre Wurzel gehabt. Bei den alten
Griechen liegt das ja klar zu Tage, ebenso
bei den Italienern der Renaissance, aber
auch bei den Franzosen, Niederländern
und Deutschen war es nicht anders.
Höchstens, wo ein Volk als Erbe eines
ganz nahverwandten hervortritt, wie die
Engländer nach den Holländern, konnte
eine solche Vorstufe entfallen.
Der ursprüngliche Mensch schafft ja
nach der Erinnerung, und es scheint, dass
der Weg von den Körpern zu körperlicher
Darstellung, die ja durch zwei Sinne,
Sehen und Fühlen, überwacht werden
kann, näher ist, als vom Körper zur
Fläche. Und so ist die Vollendung meist
früher den Bildnern gelungen als den
Malern.
Dagegen hat in der japanischen
Kunst die Plastik nie eine führende Rolle
gespielt; denn, was von Bronce- und Holz
skulpturen des 7. und 8. Jahrhunderts uns
überliefert ist, lässt auf blosse Nachah
mung des Fremden schliessen und ist ohne
Einfluss auf die Zukunft. Die japanische
Kunst, übrigens auch die chinesische, ist,
wie richtig bemerkt wurde, aus der
Schreibkunst herausgewachsen, also ähn
lich, wie die Wandbilder der alten Aegyp-
ter oder Miniaturen des Mittelalters. Man
hat auch gewisse Eigenthümlichkeiten
der japanischen Malerei auf diesen Ur
sprung zurückgeführt: den Mangel an
klarer Licht- und Schattengebung, an
Rundung, an Helldunkel, das Fehlen der
Linearperspektive, die später allerdings
durch eine fast übertriebene Luftperspec
tive ersetzt wird, dann den conventio-
nellen Schwung der Figuren, sowie ihre