Familien in einem einzigen Steinkasten wohnen, weiss man
den Wald, den Park und den Garten zu schätzen, und wer
sich die Erinnerung an die grünen Reize der Natur nicht
grossartiger sichern kann, stellt zum wenigsten ein paar
Blumentöpfe auf die Fensterbank oder doch eine Handvoll
Blumen in das Glas auf den Kamin. Nirgends liebt man die
Blumen und den Wald so sehr wie in den grossen Städten.
Das ist natürlich, denn der Mensch bewertet die Dinge nach
ihrer Seltenheit, und auf dem Steinpflaster und dem Asphalt
der städtischen Strassen kommen die Pflanzen nicht fort.
© Die Arbeiterin, die uns Willette und Steinlen zeigen, die
Charpentier neulich in der Oper „Louise” besungen hat,
schmückt ihre Dachkammer mit Blumen und harrt die
dumpfe Arbeitswoche hindurch dem freien Sonntag ent=
gegen, wo sie in den Wäldern von Meudon und St. Cloud,
von Sceaux und Clamart die Stadtluft austreiben und kräf=
tigen Pflanzenduft einathmen kann. Wer aber nicht vom
frühen Morgen bis zum Abend in die steinernen Mauern der
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