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kommen in duftigen Kleidern und mit dem „Shamisen” 
(Guitarre). Einmal war ich in solcher Gesellschaft, die der 
angesehenste Apotheker Tokios an seinem Geburtstage ge= 
laden hatte. Ich muss sagen, die Herren behandelten die 
Tanzmädchen nicht nur galant, sondern mit aufmerksam= 
ster Zärtlichkeit. Eine der Schönen setzte man aus Höflich= 
keit an meine Seite. Die Gesellschaftsspiele, die mir einer 
der Herren in deutscher Sprache verständlich machte, sind 
harmlos wie in einer Spielschule bei uns. Eines der Lieder 
hatte den Text: „Tief drinnen in einem Berge, da ist ein 
Fuchs, eine Katze und ein Hund = der Fuchs brüllt, die 
Katze miaut und der Hund bellt.” (Damit ist das Lied fertig.) 
Ist das nicht ähnlich manchem japanischen Bilde? Ein Baum 
= ein Wässerchen = ein Berg mit einer zarten Linie um= 
rissen = ein Vogel = und wie famos ist das oft. ©0© 
© Aber leider scheint diese frische, fröhliche Naivetät der 
Japaner nicht überall mehr Stand zu halten. Wenigstens in 
der bildenden Kunst nicht; ich fürchte, dass die echt japani= 
sehe Eigenart aus ihr bald für immer entschwunden sein 
wird. Bei einem Besuche der kaiserlichen Kunstschule in 
Tokio fand ich gut nur die Holzbildhauerei, deren Professor 
sehr talentvolle meist lebensgrosse Götterbilder schnitzte. 
Man verfertigte eben die riesigen Einzelstücke zu einer 
Kolossalstatue. Als Modell hing an einer Gliederpuppe die 
wohlarrangirte Draperie. = In der Bronzeschule setzte man 
zwei Riesenstandbilder für den neuen Mikadopalast zu= 
sammen. Der technische Theil war ausgezeichnet, alskünst= 
lerisches Vorbild dienten jedoch Photographien Wouwer= 
man’scher Reiterfiguren. ©©©
	        
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