© Wir wenden uns zu dem Urheber der Zeichnung, der
sich an unserem Staunen weidet, und fragen ihn um Auf=
klärung. Wie wird das gemacht? Wie ist das möglich?
Aber er lacht nur und sagt: ©©©
© „Meiner Treu! Ich weiss es selbst nicht. Es kommt mir
so vor, als ob der Kerl so aussähe.” ©©©
© Es gibt Leute, die Leandre für einen bissigen Satiriker
halten, und diese irrige Meinung scheint man besonders im
Auslande zu hegen, sintemalen die Engländer einen diplo=
matischen Zwischenfall aus seiner Caricatur der Königin
Victoria machten, während in Deutschland das Witzblatt
„Le Rire” verboten worden ist. ©Q©
© Um Leandre irgend eine politische oder nationale Vor=
eingenommenheit zuzutrauen, muss man sowohl mit ihm
selbst als auch mit seinen Arbeiten unbekannt sein. Das
Opfer, welches er seinem Stifte am häufigsten überant=
wortet, ist = er selbst, und dann kommen seine besten und
intimsten Freunde an die Reihe. Das genügt, um jeden Vor=
wurf von Bösartigkeit und Vorurtheil von ihm abzuweisen.
© Er verzerrt ein Gesicht, weil ihm das Spass macht und
nicht aus Hass gegen den Besitzer des Gesichtes, und wenn
unter seinen Händen aus einem Gesichte eine lächerliche
Fratze wird, so ist in erster Linie das Gesicht selber verant=
wörtlich, denn so lächerlich diese Fratze sein mag, so ähn=
lieh ist sie auch. © © ©
© Wer sich also über eine Caricatur Leandres ärgert,
sollte sich ein anderes Gesicht anschaffen. ©©©
Paris. KARL EUGEN SCHMIDT.
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