und die Deutschen überhaupt zumeist zu danken, dass sie
sowohl mit den Werken als auch mit der Persönlichkeit
des gegenwärtig berühmtesten französischen Caricaturi=
sten intim bekannt geworden sind. ©©©
© Während wir anderen plauderten, erzählten und unsere
Ansichten austauschten, war Leandre beständig an der
Arbeit. Kaum war das Tischgeräth nach dem Abendessen
weggeräumt, so wurden Papier und Bleistift vor Leandre
geschoben, und während ringsum die Stimmen ertönten,
machte er sich daran, den für diesen Zweck gerade am be=
quemsten sitzenden Gast zu zeichnen. So entstand jenes
Album köstlicher Caricaturen, welches bald einen Schatz
des Jettel’schen Hauses ausmachte, und mit dessen Inhalt
die Wiener bei Gelegenheit der graphischen Ausstellung der
Secession bekannt geworden sind. ©©©
© Aber nur der geringste Theil der hier geschaffenen Zeich=
nungen verblieb im Hause; zumeist zog das Modell be=
glückt mit seinem Conterfei ab, und wer immer von 1890
bis 1898 im Jettel’schen Hause verkehrte, erfreut sich des
Besitzes zum mindesten EINER Zeichnung Leandres. ©©
© Denn für Leandre war und ist Zeichnen keine Arbeit,
sondern eine Erholung, kein Beruf, sondern ein Vergnügen,
keine Kunst, sondern Natur. In den letzten zwanzig Jahren
sind gewiss keine hundert Abende hingegangen, an denen
er kein Porträt gezeichnet hätte. Wie bei Jettei gieng und
geht es ihm auch in anderen befreundeten Häusern, und
wenn er abends ins Kaffeehaus tritt, eilt der Kellner alsbald
mit Tinte, Feder und Papier herbei. ©©©
© Jahrelang konnte man ihn so im Cafe de la Nouvelle
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