ihnen zu verkehren. Die habe ich ja auch,” fügte er mit
einem Blick auf die lange Bücherreihe hinzu. Dann setzte
er fort: „Uebrigens, die Einsamkeit und die Einförmigkeit
drücken mich jetzt nicht mehr, ebenso wenig wie sie mich
locken, nachdem ich nun fünf Jahre Klosterleben und frei=
willige Gefangenschaft hinter mir habe. Ich fühle mich
geläutert und gestählt, mit Gleichmuth auch die arktische
Winternacht zu ertragen. ©©©
© „Und was soll ich auch draussen? Hier, in der Stille,
fühl’ ich, nein = ich bin überzeugt, dass es ein Land des
Traumes, ein Märchenland gibt, ebenso wirklich wie
dieses sichtbare um uns, und dass es einmal jene Sehnsucht
stillen wird, die wir empfinden, wenn unser Auge das Gold
der untergehenden Sonne trinkt. Jenes Land ist das Urbild
der schönsten Gedanken und Träume der Dichter und
Künstler. Wann aber wird Phantasie und Gefühl zu den
Völkern jener «civilisierten» Länder kommen? Wann
werden ihre Menschen eine Religion empfangen, etwas,
das sie anbeten können mit ganzer, zitternder Seele ? Jetzt
können sich nur einzelne Individuen um dieselbe Gottheit
vereinen, und kein Tempel steht unbefleckt da.” ©0©
© Sein Blick fiel auf den rasenden Kullerwo, der in der
grellen Beleuchtung des Lampenlichtes in voller Lebens=
grosse vor uns seine sehnigen Arme in die Höhe streckte.
Nur ein Künstler konnte beurtheilen, dass es noch nicht
ganz vollendet war. Es war ein Bild von ungeheuerer Kraft
und Wildheit. Der ganze hagere und geschmeidige Körper
des wildgewordenen Burschen war wie eine straffge=
spannte Sehne in dem Augenblick, wo sie den Pfeil ent=
389