der einen Kurzwand befand, und dessen Scheiben in tiefen
Farbentönen glühten. Von Norden flutete durch ein Riesen=
fenster der schneegraue Wintertag hinein. Diesem Fenster
gegenüber, baute sich ein gewaltiges Gehäuse aus gebrann=
ten Ziegeln auf, das in der Mitte eine gewöhnliche Ofen=
Öffnung aufwies, nach beiden Seiten aber flügelartig in
offene Kaminherde auslief, deren gewölbte Backsteinmäntel
durch gewundene schmiedeiserne Säulen getragen wurden.
Die andere Kurzseite des Ateliers, gegenüber dem gothischen
Fenster, war in zwei Stockwerke getheilt: unten befand sich
das Bibliothekzimmer, nur durch einen Vorhang vom Atelier
getrennt, und ein Alkoven, der ins Vorzimmer führte; oben
ein Fremdenzimmer, aus dem ein ebenfalls nur durch einen
Vorhang verschliessbares Fenster ins Atelier hineinführte,
und ein mit der Galerie in Verbindung stehender offener
Raum, wo später eine Orgel Platz gefunden hat, der damals
aber noch als Tischlerwerkstatt diente. Die dem Bibliothek=
zimmer gegenüberliegende Ecke war um einige Stufen er=
höht und durch den wellenförmig cannelierten Stamm einer
Riesenfichte, der das Dachgebälke trug, vom unteren Atelier
getrennt. In diesem oberen Raume stand neben Notenbehäb
tern und weich gepolsterten Bänken Frau Marys Flügel.
An den freien Wanden waren Bänke aus dicken, glatt=
gehobelten Fichtenbohlen befestigt. Das Ganze machte mit
seinen gewaltigen, massiven und theilweise grotesken For=
men einen cyklopenhaften Eindruck. Von oben, aus der
Dämmerung des hölzernen Dachgewölbes, klang ein selt=
sames Singen zu uns herunter, wie fernes Glockengeläute.
0 „Was ist das für ein Gesang?” fragte ich Gallen, der
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