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Monumentalbaues, wie sie diesen Gerüchten zufolge beabsichtigt wird, unter 
keinen Umständen zu gestatten. 
Die Stelle, die zunächst berufen wäre, einem solchen barbarischen Vorhaben 
Einhalt zu tun, die Kommission zur Erhaltung der Baudenkmale, bietet ihrer 
ganzen Tätigkeit nach leider keine Gewähr für den Schutz dieses Kleinods 
gegen kunstfeindliche Absichten. Beweis dessen, daß seit geraumer Zeit alle 
Restaurierungsarbeiten, von denen sie ja Kenntnis haben muß, in Neuhersteh 
lungen ausarten. 
Die Freunde der Umgestaltung des Portals werden betonen, daß es sich 
im vorliegenden Falle ja gerade um die Entfernung einer solchen Neuherstel' 
lung, wenn auch einer schon sehr alten, um die Beseitigung des zu dem romanb 
schenPortal später hinzugekommenen vordersten gotischen Bogens nämlich, und 
um die ^Wiederherstellung des angeblich ursprünglichen Zustandes handle. 
^Vir erwidern, daß dieser erste gotische Bogen zu gotischer Zeit entstanden, also 
echt ist, und halten dafür, daß auch an dieser Stelle ein echter gotischer 
Bogen einem heute herzustellenden, somit gefälschten „romanischen Bogen 
vorzuziehen sei. , 
Wir sind in der Lage, Eurer Exzellenz Aufmerksamkeit auf einen ge' 
wichtigen Gewährsmann für die Richtigkeit unserer Anschauungen lenken zu 
können, auf John Ruskin, der in der VI. Betrachtung seiner „Sieben Leuchter 
der Baukunst” folgende herrliche WWorte spricht: 
„Die sogenannte Restaurierung ist die schlimmste Art der Zerstörung von 
Bauwerken. Weder vom Publikum, noch von denen, deren Obhut die öffemy 
liehen Baudenkmäler anvertraut sind, wird die wahre Bedeutung des Vvörtes 
,Wiederherstellung’ (Restaurierung) verstanden. Heute bedeutet sie die voll' 
ständigste Zerstörung, eine Zerstörung, aus der keine Bruchstücke gerettet 
werden können, von einer falschen Vorstellung des zerstörten Werkes begleitet, 
falsch auch in einer parodistischen ^Weise, die verabscheuenswerteste aller Falsch' 
heften. Täuschen wir uns doch nicht über diesen wichtigen Punkt: es ist ganz 
unmöglich, so unmöglich wie die Toten zu erwecken, irgend etwas wieder' 
herzustellen, das jemals groß oder schön in der Baukunst gewesen ist. Das 
Leben des Ganzen, der Geist, der nur durch die Hand und das Auge des Arbei' 
ters übertragen wird, kann niemals wieder zurückgerufen werden. Ein änderet 
Geist mag durch eine andere Zeit gegeben werden und dann ist es ein neues 
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ÖSTERR. MUSEUM 
F. ANGEW. KUNST 
BIBLIOTHEK
	        
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