£7. (94 L
OUNXJKGSKMJKST
FACHZEIISCHRIFf FÜR. ARCHlFEKfüRJ
INNENAUSSTM-TUNO, KUNSTGEWERBE
MALEREI, PEBSTIK UND VERWANDTE
GEBIETE.
SCHIRI Pf LEITUNG ^ ARCH.PR.OE FERDINAND FELLNER-EELDE6Q.
HERAUSGEBER U VERLEGER
FRIEDRICH ERNST HÜBSCH
Die „WOHNUNGSKUNST“ erscheint alle vierzehn Tage in zwei Ausgaben: a) LUXUSAUSGABE auf Kunstdruckpapier und
b) EXPORTAUSGABE auf Illustrationsdruckpapier, welche ständig und turnusweise an sämtliche Interessenten des Inlandes
und hauptsächlich an jene des Auslandes kostenfrei versendet wird.
Der BEZUGSPREIS für 24 Hefte (ein Jahr) der EXPORTAUSGABE der „WOHNUNGSKUNST“ ist für ÖSTERREICH und
die SUKZESSIONSSTAATEN (mit Ausnahme der Tschecho-Slowakei) 84 Kronen; für die TSCHECHO-SLOWAKEI 42 tsche-
chische Kronen (Zahlstelle: Haasenstein & Vogler Ä.'G., Prag, Ferdinandova 24); für das DEUTSCHE REICH 40 Mark
(Zahlstelle: Haasenstein & Vogler A.-G., Berlin W. 35, Potsdamerstraße 24); für das ÜBRIGE AUSLAND 40 Franken bezw.
40 Schilling (Zahlstelle: Haasenstein & Vogler A.-G., Zürich I., Bahnhofstraße 58).
BESTELLUNGEN für ABONNEMENTS und INSERATE sind zu senden an den Verlag der „WOHNUNGSKUNST“ in
WIEN III/x, Strohgasse 10.
Konto bei der Verkehrsbank Wien, Filiale Stubenring / Konto bei der Deutschösterreichischen Postsparkassa Nr. 184.954.
Nachdruck sämtlicher Beiträge und Illustrationen einschließlich der Inserate ohne Bewilligung der Schriftleitung verboten.
Copyright 1920 by Verlag „WOHNUNGSKUNST“ in Wien.
2. JAHRGANG WIEN, MITTE FEBRUAR 1920 HEFT 3
WIENER KERAMIKEN.
QEIT Sempers Darlegungen in seinem „Stil in den
^ technischen und tektonischen Künsten“ wissen
wir, daß nach der Textilkunst die Keramik die älteste
der technischen Künste ist. Aber auch ohne Sempers
gelehrten und tiefgründigen Beweisen zu folgen, dürfte
es möglich sein, sich von
dem Altersrang der Ke^
ramik eine plausible Er^
klärung zurechtzulegen.
Es bedarf dazu ja nur
der Erwägung, daß die
Natur des Stoffes, in dem
eine Technik schafft, es
zunächst sein wird und
sein muß, die die erste
Voraussetzung seinerBe^
arbeitungsfähigkeit aus*
macht. Was könnte nun
aber für die Bearbeitung
einfacher, was entgegen
kommender sein, als die
weiche Bildsamkeit des
Tons, zu dessen Ge
staltung es fürs erste gar
keine Werkzeuge, son
dern bloß der mensch
lichen Hände bedarf? So
werden dennnaturgemäß
die allerersten technisch
bildnerischen Versuche
der Menscheit solche des
Modellierens in Ton ge
wesen sein und das erste
nützliche Artefakt, das
auf diese Weise zu
standegekommen ist,war
sicherlich ein Trink-oder
Eßgeschirr. Aber auch
andere, als rein tech
nisch-stoffliche Gründe
Professor Michael Powolny: Wasserspeier.
sprechen für die Einreihung der keramischen Kunst
an erster Stelle. Und auch hier gibt uns Semper den
Fingerzeig, wenn er in seiner zwar kleinen, aber be
deutsamen Schrift „Die vier Elemente der Baukunst“
also schreibt: „Das erste Zeichen menschlicher Nieder
lassung und Ruhe nach
Jagd, Kampf und Wan
derung in der Wüste ist
heute wie damals, als
für die ersten Menschen
das Paradies verloren
ging, die Einrichtung der
Feuerstätte und die Er
weckung der lebendigen
und erwärmenden speise-
bereitenden Flamme.
Um den Herd versam
melten sich die ersten
Gruppen, an ihn knüpf
ten sich die ersten Bünd
nisse, an ihm wurden
die ersten rohen Reli
gionsbegriffe zu Kultur-
gebräuchen formuliert.
Durch alleEntwicklungs-
phasen der Gesellschaft
bildete er den heiligen
Brennpunkt, um den
sich das Ganze ordnet
und gestaltet. Er ist das
erste und wichtigste, das
moralische Element der
Baukunst.“ Und weiter
sagt Semper: „Zugleich
ordneten sich die ver
schiedenen technischen
Geschicklichkeiten der
Menschen nach ihnen
(den Elementen der Bau-
kunst): die keramischen
2