Aus dem Salzburger Fachkurse, Studie nach einem lebenden Hahn, Verkleinerung auf [8 der Zeichnung
Die Küche ist von Patriz Huber, dem so früh und jäh Verstorbenen. Sie wirkt sehr
schmuck mit ihren weissen Möbeln, den blauen und graugrünen Ornamenten, aber von
der kräftigen, aus dem vollen Holze schneidenden Eigenart dieses Künstlers gibt sie kein
besonders charakteristisches Bild.
Bei dem Wertheim-Rundgang lernte man die Gefahren extremer Originalitätssucht
kennen, man konnte dabei auf den Gedanken kommen, dass ein geschmackvoller Eklektiker,
der alles prüft und das Beste behält, einen brauchbareren Raum schaffen könnte als eine
eigensinnige Persönlichkeit. Der Kenner würde zwar die Anregungs-Gläubiger aufzählen
können, aber er müsste eingestehen, dass die Anregungen fruchtbar und eriiillungs-
reich geworden sind.
Das Beispiel eines solchen Eklektikers stellt der Architekt Friedmann dar.
Er hat die Japaner beachtet, EndelYsche Metalldurchbrucharbeiten angesehen, die
Wirkung Leopold Bauer'scher Wandfüllungen aus irisierenden böhmischen Kacheln sich
gemerkt; er vergass nicht, wie gut im Panneel eingelassene alte englische Sportbilder aus-
sehen; manche Einzelheiten der Heymefscheu Einrichtung fielen gleichfalls bei ihm auf
fruchtbaren Boden. Aus diesen Keimen aber bildete sich ein Raum von behaglicher sicherer
Eleganz in hellem stumpfem Mahagoni mit einer (in neuem Maschinenverfahren einge-
pressten) gewundenen lntarsienleiste, mit Wandtäfelung, Kaminsitzen, Hankierenden
Schränken in guter Gliederung, und in allem steckt ein ausgeprägter praktischer Comfortzug,
der mit besonderer Liebe Gebrauchsfinessen ausbildet: die Oberiiäche der Sofaseitenwand
aufklappbar als Tablette mit eingelassener Kristallplatte, Likör- und Zigarrenschränke mit
raffinierten Vorrichtungen, metallgefüttert, mit Durchbruchgitter zum Feuchthalten der
Importen und mit herausziehbaren Servierbrettern.
Man sieht, ein Möbelarchitekt, der nicht nur zu dekorieren, sondern auch zu leben
versteht.
Felix Poppenberg
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