MAK

Volltext: Monatszeitschrift VI (1903 / Heft 6 und 7)

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Ankleidespiegel, Mahagoni, poliert, mit Bronzebeschlägen 
Sichgehenlassen, Welches so 
charakteristisch für Conders 
Figuren ist. Künstlerischer 
Übermut drängt sich bei allen 
seinen Arbeiten in den Vorder- 
grund; es ist schwierig, sich 
über sein Werk in nüchternem 
Deutsch auszudrücken. Das 
feine Gewebe französischer 
Phraseologie eignet sich dafür 
viel besser, aber die Bewun- 
derer seiner Arbeiten werden 
mich wohl verstehen. 
Gemälde, welche einem 
eigentümlich individuellen 
Temperamente entspringen, 
haben die Eigenschaft, in dem 
Beschauer korrespondierende 
Gefühle zu erwecken, und 
hierin liegt des Künstlers Ge- 
schicklichkeit. Es gibt Bilder, 
welche achtungsvolle Bewun- 
derung für solide Verdienste 
erwecken; andere, welche 
ernste Ziele und Ansichten auf- 
rufen; andere wieder, welche 
als Stücke von Autobiographie 
oder glänzender Charakter- 
auslegung Interesse und spe- 
kulative Neugierde erregen, 
und dann gibt es noch weitere, 
welche so voll von Schön- 
heiten der Natur in ihrer 
grossen, gleichmütigen Stim- 
mung sind, dass bei ihrem 
Anblick unwillkürlich tiefe Andacht und Friede sich den Sinnen mitteilen. 
Es gibt Künstler, welche uns die Gemeinplätze des Lebens und seine 
hässlichen Vorkommnisse wiederholen, und andere, welche uns zu Mitleid 
oder zu Ekel vor der schrecklichen Wirklichkeit anregen, welche sie dem 
Buche der menschlichen Tragödien entlehnt haben. Als ich zum erstenmale 
ein Gemälde von Conder sah, war es, als ob ich ein Buch von Argenson 
geöffnet hätte und dem sprühenden Gesellschaftsgeschwätze dieses leben- 
digen Raconteurs lauschte. Gerade wie bei ihm spricht aus Conders Bildern 
keinerleiMoral; sie weisen einfach in leichter, anmutiger Weise auf Tatsachen
	        
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