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Der römische Tem-
pelbau kennt auch nicht
mehr die umlaufende
Treppenflucht, sondern
meist nur die gerade
vorgelegte Freitreppe,
die von hohen figuren-
geschmückten Wangen
eingeschlossen ist. In
Rom ist die volle Mei-
sterschaft bei der Aus-
bildung freier Treppen-
anlagen schon vorhanden ,
zu denen das Forum,
die Thermenanlage, der
Kaiserpalast reichste
Gelegenheiten boten.
Endlich hat zweifellos
auch schon dieVilla sub-
urbana von dem Motiv
Gebrauch gemacht und
freie, reich gegliederte
Treppenanlagen in den
vielfach terrassierten
Garten einbezogen.
Mit der geraden
oder mehrfach gebro-
chenen Stufenreihe, die
nicht mehr bloß dem
Zweck genügt und auch
nicht mehr bloß als Teil
des Sockels oder Unterbaues dient, sondern ein Eigenleben führt, durch
Wangen gefaßt, von Trophäen und Figuren geschmückt, wurde die Frei-
treppe zu einem höchst wertvollen Teil des künstlerischen Gesamteindrucks.
Seine höchste Blüte hat diese Anlage aber zur Zeit der Renaissance und
der Barockkunst erlebt. Als das Motiv, das am mächtigsten der großen
Prunkentfaltung und festlichen Anordnung Vorschub leistet, ist es auch
denjenigen Epochen am dienlichsten gewesen, denen Festesfreude oder
äußerliche Machtentfaltung besonders wichtig waren.
Allerdings, was die klassischen Zeiten an kostbarem Material, an mate-
riellem Reichtum diesen Anlagen widmen konnten, das haben spätere Zeiten
nicht mehr zur Verfügung gehabt. Die edlen Steine der Römer, die reichen
Plastiken und die wertvollen Mosaiken, mit denen die Unterbauten der
monumentalen römischen Bauwerke geschmückt wurden, sind für spätere
Treppenhaus im Hause Limpurg (Mainz)