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Volltext: Monatszeitschrift XIII (1910 / Heft 12)

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unbekümmert, ein Mann. Das 
ist Shakespeare. Braunschweig 
breitet gleichfalls Zeugnisse 
alter Theaterkultur aus. Die 
Periode der fahrenden Leute, 
der englischen Komödianten 
und der Schulkomödien rollt 
sich auf, und ein Herzog zu 
Braunschweig Heinrich Julius, 
begründet die erste deutsche 
Bühne mit berufsmäßigen 
Schauspielem und schreibt 
selbst für sie StückeDekorative 
Entwürfe aus dem XVII. jahr- 
hundert von O. Harms illu- 
strieren diese Frühzeit desdeut- 
schen Theaters : Ruinen, Garten 
mit Felsgrotten und Spring- 
brunnen, ein Wasserpalast mit 
Nymphen und Tritonen; ein 
Treppenhaus mit Pfauen; Fel- 
senhöhle mit Ausblick auf 
Meeresbucht. 
Alt-Berlin und Alt-Wien 
bringen Interessantes, ab er nur 
kleine Kollektionen. Der Alt- 
Berliner Theaterhumor wird 
durch Karikaturen und bunte 
Possenbilderbogen vorgeführt. 
Von der lustig harmlosen Welt 
Türkischer Beutel, Perlarbeit, entworfen und ausgeführt von Amalie des KÖUiEStäÖtSChCUJ Friedrich 
Szeps Wilhelmstädtschen und Wall- 
ner-Theaters erzählen die Ko- 
mikerköpfe Beckmanns, Reusches, Helmerdings. Die Alt-Wiener Posse spricht farbig und 
lebendig aus einer Reihe delikat illuminierter Kupfer, die als Fries die Wände einer Koje 
umzieht. Raimunds, Bäuerles und Nestroys Figuren und Szenen huschen und gaukeln hier 
voll spielender Gebärden. Und man denkt dabei daran, wie Karl Walser einmal Nestroys 
„_Iux" ironisch tändelnd in solch einer zierhaft trippelnden altmodischen Weise ausgestattet. 
Den tragischen Ernst bringt dazu die Totenmaske Hebbels, ein erloschenes Seher- 
haupt, das im langwallenden Bart nach innen zu träumen scheint. Auf ihn herab sieht von 
der Wand die Frau seiner Gemeinschaft, Christine, ein Bild ihrer Blüte, dunkel, voll und 
leidenschaftlich. Und als Totenopfer jüngster Zeit liegen unter Glas die Dramenmanu- 
skripte von Kainz in der sauberBüssigen, so gar nicht genialen Handschrift des Künstlers 
mit Jugendbildnissen zusammen und wecken unendliche Sehnsucht. Doch ein Lächeln ist 
dabei, wenn man dann in Girardis Sammlung auf die vergnüglichen Impromptus, auf die 
I-Iumore lustiger Stunden sieht, auf das ulkige Doppelgängerbild der beiden Freunde, auf 
dem sie beide, im kurzen gelben Jankerl, sich gegenseitig kopieren. 
Reliquien . . . In einer Vitrine -Friedrich l-Iaase hat sie aufgestellt, daneben seine 
Büste mit Walle-Shlips - liegt neben Postkartenbildern des „Königsleutnants" ein Ring mit 
Ifflands Pomät im Relief von Brillanten-Oval umgeben. 
Iffland wollte ihn zum Meisterreif Deutscher Schauspielkunst weihen, an Devrient 
kam er, I-laase erhielt ihn, bestimmt war er Matkowsky. Der Kronprätendent ist tot, Kainz
	        
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