MAK
Nr. 12 
Internationale Sammler-Zeitung 
Seite 109 
Chronik. 
Bibliophilie. 
(Professor Kroneckers Bücherei.) Die physiologisch 
pharmakologische Sammlung aus dem Nachlaß des bekannten 
Physiologen Professor Kronecker (Bern), ist in den Besitz 
der Buchhandlung Gustav Fock, G. m. b. H. in Leipzig, 
übergegangen. Die Bibliothek soll möglichst der Wissenschaft 
als Ganzes erhalten bleiben. 
Bilder. 
(Gottliebs „Betende Juden.") In Berlin hat der 
Großindustrielle Albert Loeske das Gemälde des verstorbenen 
galizischen Malers Moriz Gottlieb, „Betende Juden", um 
etwa K 300.000 erworben. Göttlich, der 1856 in Drohobycz 
geboren wurde und jung gestorben ist, machte in den siebziger 
und achtziger Jahren durch seine außerordentliche Begabung 
Aufsehen, und die bedeutendsten Lehrer und Meister jener 
Zeit widmeten seinei Ausbildung ihre Aufmerksamkeit. So 
nahm ihn zuerst Wurzinger in seine Meisterschule für 
Historienmalerei an der Wiener Akademie, dann kam er zum 
polnischen Meister Mate j ko und von ihm nach München zu 
Piloty. Nach seiner Rückkehr nach Wien wurde er Schüler 
Angelis. Das erwähnte Kolossalgemälde, das betende Juden 
an ihrem Hauptfeiertage darstellt, ist in Wien entstanden. 
Exlibris. 
(Buchzeichen für Gefangenenbüchereien.) Die Deut 
sche Kriegsgefangenenfürsorge will für Gefangenenbibliotheken 
und Interniertenbibliotheken Buchzeichen hersteilen. „Wir 
wenden uns mit diesem Preisausschreiben,“ so heißt es 
in einer Zuschrift an uns, „in erster Linie an die Künstler 
und Zeichner unter den Kriegsgefangenen und Internierten 
selbst, wobei uns als das Wünschenswerteste erscheint, daß 
ein Gefangener für dasjenige I.ager, in dem er sich befindet 
oder befand, ein Buchzeichen herstellt. Die Ausführung kann, 
in irgendeiner Schwarz-Weiß-Technik oder in Lithographie 
erfolgen. Die Entwürfe sind mit genauer Angabe von Namen 
und Adresse zu versehen. Die Preiszuteilung erfolgt unter 
Zuziehung von zwei künstlerischen Sachverständigen durch 
den Unterzeichneten. Die Vervielfältigung erfolgt in unserer 
Interniertendruckerei. Ferner wünschen wir eine Verschluß- 
marke für Briefe herzustellen, die zugunsten der Kriegs 
gefangenen verkauft werden soll. Die Größe der Marke 
soll den Umfang von ungefähr 3-5x5 cm nicht über 
schreiten, die Form ist dem Künstler anheimgestellt, Aus 
führung in Schwarz-Weiß oder mit Hinzufügung von einer 
bis zwei Farben. Die Marke soll die Worte enthalten: Für 
unsere Kriegsgefangenen. An dem Wettbewerb kann jeder 
teilnehmen. Termin der Einsendung für beide Preisaus 
schreiben bis 31. Juli 1918. Preise: Für das erste Preisaus 
schreiben (Exlibris): ein erster Preis von Fr. 100, ein zweiter 
Preis von Fr. 50.—-, zwei dritte Preise von je Fr. 25'—. 
Anßerdem zehn Anerkennungspreise in Gestalt von kunst 
geschichtlichen Büchern und Taschenuhren. Für das zweite 
Preisausschreiben (Verschlußmarke): ein erster Preis von 
Fr. 70'—-, ein zweiter Preis von Fr. 40'—, zwei dritte Preise 
von je Fr. 20'—. Ferner fünf Anerkennungspreise wie oben." 
Deutsche Kriegsgefangenenfürsorge Bern, gezeichnet Wol- 
tereek. 
Numismatik. 
(Der Reformationstaler.) Wie seinerzeit von uns ge 
meldet, wurde auf Antrag Sachsens im deutschen Bundesrat 
beschlossen, zum Gedächtnis des Reformationsjubiläums 
Gedenktaler zu prägen. Diese wurden nunmehr von der 
Königl. Sächsischen Münze in Muldenhütte ausgegeben und 
müssen als kleine Meisterwerke der Prägekunst bezeichnet 
werden. Inmitten des Spruchbandes mit der Inschrift: „Eine 
feste Burg ist unser Gott“ steht das wohlgelungene Brustbild 
des Kurfürsten Friedrich des Weisen. Ein Stück der 
Münze wird, da sie Stempelglanz trägt, für M 4— ausgegeben. 
Da mit Rücksicht auf den Mangel an Edelmetall nur hundert 
Stück geprägt wurden, wird die Münze ohne Zweifel einen be 
deutenden Seltenheitswert besitzen. 
Philatelie. 
(Briefmarkenauktion.) Vom 24. bis 27. Juni ver 
anstaltet der Wiener Briefmarkcnhändler Rudolf Friedl im 
Dorotheum eine Briefmarkenauktion, bei der eine 
Europasammlung, eine Österreich-Spezialsammlung und Über 
seemarken unter den Hammer kommen. 
Verschiedenes. 
(Auffindung unbekannter Schubert-Qartette ?) 
Aus Zell am See wird uns geschrieben: „Auf dem Dachboden 
einer hiesigen Villa ist dieser Tage unter verschiedenen alten 
Noten und Büchern ein kleines 30 Seiten starkes Heft auf 
gefunden worden, das drei bisher unbekannte Quartette von 
Franz Schubert enthält. Die Noten sind von dem Komponisten 
selbst niedergeschrieben. Die Quartette, die alle Vorzüge der 
reichen Kunst des Liederfürsten zeigen, sind für Flöte, Gitarre, 
Viola und Baß gesetzt. Dem Notenhefte lag ein vergilbter 
Zettel bei, der den kurzen Satz trägt: „Dies hat Franz selbst 
geschrieben.“ An der Echtheit des Fundes kann kein Zweifel 
herrschen. Die Vorfahren des gegenwärtigen Besitzers der 
Villa waren mit Schubert eng befreundet und dürften die 
Komposition als Geschenk* erhalten haben“. — Wir geben 
diese Nachricht vorläufig mit Vorbehalt wieder. 
(Kunsthändler Sigmund Lebel.) In Wien ist der 
bekannte Kunsthändler Herr Sigmund Lebel eines plötz 
lichen Todes verschieden. Lebel war ein vorzüglicher Kunst 
kenner und begeisterter Kunstliebhaber. Er zählte zu den 
angesehensten Vertretern dieses Geschäftszweiges und hat 
sich um die Läuterung und Veredlung des Kunstgeschmackes 
große Verdienste erworben. 
(Eine Vereinigung der Dresdener Galeriefreunde“) 
wurde, wde man uns aus Dresden meldet, dort auf Anregung 
des bekannten Kunstsammlers Oskar Schmitz gegründet. 
Sie hat den Zweck, Werke der neuesten offiziell noch nicht 
anerkannten Kunst anzukaufen und sie der Dresdener 
Gemäldegalerie geschenkweise anzubieten. Man will dadurch 
verhüten, daß die Galerie später die ursprünglich nicht be 
achteten Werke teuer kaufen muß, zugleich sollen auch die 
Künstler selbst gefördert werden. Die neue Vereinigung bietet 
eine wertvolle Ergänzung des Dresdener Museums Vereines 
und der verschiedenen Stiftungen zugunsten der Galerie. 
Museen. 
(Die erste Gemäldegalerie in der Türkei.) Eine über 
raschende Gründung wird aus Konstantinopel gemeldet: 
die Errichtung einer Gemäldegalerie, «ie wird die erste in 
einem Lande des Islam sein, der bekanntlich seit seiner Stiftung 
dem Bilderdienste und der Bildkunst den Krieg erklärt hat 
und dessen ganze Kunstübung, yon Persien abgesehen, aus r 
schließlich auf dem Ornament beruht. Für das neue Museum 
ist vorgesehen, Bilder osmaniseker und ausländischer Maler
	        
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