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Volltext: Monatszeitschrift XVI (1913 / Heft 11)

sehen kann, besonders nahe stehen. So mag diese Abendmahlstafel den 
Schluß einer Reihe von I-Iolzskulpturen bilden, die unmittelbarer als andere 
kirchliche Plastiken der Heimatscholle entwachsen sind. 
Die Abendmahlstafel hat einen blauen Hintergrund und Boden, dazu 
vergoldete Einzelheiten (Kelch, Messergriff, Petri Schlüssel). Mit solcher 
Zurückhaltung in der farbigen Behandlung, die freilich etwas auch im Zeit- 
geschmack lag, hat der Künstler eine sehr feine Wirkung erzielt; durch sie 
wird der Rahmen der ernsten Stimmung in keiner Weise überschritten. Die 
Ammerländer I-Iolzl-iguren waren ganz bemalt gewesen, und zwar scheinbar 
ohne Musterung in einfachen Farben. Es dürfte sich also schwer entscheiden 
lassen, ob die ehemalige Wirkung die gegebene Charakterisierung der 
Figuren verstärkt oder abgeschwächt haben würde. Jedenfalls können wir 
nicht den jetzigen Zustand als so verkehrt annehmen, daß wir uns aus über- 
 
Abendmahl, Eichenholztafel, Größe o'53x 1-51 Meter, Oldenburger Arbeit, XVII. jahrhunden 
triebener Vorsicht jeder Ansicht über „abgewaschene Figuren" enthalten. 
Da hier im wesentlichen auf Einheit in Material, Technik und Inhalt hin- 
gewiesen werden sollte, ist ja ein Verzicht auf Vollständigkeit in der 
Charakterisierung schon ausgesprochen. Das Relief „Tod der Maria" ist 
noch größtenteils im Besitz seiner Farben und Vergoldung. 
Um zuletzt an die Einleitungsworte über unsere Kunstgewerbemuseen 
anzuknüpfen, so möchte ich durch diesen Aufsatz im Grunde nur wieder die 
kulturelle Bedeutung von Justus Brinckmanns Grundsätzen hervorgehoben 
wissen: daß kleine Museen in ihrer Art groß und selbständig werden können, 
wenn sie sich in die Natur und das Volksleben oder in das industrielle 
Schaffen ihres Landes einreihen, - natürlich so weit es ihre Vergangenheit 
zuläßt. Was hat es für einen Zweck, wenn man jetzt in Karlsruhe eine ost- 
friesische Bauernstube sehen kann? Wieviel würde zum Beispiel Oldenburg 
verlieren, wenn es seine heimatlichen Schnitzwerke und Möbel zugunsten 
eines berühmten Pacher- oder Regensburger Schrankes opfern wollte? All- 
mählich wird sich die Erkenntnis, von einem Museumstypus, einem Schema 
loszukommen, überall durchbrechen. Ist doch auch diese Zeitschrift ein 
gutes Beispiel für eine solche gesunde Entwicklung!
	        
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