sehen kann, besonders nahe stehen. So mag diese Abendmahlstafel den
Schluß einer Reihe von I-Iolzskulpturen bilden, die unmittelbarer als andere
kirchliche Plastiken der Heimatscholle entwachsen sind.
Die Abendmahlstafel hat einen blauen Hintergrund und Boden, dazu
vergoldete Einzelheiten (Kelch, Messergriff, Petri Schlüssel). Mit solcher
Zurückhaltung in der farbigen Behandlung, die freilich etwas auch im Zeit-
geschmack lag, hat der Künstler eine sehr feine Wirkung erzielt; durch sie
wird der Rahmen der ernsten Stimmung in keiner Weise überschritten. Die
Ammerländer I-Iolzl-iguren waren ganz bemalt gewesen, und zwar scheinbar
ohne Musterung in einfachen Farben. Es dürfte sich also schwer entscheiden
lassen, ob die ehemalige Wirkung die gegebene Charakterisierung der
Figuren verstärkt oder abgeschwächt haben würde. Jedenfalls können wir
nicht den jetzigen Zustand als so verkehrt annehmen, daß wir uns aus über-
Abendmahl, Eichenholztafel, Größe o'53x 1-51 Meter, Oldenburger Arbeit, XVII. jahrhunden
triebener Vorsicht jeder Ansicht über „abgewaschene Figuren" enthalten.
Da hier im wesentlichen auf Einheit in Material, Technik und Inhalt hin-
gewiesen werden sollte, ist ja ein Verzicht auf Vollständigkeit in der
Charakterisierung schon ausgesprochen. Das Relief „Tod der Maria" ist
noch größtenteils im Besitz seiner Farben und Vergoldung.
Um zuletzt an die Einleitungsworte über unsere Kunstgewerbemuseen
anzuknüpfen, so möchte ich durch diesen Aufsatz im Grunde nur wieder die
kulturelle Bedeutung von Justus Brinckmanns Grundsätzen hervorgehoben
wissen: daß kleine Museen in ihrer Art groß und selbständig werden können,
wenn sie sich in die Natur und das Volksleben oder in das industrielle
Schaffen ihres Landes einreihen, - natürlich so weit es ihre Vergangenheit
zuläßt. Was hat es für einen Zweck, wenn man jetzt in Karlsruhe eine ost-
friesische Bauernstube sehen kann? Wieviel würde zum Beispiel Oldenburg
verlieren, wenn es seine heimatlichen Schnitzwerke und Möbel zugunsten
eines berühmten Pacher- oder Regensburger Schrankes opfern wollte? All-
mählich wird sich die Erkenntnis, von einem Museumstypus, einem Schema
loszukommen, überall durchbrechen. Ist doch auch diese Zeitschrift ein
gutes Beispiel für eine solche gesunde Entwicklung!