nahmen seitens der Porzellanmanufaktur der Fabriksinspektor Mathias Niedermayer,
der Arkanist Josef Leitner und der Obermaler Georg Perl teil. Ein dabei vorgenommener
Vergleich mit Steingutgeschirren aus den Fabriken zu Holitsch, Prag und St. Pölten
hatte das Resultat, daß die Winklersche Komposition als die beste anerkannt wurde.
Somit war es nur gerechtfertigt, daß die beiden Gesellschafter Winkler und
Hartmuth die förmliche Landfabriksbefugnis erhielten, was der Wiener Magistrat der
Direktion der Porzellanfabrik am 24. Juli 1798 mitteilte.
Eine weitere Nachricht über die Fabrik entnehme ich dem handschriftlich erhaltenen
Reisebericht (jetzt im Kölner Kunstgewerbemuseum) des Arkanisten und späteren Direktors
der Berliner Porzellanfabrik Frick, der 18m in Wien war und von der „k. k. privil. Steingut,
Bimsenstein, Graphitstiften und elastischen Rechentafeln Fabrik in Wien" berichtet. Wir
erfahren aus demselben, daß man in dieser „Fabrik von Josef I-lartmuth auf der Roßau"
im Jahre 1812 die Steinguterzeugung, die Frick als sehr „mittelmäßig" bezeichnet, zugunsten
der Fabrikation von Bleistiften eingeschränkt hat. Frick beschreibt genau das Verfahren
bei der Herstellung der Stifte. Außerdem reproduziert er einen Preiskurant der Fabrik
vom 5. Oktober xßxz. An Steingut verzeichnet dieser drei Kategorien, und zwar „Tafel-
geschirr", „KaffeegeschirW und „Gerätschaften", wobei jedes Modell entweder „weiß"
oder „blau gemahlen" zu beziehen ist. Zum Tafelgeschirr gehören, wie bei den kompletten
Speiseservicen der Wiener Porzellanfabrik, Suppentöpfe, Schüsseln (rund, oval, drei- und
viereckig), Saucieren mit Untersatz, Kasserollen, Teller, Salzfassel, Senfkannen mit Unter-
satz, Flaschenkühlkessel, Eierbecher, Wermutkriigel, Fruchtkörbe, Konfektteller, Butter-
schaffeln, Butterteller und endlich kleine und größere Salatschalen von neuer Form.
Dieselbe Nachahmung der Porzellantypen ist der Fall beim Kaffeegeschirr. Zu den „Gerät-
schaften" gehören Servierkannen und -tassen, Schreibzeuge, Halblrrügel mit und ohne
Deckel, Pomadetiegel, Tafel- und Handleuchter, Gartengeschirre mit Untersatz, Reindl
mit Deckeln, Suppenschalen mit und ohne Deckel, Speiseeinsatzschalen, runde und ovale
Nachtgeschirre, Barbierschüsseln, Spuckpfandel und Apothekerbüchsen. Es handelt sich
bei allen diesen Steingutarbeiten des Jahres 1812 um ganz einfache und kurrente Waren,
denn die Preise sind recht bescheiden; das teuerste Stück ist ein Suppentopf Nr. 5, der mit
blauer Bemalung 3 Gulden 45 Kreuzer kostete.
Die Fabrik, die heutzutage noch blüht, und zwar in Budweis, wurde im Jahre 1846
dorthin verpflanzt. Seit 18x8 war Elisabeth Hardtmuth die Besitzerin, seit x846 gehörte sie
Karl Hartmuth. E. W. Braun-Troppau
DIE GLÄSERSAMMLÜNG MÜHSAM. Im Königlichen Kunstgewerbemuseum
zu Berlin wird vom 17. März ab die Gläsersammlung des Kommerzienrats Jacques
Mühsam, Berlin, ausgestellt. Die etwa 4oo Pokale umfassende Sammlung stellt den
bedeutendsten deutschen Privatbesitz an Gläsern des XVII. und XVIII. Jahrhunderts dar.
Sie beschränkt sich in der Hauptsache auf drei große Gruppen: geschnittene deutsche
Gläser, diamantgerissene und punktierte holländische Gläser und die sogenannten
Zwischengoldgläser. Unter den geschnittenen Arbeiten ragen kostbare Pokale aus Nüm-
berg, Böhmen, Schlesien, Thüringen und aus den brandenburgischen Hütten hervor; unter
den etwa 50 punktierten holländischen Gläsern befinden sich hervorragende Werke von
Greenwood und Wolff, und die böhmischen Zwischengoldgläser veranschaulichen alle
Varianten dieser kunstvollen Technik.
LTE BURGER- UND BAUERNMÖBEL. "' Architekt Professor Karl Sim-
mang in Dresden hat ein schönes Tafelwerk herausgegeben, welches die konstruk-
tiven Grundlagen der Holzrnöbelformen behandelt. In 40 Foliotafeln, die vorwiegend
orthogonale Darstellungen der Ansichten, Schnitte und Details enthalten, und in einem
Textheft bringt er ein reiches und gutes Material, das aus den Bedürfnissen eines
bestehenden Lehrganges entstand. Der Verfasser unterrichtet an der allgemeinen Abtei-
" Verlag Gerhard Kllhtmann, Dresden.