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Volltext: Monatszeitschrift XVIII (1915 / Heft 6)

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stereotomische Formbehandlung würde weichem Stein oder Holz weit besser entsprechen 
als plastischem Ton. Es liegt aber offenbar ein gesundes Streben nach konzentrierter 
Zusammenfassung und Vermeidung kleinlichen Details vor, das in seiner Absicht zwei- 
fellos gut, wenn auch in seinen Mitteln nicht immer gerade glücklich genannt werden 
kann. Wenn also auch zugleich Widerspruch mit dem Interesse an dem Beschreiten eigener 
Wege verbunden ist, so genügt doch schon das Vorhandensein so mutiger Bestrebungen, 
um die Vorführung dieser eigenartigen Versuche zu rechtfertigen und Anteilnahme an der 
künstlerischen Begabung zu erwecken, die zweifellos ernster Natur ist. 
KÜNSTSALON VVAVVRA. In den früher von Pisko benutzten Räumen hat trotz 
der Ungunst der Zeiten ein neuer Unternehmungsgeist Boden gefaßt. Er wird erst 
seine Kraft zu zeigen und sein Glück zu erproben haben, doch ist die Schaffung einer neuen 
Ausstellungsgelegenheit sicher ein wertvoller Gewinn für unser verarmtes Kunstleben. 
Die Eröffnungsschau bringt bescheiden eine Vorführung des Österreichischen Künstler- 
bundes, welcher eine Kollektion von Arbeiten des im Kriege gefallenen strebsamen Paul 
Treulich und des fleißigen, vorwiegend graphisch vertretenen August jentsch eingefügt 
ist. Auch von den keramischen Arbeiten der Kleinplastiker H. Kirsch und Meyer-Michel ist 
eine hübsche kleine Sammlung vorhanden. Von den Bildern erfreuen jene Konstantin 
Stoitzners des Älteren durch Ernst und Sachlichkeit, jene T. Ethofers und der Baronin 
Kraus durch Gewandtheit und Frische. Es ist kein packender und an die Probleme der Zeit 
gernahnender Anfang, aber immerhin ein wagendes Beginnen. 
Die Räume müssen günstig genannt werden wie die Lage. Nur sollen auch die Zeiten 
es wieder werden. 
HALM UND GOLDMANN. AUSSTELLUNG I-IESSHAIMER. Ein 
k. u.k. Berufsoffiziender dem Kriegspressequartier zugeteilt ist und die Kriegsereignisse 
an der Front unseres nordöstlichen Kampfgebietes miterlebt, hat eine Sammlung von 
Bleistiftstudien aus seinen Studienmappen ausgestellt. K. u. k. Hauptmann L. I-Iesshaimer 
tritt nicht als Dilettant, sondern als Künstler vor die Öffentlichkeit, der den Bleistift 
meisterlich handhabt und so sicher, breit und klar seine Eindrücke niederschreibt, daß 
man an das Primitive des l-lilfsmittels und an die Schwierigkeiten, unter welchen gearbeitet 
wurde, gänzlich vergißt. Ein Sachkundiger erzählt mit Interesse am Gegenständlichen, 
aber ohne am Detail sich zu verlieren, von den Vorgängen in den Schützengräben, in den 
zerstörten Ortschaften, bei den gesprengten Brücken auf den weiten Flächen der Kampf- 
plätze und Durchmarschgebiete. Ihn fesselt aber nicht nur die Handlung, der Vorgang, 
er hat auch feines Empfinden für den großen Reiz der Landschaft, der Bauweisen; die 
Natur fesselt ihn nicht weniger wie das, was ihr großartiger Rahmen umschließt. 
Außer den Lichtbildaufnahmen sind bei uns noch fast gar keine persönlichen Dar- 
stellungen vom Weltkriege aufgetaucht. Nun hat uns das Kriegsfürsorgeamt Einblick 
in die Arbeit eines tüchtigen Zeichners gewährt, der die Eigenschaften eines trefflichen 
Schilderers und Erzählers besitzt. Man folgt mit ebenso großem Interesse dem bedeutenden 
Gegenstände, wie man den Reiz des leichten, sicheren und wirkungsvollen Bleistiftstriches 
genießt, mit dem diese fesselnde Eindrücke oft unter den gefährlichsten Verhältnissen 
festgehalten wurden. 
KLEINE NACHRICHTEN 50' 
BERLINER CHRONIK. Eine kleine gewählte Ausstellung der Neuen Münchner 
Sezession führte mich in eines der alten Berliner Patrizierhäuser am Pariser Platz. 
Hier in dem Eckgebäude auf der Nordseite, eng an das Brandenburger Tor angeschlossen, 
hat der Graphik-Verlag unter Leitung Otto Haas-Heyes sein Quartier aufgeschlagen.
	        
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