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Volltext: Monatszeitschrift XIX (1916 / Heft 8 und 9)

das Folgende empfehlen, über die Persönlichkeit dieses Wiener Freundes 
Strigels zunächst einige orientierende Worte vorauszuschicken. Dr. Johann 
Cuspinian - sein eigentlicher Name lautete Spiessheimer (nicht Spiess- 
hammer, wie man so häufig liest),"' - erblickte in der freien Reichs- 
stadt Schweinfurt im Jahre 1473 das Licht der Welt, studierte zuerst 
in Leipzig, dann (seit 1493194) an der Wiener Universität, wo er 
sowohl das philosophische wie das medizinische Doktorat erwarb und 
an beiden Fakultäten Vorlesungen abhielt. Im Jahre 1500 zum Rektor 
gewählt, wurde er ein Jahr später vom Kaiser zum Superintendenten der 
Wiener Universität ernannt, ein Amt, das er bis zu seinem Tode innehatte. 
1508 wurde ihm nach dem Ableben Konrad Celtis dessen ordentliche 
Professur der Poetik und Rhetorik übertragen, doch verzichtete er schon 
nach einigen Jahren auf sein akademisches Lehramt, um sich von 1510 an 
durch mehr als ein Jahrzehnt fast ausschließlich der diplomatischen Tätigkeit 
als kaiserlicher Gesandter in Ungarn zu widmen, in welcher Eigenschaft er 
sich namentlich um das Zustandekommen der Doppelheirat zwischen den 
Enkeln Maximilians I. und den Kindern König Wladislaws II. von Ungarn 
bleibende Verdienste erwarb. 
Im Herbste 1513 war Cuspinian nach elfjähriger Ehe mit Anna, der 
Tochter des kaiserlichen „Kammerdieners" Ulrich Putsch, Witwer geworden, 
verheiratete sich aber, um seinen verwaisten Kindern wieder eine Mutter zu 
geben, schon im folgenden Jahre aufs neue, und zwar mit Agnes Stainer, einer 
Tochter des ehemaligen Wiener-Neustädter Bürgermeisters Hippolyt Stainer, 
die ihm eine stattliche Mitgift ins Haus brachte. Eine Schwester dieser 
Agnes, Margaretha, war mit Alexius Funck, einem gebürtigen Memminger, 
vermählt, der durch mehrere Jahre die Würde eines Bürgermeisters von 
Wiener-Neustadt bekleidete und am 3. Dezember 1521 in Memmingen, wohin 
er wahrscheinlich wegen der damals in Österreich grassierenden Pest geflohen 
war, gestorben ist." Ein Sohn des 1462 in die Memminger Geschlechterzunft 
aufgenommenen Johann Funck, war Alexius schon gegen Ende des XV.Jahr- 
4' Eine ausführliche Biographie Cuspinian: wird aus der Feder des Schreibers dieser Zeilen nach dem 
Kriege im Verlage von B. G. Teubner in Leipzig erscheinen. Einstweilen vergleiche man Horawitz in der 
Allgemeinen Deutschen Biographie, Band IV, pag. 66a i; Aschbach, Geschichte der Wiener Universität, II. Band, 
pag. 284 EL; Bauch, Die Reception des Humanismus in Wien (Breslau 1903), pag. 48 f., 156 B1, und Ankwicz im 
Monatsblatt des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich, VIII. Jahrgang (1909), pag. 237 ff. 
H Alexius Funck wurde in der St. Martinskirche zu Memmingen beigesetzt, an deren Westwand noch 
heute sein Grabstein zu sehen ist. Die darauf angebrachte Inschrift, deren Kenntnis ich Herrn Stadtarchivar 
Professor Dr. j. Miedel in Memmingen verdanke, lautet: „Anno dni. 1521 auf 3. tag Decembr. starb Alexi 
Funck weiland Burgermaister zw W. Newstatt in Oesterreich. Dem got gn(ad)." Die besonderen Umstände 
des Pestjahres 1521 brachten es mit sich, daß Alexius Funck in seiner Vaterstadt und nicht in Wiener- 
Neustadt, das ihm zur zweiten Heimat geworden, bestattet wurde. Denn in seinem vom 19. März 1515 
datierten Testament (Wiener-Neustädter Stadtarchiv, Ratsprotokoll lI, fol. CCCLIIQ verfügte er ausdrücklich: 
„Vnnd ist mein bittn vnd begern mein leichnam . . zu der Erde zu bestatten hie bey vnnser lieben frswen 
Thumbkirchen bey weilen lpolten Stainer meines lieben Schweher seligen begrebnuss". Und weiter heißt es 
darin: „ltem ich verorden, das . . mein liebe hawsfraw mir zw meiner begrebnuß ain Stain vnd ein gedechnus 
tafl machen sol lassen." Diese „GedächtnistafeW, eine Darstellung des Todes Mariii mit den Bildnissen der 
Stifterfamilie, existiert noch und wird gegenwärtig im fürstlich Liechtensteinschen Schlosse Greifenstein (bei 
Wien) aufbewahrt. Vgl. meine Abhandlung „Drei altdeutsche Tafelbilder im Schlosse Greifenstein an der Donau" 
im Kunstgeschichtlichen Jahrbuch der k. k. Zentralkommission, Band IV (1910), Beiblatt Spalte 177 bis 19a, 
woselbst eine Abbildung dieses Gemäldes und weiteres Material über Alexius Funck zu finden ist.
	        
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