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Modebandweberei in Österreich anzusehen ist,
und dessen Namen wir bis dahin nirgends ge-
funden hatten; wir meinen Franz Rusche in Wien.
Je mehr wir aber in die ganzen Fragen ein-
drangen, erkannten wir auch, wie unrichtig es sei,
die österreichische Bandweberei immer nur von
der Schweiz abzuleiten.
Die österreichische, und im Besonderen die
Wiener, Bandweberei hat erstens ihre eigene
ruhige Entwicklung von altersher, wie überall, wo
es schon im Mittelalter immer Band- und Borten-
weber gegeben hat: eine Erkenntnis, die sich aller-
dings" weniger durch die Urkunden als durch die
Selbstverständlichkeit der Sache ergeben hat.
Zum zweiten ließ sich aber urkundlich ein ganz
anderes Verhältnis zur französischen, und auch
zur deutschen, Bandweberei nachweisen.
Gewöhnlich wird es ja so dargestellt, als ob
ein scharfer Gegensatz zwischen der Entwicklung
der österreichischen Seidenzeug- und der öster-
reichischen Seidenbandindustrie bestünde: die
Seidenzeugmacher sollen ihre Anregungen beson-
ders aus Italien und Frankreich, die Seidenband-
macher aber so ziemlich ausschließlich aus der
Schweiz empfangen haben.
Einem Kunstforscher mußte das von vorn-
. . . Borten. Abb. 9: A h ' d f"
herein bedenklich erscheinen, wenn er es ohne Ungm „mniim; 3,1j„j;";'1„;f
Beweis auch nicht auszusprechen wagte ; es wider- anmd mit viel Silber (ursvrünslivh
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Sprache aber durchaus dem Gange der Kunstent- gäbuäcsfgijfssl;Äbsfjz:
Wicklung des XVIII. Iahrhundei-ts. Und es erklärt mirüoldfaden und Gvldlßhn- (öster-
sich diese einseitige Auffassung eben nur daraus, "ichisch" M""""')
daß immer nur von der Masseriindustrie der einfachen Bandware, nicht aber
von den eigentlich kunstvolleren Bändern, die Rede war.
Wir finden jedoch schon in den älteren Quellen sehr oft zwischen
„Schweizerß und „französischen Bändern" unterschieden. Es mußte da
einen ganz klaren, jedermann faßbaren, Unterschied geben. Das Schweizer
Band war eben im Gegensätze zu dem künstlerisch reicheren französischem
Bande die mehr oder weniger glatte Ware des alltäglichen Gebrauches.
Und dann hätte man auch der Einwirkung „vom Reiche" (besonders
von Sachsen und Krefeld) her mehr gedenken müssen; denn der Einfluß
von dorther setzte, wie wir urkundlich nachweisen können, früher ein als
der Schweizerische, und war auf manchem Gebiete, wie auf dem des Samt-
bandes, fortdauemd wirksam. Auch war die größte österreichische Band-
weberei überhaupt eine Gründung Reichsdeutscher: die Fabrik von Andre