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Genf und Paris als die Regel annehmen, daß die emaillierten Goldgehäuse
zwar wohl in einer anderen Werkstätte, nämlich der des Juweliers, aber
in derselben Stadt entstanden sind. Auch die Gehäuse von Werken, die
durch die Inschrift für Wien bezeugt sind, dürfen wir wohl auch Wiener
Juwelieren zuschreiben. Gerade in der für unsere Formuhren in Betracht
kommenden Epoche blühte die Kunst des Juweliers in Wien und es gab
daselbst auch sehr tüchtige Emailmaler. Ich verweise in dieser Hinsicht
auf meine kurze Zusammenstellung derselben in „Kunst und Kunst-
handwer ", 1905, Seite 389 5., wo die Werke der Brecheisen, Jünger,
Leopold Lieb, K. Dachtler, Bodmer aufgezählt werden.
Außerdem hatten die hofbefreiten Goldschmiede und
Juweliere so viel mit ähnlichen Arbeiten zu tun, wie
Tabatieren, Ringen etc., die sie im Auftrage des kaiser-
lichen Hofes als Geschenke für fremde Fürstlichkeiten,
Diplomaten etc. immerfort anzufertigen hatten. Wenn
einmal die österreichischen I-Iofzahlamtsrechnungen des
XVIII. Jahrhunderts publiziert sein werden, dürften sie
nicht viel weniger interessant und wichtig sein als die
schon veröffentlichten Listen der von den französischen
Königen gemachten Geschenke.
Über die Formuhren der Louis XVI- und Empirezeit
geben uns die Modezeitschriften die besten Auskünfte.
In Deutschland und Österreich tongebend war in der uns
interessierenden Zeit, also dem letzten Viertel des XVIII.
und dem ersten des XIX. Jahrhunderts, das „Journal des
Luxus und der Moden", das unter der Leitung von
F. J. Bertuch, dem Freunde Goethes, und G. M. Kraus
(später unter dem jüngeren Bertuch) von 1786 bis 1823
emiflirffgfäfgszsals zu Weimar herauskam und durch geschickte, aufmerk-
Buch (Sammlung der same Korrespondenten aus den führenden Modezentren,
"a" Tk-väfrr?" 310"" besonders aus Paris, London und Wien, immer auf dem
Laufenden erhalten wurde. Aus diesen Notizen geht
zunächst hervor, daß die kleinen kostbaren Uhren dieser Zeit zumeist Hals-
uhren waren, die offen und dem Blicke zugänglich getragen wurden. Im
März x787 wird aus Paris berichtet, daß die Damen meist zwei Uhren oder
wenigstens eine Uhr und eine „Fausse montre" als Gegenstück trugen, dazu
eine Menge goldener Berlocken. Besonders die „Damen vom ersten Range"
fangen an, ihre Uhren im Busen zu tragen. Dasselbe wird im September
desselben Jahres aus Wien als Neuheit mitgeteilt. Im Jahre 178g trägt
man große goldene fausse-montres von ovaler Form mit der Silhouette des
Geliebten.
Der Leipziger Modebericht von 1797 besagt, daß „um den Hals viele
Ketten beliebt sind, Medaillons, und, was eigentlich das Allerneueste ist,
Uhren mit kleinen Brillanten vorn an einer kleinen Kette. Die Uhr ist