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Volltext: Monatszeitschrift XX (1917 / Heft 3, 4 und 5)

waren, wieder auf und ebenso hielt er es für seine Pflicht, alle neuen technischen Versuche 
und Erfindungen zu erproben und für die Zwecke des Kunstglases fruchtbar zu machen, 
so die Lüstrierung durch metallische Dämpfe, die Bronzitfärbung. Die stete Vervoll- 
kommnung der Gravierung war sein höchster Ehrgeiz und sein größter Erfolg, den er 
noch in seinen letzten Lebenstagen erzielte, wie er auch durch sinnvolle, ganz aus 
dem Material des böhmischen Kaliglases geschöpfte, nur durch sich selbst wirkende 
Formgebung, die man vor allem an den von josef Hoffmann, Stmad und St. Rath ent- 
worfenen Gläsern und Geräten der neuesten Zeit bewundern konnte, immer neue Triumphe 
erntete. 
Sein Beispiel hat weithin gewirkt, die ersichtlichen Fortschritte des böhmischen 
Kunstglases, welche auf der letzten Glasausstellung im Österreichischen Museum (xgx 5) in 
überraschender Weise zutage traten, sind durch sein Wirken beeinflußt worden, bei dem 
für ihn immer der Grundsatz maßgebend war, daß auch das einfache Tischgerät kunst- 
erfüllte Edelarbeit sein müsse und dauernder Erfolg nie anders als durch gute Leistungen 
errungen werden könne. So hat Lobmeyr seit 50 Jahren auf allen Ausstellungen des In- 
und Auslandes dem österreichischen Namen immer neue Ehren gebracht und er hat durch 
sein vorbildliches Wirken erwiesen, was österreichisches Talent und österreichische Kraft 
vermögen, wenn sie unter Zucht und Führung eines starken zielbewußten Willens gestellt 
werden. 
Die Freundschaft und Liebe, die ihn seit 1864 an das Österreichische Museum band, 
ist sich immer gleich geblieben im Wechsel der Zeiten, Menschen und Anschauungen. 
Ebenso war er seit 1868 stets ein treuer gütiger Förderer der Kunstgewerbeschule. Mit 
den Lehrern hat er zusammengearbeitet, in der steten Werktätigen Fürsorge für die 
unbernittelten Schüler sah er eine wichtige Sicherung der kunsthandwerklichen Zukunft 
Österreichs. Unser aller Dank und Verehrung bleiben ihm erhalten, sein Name wird mit 
dem Österreichischen Museum und der Kunstgewerbeschule für alle Zeiten verbunden 
bleiben! Eduard Leisching 
INE GESCHICHTE DER KÜNSTKRITIK." In den Kollektaneen zu seinem 
Laokoon sagt Lessing: „Wir sind darin einig, daß die Kritik für sich eine Wissen- 
schaft ist, die alle Kultur verdienet; gesetzt, daß sie dem Genie auch gar nicht helfen sollte." 
Dieses kluge und feine Wort steht mit Recht an der Spitze eines vor kurzer Zeit erschienenen 
wirklich interessanten und gescheiten Buches Albert Dresdners, das die Entstehung und 
Entwicklung der europäischen neueren Kunstkritik im Rahmen der abendländischen Kunst 
behandelt. Das Thema ist fesselnd genug V handelt es sich doch um Fragen, die gerade in 
den letzten Jahrzehnten im Mittelpunkt des Kunstlebens gestanden haben -, die Betrachtung 
desselben ist originell und äußerst anregend, um so mehr als wir dem kundigen Verfasser 
gerne und vertrauensvoll folgen können; er gibt uns in jedem Fall genaue Rechenschaft 
über seine Quellen, deren vielseitiger und reicher Inhalt systematisch gegliedert ist. 
Es gibt wohl kaum ein anderes Gebiet der modernen kritischen Literatur, das so sehr 
unbestimmt und schwankend war als die Kunstkritik, hier standen sich vollkommen ent- 
gegengesetzte Wertbestimmungen und Auffassungen unvereinbar gegenüber, die alle das 
Recht der Unfehlbarkeit für sich in Anspruch nahmen. Das erste, was Dresdner deshalb 
klarstellen mußte, war eine sichere Bestimmung der Grenzen und des Wesens der Kunst- 
kritik, die recht glücklich als „diejenige literarische Gattung bezeichnet wird, welche die 
Untersuchung, Wertung und Beeinflussung der zeitgenössischen Kunst zum Gegenstande 
hat". Dresdner hat seinen bisher erschienenen ersten historischen Band in sechs Kapitel 
gegliedert, deren Inhalt den Entwicklungsgang in den Hauptepochen bildet, von der Antike 
bis zum Beginn der Neuzeit, deren hervorragendste Persönlichkeit am Ende des XVIILJahr- 
hunderts sich in Diderot verkörperte. Das Thema erreicht schon im ersten Kapitel eine 
' Die Entstehung der Kunstln-itik im Zusammenhang: der Geschichte des europäischen Kunstlebens. (Die 
Kunstkritik. Ihre Geschichte und Theorie. Band I.) Von Albert Dresdner, München, F. Bruckmann A.-G. 1915.
	        
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