Über den damaligen Silberarbeiter Franz Emplmann wissen wir, daß er
bei dem landschaftlichen Goldarbeiter Anton Schlätter gelernt und am 5. Mai
1686 dessen Tochter Maria Katharina zur Frau genommen hat. Er war aus
„Rennberg unter Khölln" gebürtig und bekleidete das Obervorsteheramt vom
Jahre 1699 bis 1701. Er starb am 9. Februar 1707.
Ein Goldschmiedmeister, über den wir wieder etwas mehr wissen, ist
Josef Matthias I-Iändl (Haindl). Er ist von 1694 bis 1697 Unter-, von 1697 bis
1699 Ober- und dann später wieder durch mehrere Jahre Untervorgeher der
bürgerlichen Goldschmiede-Innung und ist am 19. April 1706 gestorben. Die
landschaftlichen Ausgabenbücher melden uns, daß der „bürgerliche Gold-
schmied Mathias Josef I-Iaindl die landschaftlichen Paugger und Trompeter
Wehrgehänge, Knie und Schuhschnallen zu den neuen Liberejien beschlagen",
wofür ihm der Einnehmer am 20. Juni 1695 128 H. ausgezahlt hat. Es ist
auffallend, daß die Landschaft diese Gegenstände diesmal nicht bei ihrem
„landschaftlichen Silberarbeiter" Strohmayr, sondern bei einem von ihr
nicht geschützten Goldschmied genommen hat. Die Ursachen sind uns
nicht bekannt, vielleicht hatte Strohmayr das landschaftliche Patronat
zurückgelegt.
Aus dieser Post geht auch mit Bestimmtheit hervor, daß Händl Silber-
arbeiter gewesen ist, und wir müssen bei Betrachtung der Anfangsbuchstaben
seines Namens M. J. H. uns des zweiten Innungsbechers der Weizer Gerber
erinnern, welcher das Meisterzeichen M-I trägt. Da das Beschauzeichen
dieser Zeit von 1668 bis 1717 sich ganz gleich bleibt und keine Jahreszahl
enthält, auf diesem Becher auch keine Widmung eingraviert ist, entstehen
berechtigte Zweifel, ob Hiller oder Händl ihn angefertigt haben.
Ich habe aber in der Pfarrkirche in Oberzeiring eine sehr gut gearbeitete,
50 Zentimeter hohe Monstranz aus dieser Zeit gefunden, die das Meister-
zeichen M-I in einer anderen Umrahmung und ohne den I-Punkt eingeschla-
gen trägt. Der ovale vergoldete Fuß enthält hochgetriebene, fein ziselierte
Früchte und Engelköpfe, die Öffnung für die Lunula ist oval und von einem
schlichten Strahlenkranz umgeben, der von einem Doppelkreuz gekrönt wird.
Der Gegenstand, vielleicht früher ein Reliquienbehälter, ist mit großen, un-
echten Steinen geziert und ist jedenfalls die Arbeit eines geschickten Meisters.
Es kommen als Erzeuger nur die beiden genannten Goldschmiede I-Iiller
oder I-Iändl in Betracht.
Ein Goldarbeiter dieser Zeit, von dem wir zahlreiche Familiennach-
richten, leider aber keine Arbeiten haben, namens Christian Lorekh, darf
nicht übergangen werden, weil er in der Innung durch längere Zeit eine
führende Rolle innehatte. Er ist der Sohn des „edlen und kunstreichen
I-I. Johann Andreas Lorekh, I-Iofgoldschmied zu Warschau". Wir sehen ihn
von 1697 bis 1702 als Untervorgeher, dann von 1702 bis 1706 und von 1709
bis 1716 als Obervorgeher der Grazer Innung tätig. Als Vater mehrerer
Töchter wurde er der Schwiegervater der zwei tüchtigsten Silberarbeiter
der ersten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts, L. Vogtner und Franz Pfäfünger,