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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XII (1897 / 8)

Muffel zu schieben im Begriffe ist. Er bedient sich hiebei eines aus 
zwei X-förmig verbundenen Eisenstangen bestehenden, mehr als drei 
Meter langen Werkzeuges, das horizontal gerichtet auf einem Doppel- 
haken ruht, der an dem unteren Ende einer von der Decke herab- 
hängenden Kette befestigt ist. Mit kräftigen Armen erfasst er die beiden 
längeren Schenkel der Vorrichtung, fährt mit den beiden kürzeren unter 
einen flachen, hohl gelegten Untersatz, auf dem der Gefäßbauch ruht,- 
ein bedächtiger Druck, - eine Wendung nach rechts, - die Muffel 
öffnet sich und sicher geleitet, in pendelndem Zuge schiebt sich die 
Last in den glühenden Rachen. Dort, auf vier feuerfeste Untersätze 
niedergelassen und nachdem die Muffe] wieder geschlossen, verbleibt das 
Object nur wenige Augenblicke, Ein Guckloch in der Muffelthüre er- 
möglicht die Beobachtung des Fortschreitens des Brennprocesses. In 
hellglühendem Zustande wird das emaillirte Stück aus der Muffe! ge- 
zogen und wieder auf die Gipsplatte des Arbeitstisches gestellt. Von 
da weg bringt es ein Gehilfe in eine nur mäßig erhitzte große Muffe], 
den Kühlofen, wo es mit allen übrigen gleichartigen, zur selben Zeit 
ferfig gewordenen Stücken bis zum völligen Erkalten verbleibt. 
Ist das Aufschmelzen des Grundemails geschehen, so kommen die 
Gegenstände verschiedenster Art in die schon genannten, an der Nord- 
seite des Hauses gelegenen Localitäten, wo die Ausstattung durch far- 
bige Schmelze, die Ausführung der eigentlichen Schmelzmalereien u. s. w. 
vorgenommen wird. Nur mit einer einzigen Schmelzfarbe überzogene 
oder mit mehreren Farben, jedoch nur in ganz glatten Flächen ausge- 
statfete Stücke, werden mit den sorgfältig gepulverten und geschlämmten, 
zu einem dünnflüssigen Brei verarbeiteten Schmelzen bestrichen, oder 
nach vorheriger Bedeckung ihrer Oberfläche mit einer klebrigen Sub- 
stanz mit gepulvertem Email besiebt. Undurchsichtige, also deckende 
sowie auch transparente Emaillen, in wechselnden Schichten aufgetragen, 
ermöglichen die Herstellung mannigfaltig verschiedener Effecte. 
Die Edelmetalle Gold, Platin und Silber Enden hier vielfach künst- 
lerische Verwerthung. Goldfolien, nach verschiedenen Methoden ge- 
schnitten und zum Belegen der Emailfläche verwendet, werden im Feuer 
fixirt und erhalten die wünschenswerthe Vervollständigung durch ganze 
oder theilweise Uebermalung mit verglasbaren Farben. Goldlichter 
werden zierlich aufgesetzt; Goldgründe und Goldbuchstaben angebracht. 
Alle diese Arten der malerischen Ausschmückung erfordern wieder- 
holte und aufmerksame Behandlung im Feuer oder, wie es richtiger 
heißen sollte, in der Gluthitze der Muffel. Hiemit hängt der Umstand 
zusammen, dass unfern der Ateliers sich ein besonderes MufTelhaus für 
einzelne mit großer Sorgfalt auszuführende Brände befindet. Doch wird 
immer eine ziemliche Anzahl der für den Brand vorbereiteten Stücke 
regelmäßig in das große Muffelhaus zurückbefördert, um dort so oft es 
erforderlich dem Schmelzprocess zugeführt zu werden.
	        
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