Muffel zu schieben im Begriffe ist. Er bedient sich hiebei eines aus
zwei X-förmig verbundenen Eisenstangen bestehenden, mehr als drei
Meter langen Werkzeuges, das horizontal gerichtet auf einem Doppel-
haken ruht, der an dem unteren Ende einer von der Decke herab-
hängenden Kette befestigt ist. Mit kräftigen Armen erfasst er die beiden
längeren Schenkel der Vorrichtung, fährt mit den beiden kürzeren unter
einen flachen, hohl gelegten Untersatz, auf dem der Gefäßbauch ruht,-
ein bedächtiger Druck, - eine Wendung nach rechts, - die Muffel
öffnet sich und sicher geleitet, in pendelndem Zuge schiebt sich die
Last in den glühenden Rachen. Dort, auf vier feuerfeste Untersätze
niedergelassen und nachdem die Muffe] wieder geschlossen, verbleibt das
Object nur wenige Augenblicke, Ein Guckloch in der Muffelthüre er-
möglicht die Beobachtung des Fortschreitens des Brennprocesses. In
hellglühendem Zustande wird das emaillirte Stück aus der Muffe! ge-
zogen und wieder auf die Gipsplatte des Arbeitstisches gestellt. Von
da weg bringt es ein Gehilfe in eine nur mäßig erhitzte große Muffe],
den Kühlofen, wo es mit allen übrigen gleichartigen, zur selben Zeit
ferfig gewordenen Stücken bis zum völligen Erkalten verbleibt.
Ist das Aufschmelzen des Grundemails geschehen, so kommen die
Gegenstände verschiedenster Art in die schon genannten, an der Nord-
seite des Hauses gelegenen Localitäten, wo die Ausstattung durch far-
bige Schmelze, die Ausführung der eigentlichen Schmelzmalereien u. s. w.
vorgenommen wird. Nur mit einer einzigen Schmelzfarbe überzogene
oder mit mehreren Farben, jedoch nur in ganz glatten Flächen ausge-
statfete Stücke, werden mit den sorgfältig gepulverten und geschlämmten,
zu einem dünnflüssigen Brei verarbeiteten Schmelzen bestrichen, oder
nach vorheriger Bedeckung ihrer Oberfläche mit einer klebrigen Sub-
stanz mit gepulvertem Email besiebt. Undurchsichtige, also deckende
sowie auch transparente Emaillen, in wechselnden Schichten aufgetragen,
ermöglichen die Herstellung mannigfaltig verschiedener Effecte.
Die Edelmetalle Gold, Platin und Silber Enden hier vielfach künst-
lerische Verwerthung. Goldfolien, nach verschiedenen Methoden ge-
schnitten und zum Belegen der Emailfläche verwendet, werden im Feuer
fixirt und erhalten die wünschenswerthe Vervollständigung durch ganze
oder theilweise Uebermalung mit verglasbaren Farben. Goldlichter
werden zierlich aufgesetzt; Goldgründe und Goldbuchstaben angebracht.
Alle diese Arten der malerischen Ausschmückung erfordern wieder-
holte und aufmerksame Behandlung im Feuer oder, wie es richtiger
heißen sollte, in der Gluthitze der Muffel. Hiemit hängt der Umstand
zusammen, dass unfern der Ateliers sich ein besonderes MufTelhaus für
einzelne mit großer Sorgfalt auszuführende Brände befindet. Doch wird
immer eine ziemliche Anzahl der für den Brand vorbereiteten Stücke
regelmäßig in das große Muffelhaus zurückbefördert, um dort so oft es
erforderlich dem Schmelzprocess zugeführt zu werden.