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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe V (1890 / 6)

Notizen. 
Frau Emilie Bach 1-. Um die Kunststickerei war es vor drei 
Jahrzehnten bei uns wie überall herzlich schlecht bestellt. Die Aus- 
stellungen weiblicher Handarbeiten, zumeist von Dilettantinnen beschickt, 
boten wie die Schaufenster der Geschäfte zum größten Theile Beispiele, 
wie man nicht sticken soll, und Einzelne, die schon damals die stilistische 
Richtung pflegten, wie (abgesehen von den Schwestern vom armen Kinde 
Jesu in Döbling) Fräulein Therese Mirani und Carl Giani, vermochten 
nicht die Herrschaft eines zügellosen Naturalismus zu brechen. Die Ge- 
nannten schlossen sich daher um so freudiger dem Oesterr. Museum 
gleich nach dessen Gründung an, und bald war ein Erfolg der nun systema- 
tisch auftretenden Bestrebungen wahrzunehmen: schon die Ausstellung, 
mit der das eigene Museumsgebäude eröffnet wurde. zeigte die Früchte 
der Anregung und Belehrung durch das Zugänglichmachen rnustergiltiger 
Arbeiten in Originalen oder Reproductionen, durch Vorträge und Schriften. 
In den Siebziger Jahren trat in diese Bewegung Frau Emilie Bach ein, die 
äußerst rührig und geschäftskundig unter der Aegide des k. k. Handels- 
ministeriums eine Fachschule für Kunststickerei einrichtete und nach 
Uebergang aller Fachschulen in die Verwaltung des k. k. Ministeriums 
für Cultus und Unterricht als Directrice dieser Schule eine Staatsanstellung 
erhielt. Unterstützt durch so ausgezeichnete künstlerische Kräfte wie 
Therese Mirani, Amalie v. Saint-George, Marianne Fürst u. A. brachte 
sie die Anstalt zu großer Bedeutung. Aus derselben hervorgegangene 
Lehrerinnen wirken an vielen Schulen des Inlandes und fremder Länder, 
und wie durch solche Schülerinnen trug Frau Bach durch litterarisch- 
artistische Publicationen zur Popularisirung der stilistischen Richtung, 
insbesondere zur Wiederbelebung älterer Arten der Technik bei. ln 
neuester Zeit wandte sich die Anstalt auch den höheren Aufgaben der 
Bildstickerei zu. Diesem schönen Wirkungskreise wurde Frau Bach nach 
längerer Krankheit am '50. April durch den Tod entrissen. 
Kunstgawerbliohes Museum der Handels- und Gewerbekammer in Prag. 
Obwohl die Thatigkeit dieses Museums in Folge des von Jahr zu Jahr fühlbarer werdenden 
Raummangels sich nicht auf die Durchführung des ganzen durch das Statut bestimmten 
Programmes erstrecken kann, constatirt der letzte Jahresbericht dennoch ein stetig fort- 
schreitende: Aufblohen des lnstitutes. Die Zahl der lnventarnummern in den Samm- 
lungen ist von 3083 auf 3584 gestiegen. Besonders bemerkenswerth ist die Vermehrung 
der Sammlungen auf dem Gebiete der Holzarbeiten, welche durch Erwerbung einer 
Cnllectinn von geschnitzten Mobelbestandtheilen, Füllungen etc. des 15. bis 18. Jahr- 
hunderts bereichert wurden. Die Abtheilung der Glasarbeiten erhielt durch einige ge' 
schlitfene Gläser böhmischen Ursprungs einen Zuwachs. Unter den Emailarbeiten verdienen 
ein Reliquienkreuz im gothischen Stil, mit Drahtemail verziert, und eine venelianische 
Schale aus dem 16. Jahrhundert hervorgehoben zu werden. 
l)ie Besucherzabl betrug 58.120 Personen. Der Bestand der Bibliothek ist von 
907 Nummern auf 1 125 Nummern, jener der Vorbildersammlung von 956a auf 11.536 Blltter 
gestiegen. Die Bibliothek wurde von 200a Personen besucht. ' 
Nordbohmisohes Gewerbemnaeum in Reiohenberg. Dem kßrzllch veröffent- 
lichten Jahresberichte dieses Institutes ist zu entnehmen, dass auch in diesem Verwaltungs- 
iahre satnmtliche Sammlungen ansehnliche Bereicherungen erfuhren. Die größte und 
qualitativ ltervorragendste Vermehrung erfuhr die keramische Abtheilung, fnr welche 
Anschaäungen im Betrage von ungefähr 3700 H. gemacht wurden. Es gelang, dieser 
Abtheitung einige Stücke ersten Ranges zuzuführen, so vor Allem italienische Maioliken 
des 16. Jahrhunderts, darunter ein Theil eines Tafelservices der venetianischen Edel- 
familie der Avogadro, von welchem das Kunstgewerbemuseum in Berlin vier weitere 
größere Stücke besitzt. Die keramische Ausstellung des Museums im vergangenen 
Sommer gab dann Gelegenheit, eine größere Anzahl der schönsten keramischen Erzeug-
	        
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