ll
mit jener der Zeit vor der französischen Revolution in Ernst und Scherz
eine frappante Aehnlichkeit aufweise, so ist die wiedererwachende Vorliebe
für den farbigen Stich dabei auch inbegriffen. Es entsteht nur die Frage,
ob es denn, abgesehen von den wenigen Glücklichen, welche sich die alten
Originalstiche kaufen können, nicht angezeigt wäre, letztere durch unsere
heutigen Reproductionsarten zu ersetzen. Weit entfernt, die Lithographie
und deren Fortschritte im Farbendruck gering zu schätzen. können wir
für den angedeuteten Zweck doch nur der modernsten Photogravure die
viel größere Befähigung zusprechen. In der üblichen Fortentwickelung vom
Schwarz zur Buntfärbigkeit sehen wir in der That bereits ganz schätzens-
werthe Leistungen des Photogravuredruckes in bunten Farben, aber deren
Herstellung steht noch auf der ersten technischen Stufe, indem diese
neuen Blätter nur von einer einzigen, jedesmal frisch mit allen Farben
bemalten Platte gedruckt und zuletzt vielfach retouchirt werden; noch
öfter ist es blos chrornolithographischer Druck über Unterdruck in Photo-
typie oder Photogravure. - Bei der raschen Entwickelung, welche särnrnt-
licbe Dinge heutzutage nehmen, ist nicht im Mindesten daran zu zwei-
feln, dass es dem photographischen Verfahren sehr bald gelingen werde,
die besten alten Farbenstiche in täuschendster Weise zu reproduciren.
Noch erfreulicher wäre es aber, wenn unsere Stecher und Radirer selbst
wieder der Erzeugung farbiger Originalstiche ihre Aufmerksamkeit zu!
wenden wollten. Wenn ein Meiste: wie William Unger die Führung
übernimmt, dann kann der Erfolg nicht ausbleiben ').
Angelegenheiten des Oesterr. Museums und der mit
demselben verbundenen Institute.
581118 Majestät der Kaiser hat Sonntag den 4. d. M. die gegen-
wärtig im k. k. Oesterr. Museum ausgestellten, von Seiner Majestät als
Geschenk für die Kirche des deutschen Friedhofs in Rom bestimmten
zwei Glasgemälde besichtigt. Der Kaiser, begleitet vom Flügeladjutanten
Major v. T: ngler, erschien um 2 Uhr Nachmittags im Oesterr. Museum
und wurde im Vestibule vom Director Hofrath v. Falke empfangen,
welcher den anwesenden Director der Tiroler Glasmalerei-Anstalt, kaiserl.
Rath Dr. Jele, dem Kaiser vorstellte. Geleitet von den beiden Herren,
verfügte sich der Kaiser in den Saal VI und äußerte hier bei Besichtigung
der Fenster seine vollste Befriedigung über die geschmackvolle Anlage
und außerordentlich feine harmonische Stimmung des Ganzen. Der Kaiser
erkundigte sich bei dieser Gelegenheit eingehendst um die Verhältnisse
der genannten Glasmalerei-Anstalt, die Absatzverhältnisse und Arbeiten
für Amerika sowie um deren Betheiligung an der Ausstellung in Chicago,
und erfuhr mit Befriedigung, dass das bezeichnete Institut auch in Newyork
') Vergl. bereits den Abdruck von vier Plunen in der nGuette des Buux-Aruuy
Decernberbef: 1891: M11" Rochurd nach Aquarell von Roch ard.