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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe X (1895 / 6)

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Tracht ist die charakteristische: Lange Tunica, reiches, die Figur bis 
unten hin einhlillendes Pallium- und an den Ftißen Calcei, geschlossene 
Schuhe ohne Binden. 
Ebenso gekleidet erscheint die uralte St. Peter-Statue in den vati- 
canischen Grotten für uns urn so wichtiger, als die Annahme, sie sei 
aus einer Rhetorenstatue in ein Bild des Apostelfürsten verwandelt, eben 
beweisen würde, dass in jenen ersten Jahrhunderten kein Formunterschied 
zwischen profaner und geistlicher, oder liturgischer Kleidung gemacht 
wurde. Schriftliche Nachrichten melden uns wohl das Vorkommen von 
Vestes sacratae oder sacrae, geheiligten, geweihten Kleidern, so dass das 
Kleid, welches der Priester zu Hause und im Alltagsleben trug, nicht 
dasselbe war, wie das beim Gottesdienst. So ist die erste autoritative 
Anordnung, die wir für Kirchenkleider kennen, zu verstehen, wenn Papst 
Stephanus (253-257) den Befehl erließ, dass die Priester und Leviten 
(Diakone) ihre Vestes sacratae nicht im täglichenßebrauch, sondern nur 
in der Kirche tragen dürfen. Nach einer Vorschrift Hippolyüs sollen 
diese Kleider rein und weiß sein und sich durch größere Schönheit (in 
der Qualität des StoEes oder eher in besonderen Verzierungen) aus- 
zeichnen vor der Gewandung der Laien. Vergleichen wir damit noch 
eine Stelle im Briefe des Apostels Jacobus, der Apocalypse und mehrere 
Andeutungen aus den Constitutiones Apostolorum und des heil. Hiero- 
nymus, wird sich uns als die priesterliche Farbe der christlichen Antike 
unwiderleglich weiß ergeben, womit die Katakombengemälde durchwegs 
übereinstimmen, so dass der weiBe Talar des Papstes sowie verschiedene 
Ordenstrachten auch antike Traditionen bewahren. Die Vestes konnten 
natürlich noch reicher verziert sein, als der Htichtige Pinsel sie auf den 
skizzenhaften Katakombenbildern darstellt; ja von Constantin erzählt uns 
Theodoret (Krieg, l. c.), dass dieser aus Verehrung für die Kirche von 
Jerusalem dem Bischof Macarius dort ein heiliges Gewand (isgü 0:01.11) 
aus Goldfäden gewoben zum Geschenke machte, das er beim Spenden 
der Taufe tragen solle. Später sei das Kleid durch Kauf an einen 
Blihnentinzer gekommen, welcher in demselben aufgetreten und sofort 
zur Strafe todt zusammengesunken sei. Aus dem Umstande, dass dies 
Kleid auf der Bühne getragen werden konnte, ist zu folgern, dass es 
von einem Profanltleide nicht verschieden war, da die Annahme einer 
intendirten Verhöhnung durch nichts begründet erscheint. Die nähere 
Bestimmung, was für ein Kleid es gewesen sei, ist doppelt schwer. Denn 
außer Tunica und Palliurn müssten wir wohl auch schon an die Cappa 
oder Copa denken, wenn es nicht - was noch wahrscheinlicher wäre - 
eine Paenula war. 
Die älteste Darstellung einer Cappa, d. i. des Vorläufers unseres 
Vespermantels oder Pluviales, glaube ich an der berühmten Darstellung 
aus S. Priscilla zu sehen. Der durch einen ehrwürdigen Bart ausgezeichnete 
Bischof nimmt von seiner Kathedra aus die Einkleidung einer Jungfrau 
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