MAK

Volltext: Alte und Moderne Kunst III (1958 / Heft 5)

eine Vntivtafcl aus Holz zum Dank für seine Befreiung aus 
Acht und Bann. Sie ist heute noch am Wandpfeiler gegenüber der 
Kanzel in erneuerter Form des 17. jahrhunderts erhalten und 
zeigt den Herzog mit seinem Freund Hans Wilhelm von Mülinen 
unter dem Schutzmantel Mariens. Auch Kaiser Maximilian pil- 
gerte oft nach Wilten und machte am 19. November 1514 eine 
jagdkerzcnstiftung (vier Kerzen), „damit Wir, unser Holge- 
sinde, Gems- und andere Jäger an den Gejaiden (Jagden) und 
sonst vor Ungefellen (Unfällen) und Schäden verhütet werden". 
Aus dieser Stiftung könnte man, nebenbei gesagt, schließen, daß 
der Sage von der Rettung des Kaisers auf der Martinswand doch 
eine geschichtliche Begebenheit zugrunde liegt, Auch Erzherzog 
Ferdinand II. und Philippine Weiser pilgerten oft nach XWilten, 
ebenso der Türkensiegei" Herzog Karl Leopold von Lothringen, 
der 1670-1690 Statthalter von Tirol war. 1893 wurde das Gna- 
denbild im Namen und Auftrag des Papstes Leo XIII. von Fürst- 
bischof Simon Aichner von Brixen feierlich gekrönt, 1957 die 
Kirche durch Pius XII. zur Basilika erhoben. 
Nach dem geplanten, nicht sehr wesentlichen Umbau der Pfarr- 
kirche von 1609, versuchte man von 1727-1729 wieder einen 
Umbau der dunklen alten Kirche, deren baufälliger Turm längst 
nicht mehr die große Glocke tragen konnte, für die ein eigener 
hölzerner Turm erbaut worden war, wie ein Votivbild vom 
Jahre 1646 zeigt. Durch Entfernung der vier Pfeiler wurde da- 
mals ein einheitlicher Raum geschaffen, die Mauern um acht 
Schuh (2,5 m) erhöht, das gotische Gewölbe eingeschlagen und 
ein Scheingewölbc auf Latten mit BJFOCKOTTLIITICHICH aufge- 
baut. Doch schon 1750 stürzte ein Teil des Gewölbes ein, da die 
Mauern doch zu altersschwach waren. So blieb dem Abt Nor- 
hert Butljäger und seinem Konvent nichts anderes übrig, als 
die ganze Kirche samt dem Turm nicdcrzureißen und einen voll- 
ständigen Neubau zu errichten, der heute noch trotz aller Fähr- 
lichkeiten, besonders der beiden Weltkriege, in seltener Schöne 
vor uns steht. 
Der Neubau begann 1751, die Weihe erfolgte am 29. August 
1756. Als Baumeister und erfahrener Praktiker wurde der be- 
kannte, aus Navis gebürtige Tiroler Kirchenbauer, Pfarrer Franz 
de Paula Penz (1707-1772), damals in Telfcs im Stubai, be- 
rufen, der außer Wilten noch 13 andere schöne Barockkirehen 
in Tirol geschaffen hat (Arzl bei Innsbruck, Weerberg, Schön- 
bcrg, Fulpmcs, Gschnitz, Schmirn, 'l"elfcs, Obertilliach, Anras, 
Gossensall, Steinach, Neustift im Stubai und die Kirche der Eng- 
 
Pfarrkirche Wilten. Erbaut 1751-1736. 
lisclten liriiulein in Brixen). Die (iehilfen von Penz in Willen 
waren: als Planzeiehner, Verfertiget" eines plastischen Modells 
und als Bildhauer der Pfrontncr josef Stapf (1718-1785), der 
aus der Füssener Bauschulc Herkommers und Fischers kam, als 
Maurcrmeisler der Innsbrucker Matthias Umhauser, als Zahl- 
meister der Stiftsprior Thomas von Penner. Die ganze Bau- 
last trug das Stift Wilten, zum Teil unterstützt durch Fuhren 
von Bauern aus Willen und durch Arbeitsleistungen weiblicher 
Kräfte, allen voran eine besonders kräftige Person, die soge- 
Gruntlrifi 
Pfarrltirche Wilten. Inneres nach XVesten. 
37
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.