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Volltext: Alte und Moderne Kunst VI (1961 / Heft 51)

KULTURAMT 
RECHTFERTIGT 
SICH DURCH 
AUSSTELLUNGEN: 
EIN JAHR 
NEUERWERBUNGEN 
ARNULF NEUWIRTH 
Q2 
, 
41214„ 
 
1 
Das Kind mit dem Bade ausschüttend hat vor einiger Zeit ein Wochenblatt gegen 
„Fug und Unfug der Kunstförderung" Sturm gelaufen, heftige Attacken gegen den 
„Mäzen mit dem Amtskappel" geritten, dessen Festung am Friedrich Schmidtplatz 
sturmrcif geschossen werden sollte. 
Um die getrübte Atmosphiire zu klären, cntschloß sich das Kulturamt der Stadt Wien, 
als noch die feindlichen Posaunentöne allgemein im Ohr lagen, in seinem Ausstellungs- 
lokal am Sehmidtpltttz wie auch aus Anlaß der Neueröffnung von Sälen im Histori- 
schen Museum der Stadt Wien zu zeigen, welche Olbildcr, Skulpturen und Blätter der 
Graphik im Laufe des letzten Jahres aus Mitteln der städtischen Kunstförderung er- 
worben worden waren. (Von Wandbildern und Bauplastikcn, entstanden im Auftrage 
der Stadt Wien, soll hier nicht die Rede sein: über sie hat „Alte und moderne Kunst" 
in dc-t Nummern 1957l6 und 1960f11f12 berichtet.) 
Das Hauptargument dieser Ausstellungen war deutlich sichtbar herausgearbeitet: prin- 
zipiell fördert das Wiener Kulturamt Künstler aller Richtungen, ohne einer von ihnen 
den Vorzug zu geben, sofern ihre Werke ein Mindestmaß an Qualität erkennen lassen. 
"Alte und moderne Kunst" wollte die Aktualität dieser Polemik und der folgenden Aus- 
stellung zum Anlaß nehmen, um den Konsulenten des Kulturamtes, Dr. Robert Wa i s - 
senbe rger, nach der Meinung eines „beamteten Mäzens" zu befragen. Gibt der 
Einkäufer im Dienste der Stadt nur beharrlichsten unter den vielen unermüdlichen Be- 
lagcrern in seinem Vorzimmer nach, oder hat er nach klarem Plan eine Sammlung von 
Werken lebendiger Kunst angelegt? 
liin Rudolf 11., ein Erzherzog Leopold Wilhelm, ein Graf Lamberg fühlten sich als 
Sammler zwar dem Zeitgeist verpflichtet, mußten aber nicht über die Verwendung 
ihrer Gelder mit genauen Begründungen vor der Öffentlichkeit Rechenschaft ablegen. Der 
Beamte in der Position eines neuen Miizens darf nicht wie jene nur nach bestem per- 
sönlichem Geschmack ankaufen, er muß ein möglichst vollständiges abgerundetes Bild 
aller Kunstströmungen und schöpferischen Persönlichkeiten geben, mit denen er wäh- 
rend seiner Amtstäitigkeit zu tun hat. 
Für den Konsulenten des Kulturamtes der Stadt Wien ergeben sich zunächst folgende 
Möglichkeiten, den Strom von angekauften Graphikbliittern, Staffeleibildern und Klein- 
plastiken weiterzuleiten. Für Porträts von Persönlichkeiten, Selbstporträts der Künst- 
ler, Straßenbilder von Wien, Zeichnungen von Baustellen interessiert sich, nicht nur 
allein aus künstlerischen Gründen, das Historische Museum der Stadt Wien, dessen 
Netiztnkäufc zum Teil aus dem Fundus des Kulturamtes finanziert werden. Die größte 
Anzahl von Werken der graphischen Künste wie der Kleinplastik ist für die Schul- 
und Wandergalerien der Stadt bestimmt. lleranwachsend macht sich eine jüngste Ge- 
neration spielend, diskutierend, mit zum Teil recht komplizierten Erklärungen, ver- 
ständnisvolle Kommentare fordernden Arbeiten bekannt. Allein im vergangenen Jahr 
sind für diese Schulgalerien graphische Blätter folgender Wiener Künstler erworben 
worden: Avramidis, Autzinger, Beek, Berg, Brauer, Candea, Chaimowicz, Doxat, Escher, 
Florian, Freist, lircy, (Jcrstenbratnd, Gunsam, Haesele, Haug, lrlcssing, llollegha, llrd- 
licka, Ernst lluber, llutter, janesch, jungniekl, Klima, Kosel, Kreutzberger, Kreycar, 
Leherb, Lehmden, Leskoschek, Luby, Matuschek, Mikl, Miller-llauenfels, Moldovan, 
li. li. Müller, Neuwirth, Polasek, Potuznik, Prasrhl, Pregtirtbauer, Riedl, Schatz, Schmal, 
Schmitt, Schrom, Staudacher, Stransky, Swoboda, Trubel, Unger, Varga, Hedwig Wag- 
ner, Wanke. 
Die Anzahl der vom Kulluramt angekauften Kleinplastiken erscheint daneben ver- 
hältnismäßig geringer. Die Bildhauer Avramidis, Bottoli, lihrlich, Franz Fischer, llas- 
lecker, lloflehner, Prantl, Schwaiger und Turolt haben im letzten jahr Werke an die 
Sammlungen des Kulturamtes der Stadt Wien abgetreten. 
In der Ausstellung am Schmidtplatz ,.Neuerwerbungen von Olbildern" des vergangenen 
Sommers waren verschiedenste Richtungen der Wiener Malerei durch anschauliche 
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