JAROMIR NEUMANN
' Bilderfund auf der Burg in Prag I.
1 Paolo Veroncsc und Atelier,
Die Fußwaschung Christi. Nad: 1580
2 P2010 Veronme und Atelier.
Die Fußwaschun Christi,
Detail. 1th 1580
Als der Verfasser dieses Beitrags nach einer vorläufigen Vorber
zu Beginn dieses Jahres beauftragt wurde, mit der Untersuchur
Reste der alten Prager Burggalerie zu beginnen, sprachen wed
herrschenden Meinungen noch die Ansichten der bestehenden
literatur dafür, daß Funde von so außerordentlicher Bedeutung ge
werden könnten. Es schien, daß alle bedeutenden Werke, die hie:
den Abtransporten, Verkäufen und Versteigerungen der vergan
Jahrhunderte übrigblieben, schon in öifentliche Sammlungen, 1
ehemalige Rudoliinum und später in die Nationalgalerie, gelangt i
Das übrige, was sich noch auf der Burg befand, seien bloß alte
gedunkelte Gemälde, die sich zwar als Wohnungsdekoration eig
aber keine großen Kunstwerke darstellten. Diese Ansicht entwi
sich in der Folge eigenartiger historischer Umstände und konnt
nur erhalten, Weil es in der Vergangenheit niemals zu einer systr
schen wissenschaftlichen Untersuchung gekommen War. Dem Stl
stellten sich verschiedene Hindernisse in den Weg, iHSbBSOIldCU
die Illusion - die sich hartnäckig am Leben erhielt w, daß a1
Prager Burg von dem ehemaligen Bilderschatz nichts Bedeui
erhalten geblieben sei. S0 heißt es in allen kunsthistorischen Wi
die die Prager Burg behandeln und ihre früheren Kunstschä;
Erinnerung rufen.
Ruhm und Größe der von Rudolf II. in Prag angehäuften B
Sammlungen sind weithin bekannt. Ebenso kennt man die Schic
schlage, die sie später ereilten. Nach Rudolfs Tod wurde ein T:
Kunstwerke nach Wien gebracht, aber einen besonders sch
Schlag bedeutete der Einfall der Schweden im Jahre 1648 un
damit verbundene Abtransport der Prager Kunstschätze nach S
den. S0 geschah es, daß im Jahre 1650 in der berühmten „S-