iten waren Werkstätten tätig. Wie die
kerei zuvor schon in Tournai betrieben
den war, verschwand sie nun keineswegs
Arras, es wurde gewissermaßen nur zu
r Zweigniederlassung, und andere solche
rigbetriebe gab es in Lille, Amiens, Ypern
Douai. Die Meister von Tournai aber
immten den Stil. Sie gaben an Stelle der
internationalen Stil von 1400 entwickelten
n, die Arras anscheinend auch zu Beginn
zweiten Jahrhundertviertels noch gepflegt
z, ihren Bildteppichen ein naturalistischeres
bewegteres Aussehen. Teppiche solcher
können also auch in Amiens entstanden
, wo man mit Sicherheit die Werkstatt
Altars aus der Kartause von Thuison-les-
ieville suchen darf und wo höchstwahr-
inlich auch die Tafel der Austreibung
alt worden ist. Dieser Raum zwischen
ime und Tournai bildete in diesen Jahr-
iten der Blüte eine vielfach verklammerte
ieit, an der Burgund wie Frankreich
then Anteil hatten. Amiens war 1435 mit
Picardie an Burgund gekommen und
te erst 1477 an Frankreich zurück. Tournai
war eine Enklave der französischen
ne. Und endlich ist zu betonen, daß die
rutendsten Künstler Patronen 7 Ent-
fe 7 für Bildteppiche geliefert haben.
rnaier Rechnungen nennen Robert Campin
Jacques Daret. Und Simon Marrnion ließ
während er in Valenciennes ansässig war,
ie Malerzunft von Tournai einschreiben,
den Tapissiers Entwürfe liefern zu
"ICH.
war die allgemeine Situation. Den Stil
Tournaier Bildteppiche dieser Jahrzehnte
charakterisiert Betty Kurth mit diesen
ten: „Ein lebhaft bewegtes Neben- und
reinander, ein phantastisches Figuren-
änge, ein Horror vacui, der das ganze
ield bis auf das letzte Plätzchen füllt", um
erhin zu bemerken: „Auch scheinen diese
se nicht mehr mit der Miniaturmalerei
rnmenzuhängen, sondern in ihrem deko-
en Reichtum, in ihrer farbigen Bewegtheit
mehr die Wirkung von Wandgemälden
streben"l3. Das könnte auch vom Bild
Fempelreinigung gesagt sein. Und ebenso
wenn Hermann Schmitz betont, daß „in
Arbeiten seit den dreißiger Jahren ein
er Realismus, eine starre Faltengebung
abgemessene zeremoniöse Haltung zu
achten" seien 14. Ausführlich haben wir
dem bewegten Figurengedränge im Bilde
Fempelreinigung gesprochen. Es war also
zswegs nur im Bildthema, der Austreibung
{ändler und Wechsler aus dem Tempel,
igt, vielmehr war es in allgemeineren Stil-
iren begründet. Es entspricht einer zweiten
chtung in der nordfranzösischen Malerei,
in den Bildteppichen von Tournai be-
ers entwickelt wurde. Der ausführliche
smus der Kirchenarchitektur hat in den
iichen keine Parallelen, das Motiv ist
iehr aus Bildern des Robert Campin
:hen, wenn auch die koloristische Be-
lung der einzelnen Formen völlig un-
rländisch ist. So ist es durchweg. Nieder-
sch ist der Ausblick auf den Hof durch
Seitenportal, an der niederländischen
Malerei allgemein geschult ist der Realismus;
wie er verwirklicht ist, gleicht jedoch der
kraftvollen Art der T uurnaier Bildteppiche.
Gemeinsam ist ihnen weiterhin die Scheu vor
leerer Fläche, der Horror vacui, ist ihnen die
lebhafte und wenig räumliche, wesentlich
dekorative und auch wieder sehr expressive
Bildgestaltung. Kompositionsweise und Form-
gestaltung sind 7 generell genommen 7
überraschend verwandt. Die Tournaier Bild-
teppiche sind ihrer dekorativen Funktion
gemäß zumeist sehr gleichmäßig gefüllt. Aber
anders als die mehr lyrisch gestimmten älteren
Teppiche von Arras, anders auch als die
festlichen jüngeren aus Brüssel sind in ihnen
die Figuren zumeist lebhaft bewegt, sind die
Gruppen gern kontrastreich gegeneinander
gestellt. Wie sie die antiken Historien und
Mythologien expressiv erzählen, gleicht durch-
aus der Art, wie die Austreibung der Händler
aus dem Tempel veranschaulicht ist. Der
Szenen aus dem Gedicht „Pilatus" schildernde
Teppich im Österreichischen Museum für
angewandte Kunst in Wien I5 zeigt vorzüglich,
wie eine expressive Komposition die dekora-
tiven Gesetze des Bildteppichs keineswegs zu
verletzen braucht. Kein Zweifel, hier äußert
sich gleichgesinntcs Formgefühl. Es begegnet
auch in der noch sehr gotischen Statik der
Figuren und in dem herben Realismus, der
sich zumal in den Gesichtern ausdrucksvoll
ausspricht.
Dabei ist zu beachten, daß der formgebende
Wollfaden, da. der Bildteppich zu einer
realistischeren Darstellung strebte 7 wie die
Kunst allenthalben 7, manche Kontur und
manchen Übergang kräftiger und mitunter
auch derber erscheinen ließ, als ein Maler sie
in einem Bilde gegeben hätte. Vielleicht haben
auch die Zeichner 7 die Cartonniers 7, welche
die Entwürfe der Maler auf die für die Wirker
verbindlichen Kartons übertrugen, aus der
Not eine Tugend gemacht und den technischen
Gegebenheiten gemäß den für die Tournaier
Teppiche charakteristischen Stil entwickelt.
Das ist wohl möglich 7 lassen wir die Frage
offen 7, der Maler der Tempelreinigung
formte jedenfalls anders mit weichem Pinsel
und gab in den Gesichtern, aber gemeinhin
auch anderwärts zarte Übergänge, mied über-
haupt, wo irgend möglich, Konturen. Dennoch
darf nicht geschlossen werden, zwischen den
Bildteppichen von Tournai und der zeit-
genössischen Tafelmalerei hätte keinerlei Be-
ziehung bestanden. Solcher Meinung wider-
sprechen die überkommenen urkundlichen
Nachrichten, ihr widersprechen ebenso Tafeln
wie die Austreibung aus dem Tempel. Nur
müssen die jeweiligen technischen Gegeben-
heiten und Bedingnisse bedacht werden.
Malerei mit harzigen oder öligen Farben und
mit einem geschmeidigen Pinsel erlaubt andere
Gestaltungsmöglichkeiten als Wirken mit XX"oll-
fäden. Die Tafelmalerei war auf dem Weg zu
eigenständigen Aussagen schon weit voran-
geschritten, die Bildwirkerei aber suchte in
diesen entschcirlungsvollen Jahrzehnten eines
Wandels von einer idealistischen zu einer
realistischen Form nochmals einen liigenstil,
ähnlich wie Holzschnitt und Kupferstich
gleichzeitig ihre Aussagcform suchten. Sodann
ist zu überlegen, daß die Teppiche zu
das Milieu des burgundischen Hofes spii
Die Jagdteppiche aus dem Besitz des H:
von Devonshire (London, Victoria and i
Museum)16 schildern eine Lieblingsbe
tigung der ritterlichen Gesellschaft, in an
sind antike oder mythologische Geschich
die Atmosphäre der adeligen Besteller
tragen. Das Bild der Tempelreinigung
uns dagegen eine sehr andere soziale S1
vor.
Und dennoch, die Köpfe der Händler
Wechsler gleichen auffallend Köpfen in
Fragment mit der Geschichte Alexanders
mals Sammlung Aynard, Lyon), in
Alexander-Teppichen des Palazzo Doi
Rom, im Wiener Pilatus-FragmentW. A1
lauben zudem aufschlußreiche Vergleicl
den Faltenstil. Die kerbigen Falten ar
Ärmeln im Pilatus-Teppich z. B. gls
genau denen bei Christus. Der Kopf d:
Boden hockenden Frau begegnet sehr äl
in dem Fragment mit der Geschichti
Schwanenritters von 1462 (Wien, Österr
sches Museum für angewandte Kunst)!!!
auch in vielen anderen Teppichen, s
Fragment mit der Darstellung Esthers (
Louvre) 19. Wie in diesem finden sich
sonst sehr häufig Damaste mit solch bet
Mustern wie in der Tafel der Tcrnpelreini
linden sich solch steife Falten wie im Ge
des Mannes mit dem Zicklein am re
Pfeiler.
Es mag der Hinweise und Vergleiche g
sein. Man wird nicht mehr zweifeln di
das Bild der Tempelreinigung entstand -
1470 7 in einer Stilentwicklung, die ur
Tournaier Bildteppiche, wenn auch
einseitig, recht instruktiv belegen. Dabe
es 7 dies ist nachdrücklich zu betont
keineswegs so, daß der Maler in deren l
folge geschaffen hat. Eher war er eine
gebenden Künstler, aber mag auch dies t
gestellt bleiben, auf alle Fälle hat er ii
gleichen Entwicklung und aus verwa
Haltung sein Bild geformt. Daß dem ii
Tat so ist, bestätigt die Kreuzigung mi
Georgslegende (Paris, Louvre)10. Die
soll einer alten Überlieferung zufolge au
Kartause Champmol bei Diion stammen
wiederum die raumweiten Beziehungei
damaligen Frankreich und Burgund beu
würde, denn burgundisch ist die Tafel k:
falls. Vielmehr gehört sie in die aufgeze
Zusammenhänge, wobei sie eine etwas ffl
Entwicklungsstufe präsentiert, etwa dir
Jahrhundertmitte, wie Vergleiche mit
spätesten der Jagdteppiche, der Reh-
Entenjagd 11, mit dem um 1450 einzi
nenden Passionsteppich (Brüssel, Cinqu
naire) 21 oder auch den 1459 von Philipp
Guten bestellten und 1461 bereits ausgesti
Teppichen mit der Geschichte Alexander
Großen (Rom, Palazzo D0ria)13 in jeden
wünschbaren Hinblick belegen können,
man, wie stets notwendig, die in der T81
und dem Eigenwillen der Cartonniers
anlaßten Eigentürnlichkeiten berücksichti
Noch weiter zurückzugehen und nach
Anfängen dieses Stiles zu fragen, nach QL
zu suchen, die ebenso das Bild der Ter