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Volltext: Alte und Moderne Kunst XII (1967 / Heft 91)

 
3 Josef Schulz, Hochebene vor Madrid. 1966. Aquareli 
45 x 62 cm 
Als Manufakturarbeit bei uns schon lange gepflegt, 
wird seit einigen Jahren in Wien das Weben von 
Gobelins zu einer künstlerischen Sonderstellung 
erhoben, die bei internationalen Ausstellungen und 
Biennalen eine immer größere Beachtung erringt. 
Bereits 1948 beginnt der Wiener Fritz Riedl damit, 
selbständig, nur nach dem eigenen Entwurf. mit 
der Wolle und dem Webstuhl ein Kunstwerk zu 
schaffen. Frei von der durch einen Karton auf- 
gezwungenen Übersetzung arbeitet der Künstler 
nun in dieser Technik aus individueller Spontanei- 
tüt. Eine einmalige, unwiederholbare Komposition 
entsteht. 
Josef Schulz, der 1933 in Altlengbach, Nieder- 
österreich. geboren wurde und 195071956 an der 
Akademie für angewandte Kunst bei Professor 
WimmereWisgrill studierte, hatte Gelegenheit, mit 
Riedl zusammen an dem großen Bildteppich 
Herbert Boeckls „Die Welt und der Mensch". der 
für die Wiener Stadthalle bestimmt war, und 
ebenso an jenem für das Salzburger Festspielhaus 
zu weben, Dabei sammelte er wertvolle Er- 
fahrungen, so daß er 1961 mit einer 4,5 m2 großen 
eigenen Gobelinarbeit erfolgreich vor die Offent- 
lichkeit treten konnte. Die Komposition ist weit 
entfernt von einer Anlehnung an die Arbeiten 
des verstorbenen Meisters, und mit Riedl verbindet 
ihn einzig der offene breite Forbstrich. Die Ge- 
samtanordnung wird jedoch freier, lockerer. 
offener. Schon bei Schulz' ,.Raurnflug" sehen wir, 
daß dem jungen Künstler jede dekorative Speku- 
lation fern liegt. Kräftig rote. flügelartige Formen 
in verschiedenen Farbschattierungen auf einem 
in Ocker getöntem Grund herrschen vor. Blaue 
und leicht violette Töne geben einen Kantrapast. 
Die Farben sind transparent gehalten, so daß 
die Weite des Raumes erahnt werden kann. Der 
Teppich wurde ausgewählt. mit anderen erlesenen 
Stücken Österreich auf der Biennale von Süo Paulo 
zu vertreten, und fand allgemeine Anerkennung. 
Auch als Leiter einer Klasse für künstlerische 
Textiltechnik an der Akademie für angewandte 
Kunst konnte Schulz gerade auf dem Gebiet der 
Weberei manch beachtlichen Erfolg buchen. 
Arbeiten seiner Schüler bzw. Schülerinnen fanden 
bei verschiedenen Ausstellungen im ln- und Aus- 
land berechtigte Beachtung. ln Lausanne wurde 
das österreichische Kontingent als gefährlicher 
Konkurrent der französischen Vormachtstellung 
empfunden. Die Entwicklung. wir können ruhig 
von einer solchen sprechen, gerade auf diesem 
Kunstsektor festzuhalten wäre einer eigenen 
Studie wert. 
In dem repräsentativen Werk ..Das große Buch 
der Tupisserie". das im Econ Verlag erschien, ist 
Schulz mit einem Beispiel vertreten. (Es wurden 
nur zwei Österreicher ausgewählt!) Ein Gobelin 
des Künstlers befindet sich im österreichischen 
Kulturinstitut in Rom. ein anderer in der öster- 
reichischen Botschaft in New Delhi. 
Um aber Josef Schulz' künstlerischer Potenz gee 
recht zu werden. müssen wir auch seine vielen 
Aquarelle und seine Ölhilder in das Blickfeld 
unserer Betrachtungen rücken. 
Es ist eigenartig. wie nun, nach dem Tode des 
Meisters. da und dort. immer wieder. die Saat 
seines menschlichen Bemühens. seines pädagogi- 
schen Wirkens aufgeht. Wir meinen die Saat 
Herbert Boeckls. Mit ihm stand Schulz in jenem 
freundschaftlichen Kontakt, wie er aus dem verr 
schiedenen Alter und der Stellung erwuchs. Sehen 
wir nämlich bei den frühen Aquarellen des jungen 
Malers noch einen sehr kompakten Farbauftrag. 
gewichtige. zu schwere Flächen. so werden die 
Pinselstriche immer leichter. bekommen Atmoe 
sphäre und lassen uns an Boeckls meisterhafte 
Blätter der späten vierziger Jahre denken. Schon 
in jenen von Schulz 1965 geschaffenen groß- 
formatigen Landschaftsaquarellen mit niederüster- 
reichischen und burgenlündischen Motiven strömt 
mit den weißen Flächen Luft in das Gefüge und 
gibt der Phantasie des Betrachters einen eigenen 
Spielraum. der im Grunde aber von den kräftigen 
Farbakzenten in eine gewisse Richtung gewiesen 
wird. 
Die Farben Blau und Ocker dominieren sehr 
bald. werden allmählich feiner abgestuft. aber 
bis heute bevorzugt verwendet. Besonders starke 
Impulse hat der Künstler auf einigen Spanienv 
reisen empfangen. und die dort entstandenen 
Arbeiten gehören wohl zu seinen stärksten in 
dieser Technik. Wie er hier nur mit drei. vier 
breiten Pinselstrichen die unendliche Weite der 
APV
	        
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