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Volltext: Alte und Moderne Kunst XVI (1971 / Heft 117)

{aus an den Playboy-Club verkauft, der 
ilten Bau zu einem modernen Gebäude 
staltete) wurden beide Zimmer demontiert 
lllS Fondsmitteln der Wrightsman Collec- 
iür das Metropolitan Museum angekauft. 
Paar-Zimmer in der Wrightsman-Galerie 
lletropolitan Museums ist 12,35 m lang, 
n breit und 4,90 rn hoch (60 cm niedriger 
LS angrenzende Varengeville-Zimmer). Die 
Farbe der Täfelung entspricht genau den 
fundenen Spuren der ursprünglichen Ma- 
die bei der Demontage des Raumes in Sir 
x Sassoons Haus unter den übermalten 
iten freigelegt wurde. Nur ganz wenige 
ungsstücke mußten zur Ergänzung der 
ndenen Boiserie neu hergestellt werden. 
im Varengeville-Zimmer sind auch hier 
ahmen und die Leibung der zwei hohen 
i modern, ebenso die zwei gewölbten Fen- 
nrahmungen an der Südseite und die 
erverkleidungen der vier bis zum Boden 
nden französischen Fenster. (Bei der Ge- 
ng dieser Rahmen stützte man sich weit- 
d auf die vorhandenen Photographien der 
er im Palais Paar.) Diese vier Fenster sind 
xinten beleuditet, moderne blaue Samtvor- 
c ergänzen das Bild. Das Stodtsims und 
tuckdedte sind modern und wurden Illu- 
onen im Auktionskatalog des Palais Paar 
;ebildet. An der Längsseite des Zimmers 
wurde ein BIÄJJe-düilep-Marmorkamin aus 
dem 18. Jahrhundert aufgestellt, während der 
alte Eichenfußboden im Stil des parquet de 
Versailles verlegt ist. 
Die beiden Doppeltüren des Paar-Zimmers 
(Abb. 7 und 10, Detail) Stimmen im Stil völlig 
mit denen des Paradezimmers überein (Abb. 5), 
so daß die gleidie Quelle für beide angenom- 
men werden kann. Die Entstehungszeit des im 
Museum befindlichen Zimmers kann daher mit 
Sicherheit auf die Jahre 1769 bis 1771 festge- 
setzt werden; zu diesem Zeitpunkt hatte Isidor 
Canevale Entwürfe für die Umgestaltung des 
Palais Paar in der Wollzeile vorgelegt. Ebenso 
ist anzunehmen, daß der Bildhauer und Stuk- 
kateur Johann Georg Leithner an beiden Auf- 
gaben entscheidend mitgearbeitet hatte. 
Eine der Doppeltüren des Paar-Zimmers steht 
offen, um dem Besucher einen Blick in das an- 
grenzende Varengeville-Zimmer zu gewähren. 
Beide Zimmer sind typische Vertreter des 
Rokokos, aber dennoch sind spezifisch stilistische 
Ähnlichkeiten zwisdien ihnen nur schwer zu 
entdecken. Das Varengeville-Zimmer zeigt den 
Rokokostil in seiner vollen, üppigen Blüte, 
während das Paar-Zimmer die verfeinerte 
Heiterkeit des Rokokos vor seinem Übergang 
zum Neoklassizismus verdeutlidit. Dieser Stil- 
wandel scheint verständlich, wenn man bedenkt, 
daß ungefähr 35 Jahre zwischen der Entste- 
hung dieser beiden Räume liegen und daß zu 
dem Zeitpunkt, als das Paar-Zimmer geschaf- 
fen wurde, die österreichisd-ien Ardiitekten und 
Bildhauer weit stärker unter deutschem und 
italienisdiem als unter französischem Einfluß 
standen. Die neugestaltete Inneneinrichtung des 
Palais hat ihren unmittelbaren Ursprung eher 
in den Ornamententwürfen des in Bayern 
tätigen französischen Ardiitekten Fmngois de 
Cwuillies (Abb. 8 und 9), als in Nicolas 
Pineaus großartigen Sdnöpfungen, der für das 
Varengeville-Zimmer als Gestalter zeichnet. 
Das „blaue Zimmer" im Metropolitan Museum 
(Abb. 1, 11) dient heute als harmonischer Rah- 
men für einige der bedeutendsten Möbel aus 
den Sammlungen des Museums. Unter den Leih- 
gaben von Mr. und Mrs. Wrightsman befinden 
sidi zwei geschnitzte und vergoldete Konsol- 
tische aus Eichenholz, die aus den Jahren 1735 
bis 1740 stammen dürften (The Wrightsman 
Collection, Bd. I, Nr. 81), zwei vergoldete 
Lehnstühle aus Bud-ienholz vom Jahre 1760, 
mit der Signatur eines Mitgliedes der Familie 
Cresson (Bd. I, Nr. 6), ein mit Mahagoni ein- 
gelegter, rechteckiger Schreibtisch, 1775-1780, 
der die Signatur des berühmten Pariser Ebeni- 
sten Jean-Frangois Leleu trägt (Bd. II, Nr. 
150), eine praditvolle vergoldete Wanduhr aus 
Bronze, mit Figuren, die den Triumph der Liebe 
über die Zeit symbolisieren, das Uhrgehäuse 
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