Österreichischen Galerie)"
Mitdem Belvedere stand Friedl schon am Beginn seiner
Tätigkeit als Bildhauer in Verbindung. 1878 muß er sein
Atelier in einer Hütte des Bauhots des Oberen Belvede-
re räumen. Am 14. Juli 1898 schließt ergemäß des Hof-
baucomites Nr. 25497 folgendes Akkord-Protokoll:
abgeschlossen zwischen dem Hof: Bau : Comite
einerseits und Herrn Theodor Friedl, academ. Bildhauer
in Wien. anderseits, wie folgt: Nach einem vom Hof:
Bau : Comite in der299. Sitzung am 7. Juni 1898 gefaß-
ten Beschlußwird mit Herrn Theodor Friedl in Annahme
seines Offertes de präs. 6. Juni 1898 die Ausführung
zweier Nischenfiguren sowie von 4 Kindergruppen als
Larnpenträger fürdas Stiegenhaus des k. k. Schlosses
Belvedere übertragen.
Herr Theodor Friedl übernimmt diese auf 9800 fl bezif-
ferten Arbeiten und Lieferungen und verpflichtet sich zu
deren Ausführung in Gemäßheit der beigehefteten Do-
kumente, nämlich
a) der allgemeinen Bedingnisse
b) der speziellen Bedingnisse
c) der Ausmaß- und Preistabelleßr
riAusmaß- oder Preistabelle
I. 2 Nischenfiguren mit Putti oder Thiergestalt,
2 m hoch, Darstellungen aus der Mythologie
in Medolino oder Savoniere-Stein inclusive der
H
Modelle in halber Größe 5,600 fl
ll. 4 Kindergruppen auf den Sockeln des
Treppengelanders, 1 m hoch in (unlesbar) 4.200 fl
9,800 fl
Sämtliche Preise ohne Steinerr
Kurz daraufwird vom Hofbaucomite (Nr. 25501 ) ein Ent-
wurf für eine annehmende Antwort an Theodor Friedl,
Wien lV., Weyringergasse 31, ausgearbeitet. in der Sit-
zung wurde Ausführung in Savoniere beschlossen, Mi-
nisterialrat Försterwünscht Medolino-Steine (in Friedls
Voranschlag steht beides). Diese Arbeiten wurden am
26
Ende derneunzigerJahretatsächlichausgefuhrt, die Fi-
guren standen beim Tode des Künstlers in dessen Ate-
lier. im Stiegenhaus des Belvedere paßten sie sich der
barocken Architektur bestens an." Leider sind nur die
Kindergruppen als Lampenträger an Ort und Stelle ver-
blieben.
Am 21. Jänner 1899 legte Friedl dem Holbaucomite
auch einen Kostenvoranschlag über Restaurierung von
zwei Kindergruppen vor (Nr. 26072). er verlangte dafür
400 ll. Den Auftrag erhielt aber Karl Sterrer. der dafür
nur 250 fl verlangte.
Der Maler und Bildhauer Josef Engelhart schildert das
Auftreten Friedls und die Wirkung dieser hervorragen-
den Persönlichkeit in seinen Lebenserinnerungen."
Leider kam es nicht zu dem geplanten großen Porträt
des Bildhauers in der malerischen Werkstatt. iiBarock
war sein Talent. barock seine Erscheinung. barock sei-
ne Lebensweise und seine Anschauungen, Er lebte
nicht in der Gegenwart, und die Zeit zerrann ihm zwi-
schen den Fingern. Daran zerbrach er, und so kommt
es, daß erWien nurdie beiden prachtvollen Hossebandi-
ger geschenkt hatnr
Am 16. Dezember 1878 stellten die Bildhauer Costeno-
ble und Klam den Antrag aufAufnahme Theodor Friedls
alsKünstlerhausmitglied,siezogen ihn aberohneAnga-
be von Gründen zurück. In derChronikdes Künstlerhau-
ses wird aber sein Tod - gleich zweimal - verzeich-
net: Einmal zu dem unausrottbaren Slerbedatum
189932, das zweite Mal zu dem richtigen Todestag am
5. September 1900.33 Hören wir den Zeitungsnachruf
(Neue Freie Presse Nr. 12946 vorn 7. September 1900):
iiln dem kleinen Orte Kirchau an der Aspangbahn ist ge-
stern der BildhauerTheodor Friedl gestorben, Er war ein
ungemein fleißiger und geschickter Künstler und hat
zahlreiche treffliche Werke zur Ausschmückung der
monumentalen Bauten Wiens geliefert. Zu seinen ge-
lungensten Arbeiten gehören die beiden Pterdebändi-
8 Theodor Friedl. einerderbeiden Rossebandigedan der Seite
zum Wiener Messepaiast) vor der langgesireckten Fassade
des Naturhistorischen Museums in Wien
Anmerkungen 29 - 34
" Abb, 165 bei Krause, Plastik Follak, Fernkorn, S 47, nennt arn Schluß
des Verzeichnisses der monumentalen Erzgusse der k k Kuristerz-
gießerei Zwei Kandelaber von Theodor Friedl iur Direktor Bauer. Wien
(Villa Taussig), 1895
" GertrudeAureriharnrnerßeschichte des Beivederesseit dem Todedes
Prinzen Eugen, irl. Mitteilungen derÖsterreicnisohen Galerie 13. 1969.
Nr 57, S 99, und Anm. 375 aufS. 170 Eine Abbildung des Siiegenriau-
sesmildenlruherdortaufgesteiltenweibiichen Figuren beiBrunoGrirn-
SChitZ. Das Belvedere in Wien (Wolrrumbucner 2), Wien 1946, Abb 31
und Text S. 36
" Josef Engelnan. Ein Wiener Maler erzählt Mein Leben und meine Mo-
delle, Wien 1943, S 116-119 im Abschnitt riein bacchanilscher
Bildhauer.
51 Thierne-Becker, Pocn-Kalous, Krause usw , auch Karl Ginhart, Wiener
kunstgescriicrire. wieri 194a, s. 224 ir a Das iicriiige Todesdaium in
der nach meinen Unterlagen erstellten Biographie im Osterreichiscncn
Eiogranhischen Lexikon i,s 363 (13 Februar m42 DiS s Seuterriber
1900
M niiarrti Schmidt. Das Wiener Kunstlerhaus EINE Chronik iosi-issi,
Wien195LS 147.GGlT13ßSCt1reIbef1d9Sr k Piairamis kircriau. Post
Wartn, NO„ vom 27 Mai m49 war Tri. Friedl mehrere Jahre niridurcri
zur Sommerfrische in Kirchau, wo ein Verwandter (Anton Kalscnlnka,
Y 1905) wohnhaft war. Als Todesursache wird in't dortigen Sterbebuch
(tom C, lol 5) angegeben Lurigenodem irifoige Scriiagrlusses.
" A.Pl-r (wie Anm, B), S 274 Uber die Enlhullung des Grabdenkmals tur
Theodor Friedl siehe Neues Wiener Journal vorn 24. Juni i937.