P4 Für den Kunstsammler
Johannes Wieninger
Der Löffel im 15. und
16. Jahrhundert
ImZugedervorbereitungsarbeitenzurAussteliungiiEß-
kulturtudieabSeptember1983inderneuenAußenstelle
des Österreichischen Museums für angewandte Kunst
in St Pölten gezeigt werden wird. erfuhr auch die gar
nicht so kleine Bestecksammlung des Museums eine
teilweise Neubearbeitung, werden doch über sechzig
Objekte daraus ausgestellt werden. Ein Großteil der Eß-
geräte stammt aus der Sammlung Figdor, die mit weit
über tSOO Objekten die Museumsbestände vor allem
durch Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs, Werk-
zeuge. medizinische Geräte usw. bereichern.
Der mittelalterliche Tisch war sehr spärlich gedeckt.
Schüsseln, Trinkgelaße, ja sogar die wenigen Messer
wurden gemeinsam benutzt. Alletn der Löffel - neben
dem Trinkbecher das älteste Tischgerät überhaupt -
war stets persönlicher Besitz und wurde vorn Tischge-
nossen mitgebracht. Den Löllel hatte man "bei sich
steckenit, woraus sich auch der Begrilf tiBesteckir her-
leitet.
Diese Sonderstellung des Löttels bringt es auch mit
sich, daß es erst relativ spät zur Ausbildung des En-
sembles Messer - Gabel - Löffel kommt, erst ab dern
t7. Jahrhundert.
Der Löllel in seiner kunstvollen Gestaltung wird sozum
Utensil der Repräsentanz seines Besitzers. Bei einigen
Objekten gewinnt allerdings die künstlerische Ausge-
staltunggegenüberderVerwendbarkeit derart an Über-
gewicht, daß an den alltäglichen Gebrauch nicht mehr
zu denken ist.
Die Repräsentationslust führt zum Prunkgeschirr, was
sich besonders an Stücken des 16. Jahrhunderts able-
sen läßt.
Mit lnschritten, Datum und Namen versehene Löffel
sind olt Erinnerungsstücke an bestimmte Ereignisse
oder wurden als Geschenk zu persönlichen Festtagen
dargebracht, (Diese beiden Bestimmungen des Löflels
leben heute noch im "Souvenirlöffelii wie auch im Taut-
löffel etc. fort.)
Esistnichtleicht sich ein richtiges BildvomGebrauchs-
lbllel des 15. und 16, Jahrhunderts zu machen, weil nur
solche Loffel erhalten blieben, die auch irwertrr waren
aufbewahrt zu werden. Folgt man bildlichen Darstellun-
gen - wie etwa Breugheis Bauernhochzeit - so wird
man nichtsehrweitfehlen anzunehmemdaßderalltäg-
licheLöitel,stetsausHolzderForm heutigerKochlöttel
nicht unähnlich war.
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i Aposlelioiiel Buchsholz. Griff vollplastisch als Aposlelitgui thi Mai
lhias)ausgebildel DeutschsprachtgerFlaumum1500i izcrh OMAK
lnv Nr F854
2 Loliel Silbervergoldei Grilivollplastisch alshl Christophorus ausge
bildet Deutschsprachiger Flaum, Ende t5 Jahrhundert L t5,5 cm
ÖMAKInv Nr KHM 432
3 Lüllel arorize, erttt voliplastisch als männliche Heime ausgebildel
Frankreich. i. Hällte ia Jahrhundert t iOCrn OMAK lnv Nr. F838
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4 Keilenloilel Holz Deutschsprachiger naurri iE Jahihuridbil Limit
Kellel 77 cm OMAKlnv Nr F552
s Siehlottel Silber vergoldet, Lallenansalzals Standllacheausgebildet
Beschauzeichen WiEfi iscio a 1548 Meisleizeicnen Hans Reich t
wtahz Viertel ie Jahrhundert t 16cm OMAK inv Nr i 922
öLoflel Gelbguß, iangslleligei crttr mit huilormigeiri Ende Deutsch-
Spiätiilgßi Raum i5 Jahrhundert L i4 Cm
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