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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXI (1976 / Heft 145)

ern konnte bereits 1441 eine große Mon- 
: angeschafft werden, die wie das Maria- 
ar Altärchen zu den Hauptwerken der Salz- 
ir Goldschmiedekunst gehört. 
einem vierpaßförmigen gestuften Fuß mit 
ringenden Ecken erhebt sich über glatten 
ischen Flächen ein nodusartiger Griff, der 
wen flachen Knäufen durch ein achteckiges 
makelähnliches Architekturstück gebildet 
Der Griff verbreitert sich nach oben zu 
breitrechteckigen Sockelplatte, über der 
ler ungewöhnlich straffe und klare zwei- 
: Monstranzaufbau erhebt. Darin ist in the- 
:h einzigartiger Weise der eucharistische 
nke mit der Verehrung des Kirchen- und 
ahrtspatrons verbunden - der hl. Leonhard, 
eschützer der Gefangenen wie des Viehs, 
n dem gerade im 15. Jahrhundert immer 
r von Kriegen heimgesuchten Bergbauern- 
von „hacl-iaktueller" Bedeutung. Im unteren 
1 einer Ädikula mit seitlichen Baldachinen, 
.n der Mitte unter einem mit Krabben und 
alumen besetzten Kielbagen die im Ver- 
s zu den anderen Skulpturen übergroße, 
m hohe, vollrund gearbeitete Figur des hl. 
ard im Benediktinerhabit, in den Händen 
ein Buch, rechts sein individuelles Attribut, 
Befangenenkette", vorweisend; außen un- 
H"! seitlichen Baldachinen die beiden ge- 
ien und vergoldeten Silberfigürchen der 
wdigung, des Engels und der Jungfrau. 
fand über dem Kielbogen und den Fialen 
Jldachine ist als durchbrochenes Maßwerk 
tet und verbreitert sich nach oben zur Ba- 
: eigentlichen monstranzartigen Teiles, der 
nem rechteckigen verglasten Schrein und 
ien, oben durch einen Dreipaß und eine 
ikrane mit dem Schrein verbundenen „Zi- 
" besteht. lm Schrein zwei kniende Engel 
hobenen Flügeln, die Lunula tragend; un- 
iZiborienbaldachinen auf Postamenten die 
1en der Heiligen Laurentius und Jacabus 
(was einerseits wahl auf den Namens- 
1 des Auftraggebers und andererseits wohl 
an Patron der Wallfahrer hinweist). Als 
er Teil der Monstranz sind auf dem Lunula- 
se drei direkt nebeneinanderstehende 
ien aufgesetzt, deren „Fenster" aus drei- 
em Maßwerk mit blauem und braunem 
bestehen und deren Giebel mit Krabben 
alen besetzt sind. Während die anderen 
mit vierseitigen spitzen Pyramiden be- 
sind - die jeweils in einer Kreuzblume 
-, ist auf dem mittleren Turm noch ein 
im aufgesetzt, in dem die Figur des 
rzensmannes steht; darüber ebenso eine 
tige Pyramide. Auf den seitlichen Zibarien- 
hinen sind übereck gestellte Türme mit 
:teiltem, mit Email ausgefülltem Maßwerk 
etzt. 
er die Adikula mit dem hl. Leonhard tra- 
1 Sockelplatte ist an deren vorderer 
e folgende zweizeilige silberne Minuskel- 
't auf Niello angebracht: „Lawrencz Maut- 
"ger zu Temssweg zechmeister sand Lien- 
auz menigerlay chlainaten dew der chir- 
xnd Lienharcz geopfert sind anno d(omi]ni 
IÜXIL" iar" (was wohl, wie auch Martin 
T" meint, 1441 und nicht 1439 zu lesen 
Mautter war einer der angesehenen 
eger Bürger dieser Zeit und ist in den im 
4 dito: hl. Petrus und hl. Paulus. Oberer Teil der 
einen Flügelaußenseite 
5 dito: hl. Johannes der Täufer und hl. Johannes 
der Evangelist. Oberer Teil der anderen Flügel- 
außenseite 
6 Monstranz, Tamswe lSt. LeonhardlLungau, 1441. 
Silber, vergoldet, H B6 cm 
Goldschmied herrührte, ist eine durch nichts be- 
gründete Hypothese. Und wenn Martin" schreibt, 
daß als Goldschmiede die Meister Michel oder 
Wolfgang von Salzburg in Betracht kommen, da 
sie im Bruderschaftsbuch" als Mitglieder einge- 
tragen sind, so ist dies irrige Vermutung. Denn 
der von 1465-1471 - und nicht „ahne Jahres- 
zahl, d. h. vor 1450" - als Mitglied unter den 
Einwohnern der Stadt Salzburg eingetragene 
„Michel goldsmid" ist identisch mit dem aus 
Bamberg gebürtigen Goldschmied Michael Hof- 
mann, der am 7. Juli 1453 das Salzburger Bür- 
gerrecht erhielt und wohl knapp nach 1471 ver- 
starben ist; und der 1465-1476 eingetragene 
Wolfgang Faust ist erst 1457 (bis zu seinem Tode 
1491) in Salzburg nachweisbar. Außerdem ste- 
hen für das zweite Viertel des 15. Jahrhunderts 
genügend Namen (vgl. Salzb, Meisterliste) be- 
deutender Salzburger Goldschmiede zu Verfü- 
gung. Zum Beispiel ist auch der Umstand unbe- 
achtet geblieben, daß der Salzburger Gold- 
schmied Vinzenz Plab (der 1441 sogar Bürger- 
meister der Stadt ist und dessen Werkstatt nach 
seinem Tode 1455 dann Wolfgang Faust über- 
nimmt) als Siegler von zwei Rechtsgeschäften 
auftritt, mit denen Ulrich Panichner, Pfleger zu 
Golling, der Leonhardskirche und ihren Zech- 
leuten Lorenz Mautter und Christian Fülsschäf- 
fel 1438" bzw. 1439" ie ein Gut in der Ramsau 
im Landgericht Wolkenstein verkauft. Trotzdem 
wäre es unverantwortlich, einzig daraus zu 
schließen, daß Vinzenz Plab der Meister der 
Leonhardsmonstranz sei. 
Hans Ramisch hat" darauf aufmerksam ge- 
macht, daß zwar zwei der sechs Statuetten an 
der Monstranz, die Maria der Verkündigung und 
der hl. Jacobus maiar, noch stark vom weichen 
Stil geprägt sind, daß aber die drei anderen 
kleinen Figürchen wie auch die bedeutend grö- 
ßere Hauptfigur des hl. Leonhard stilistisch mit 
dem in der Inschrift angegebenen Datum über- 
einstimmen. Es scheint daher durchaus möglich, 
daß die beiden „altertümlich" wirkenden Figür- 
chen nach älteren, noch in der Goldschmiede- 
Werkstatt vorrätigen Modellen gegossen wurden, 
was wiederum auf ein Bestehen dieser Werkstatt 
im weichen Stil hinweisen könnte. Ramisch zeigte 
auch an der Figur des Schmerzensmannes aus 
dem bekrönten Zibarium wie besonders aus der 
so qualitätvollen Meisterleistung im hl. Leon- 
hard, daß an ihnen nicht nur alle Merkmale des 
„verhärteten Stils" um 1440 abzulesen sind, son- 
dern daß auch - etwa an dem „Eindrücken" 
der Falten des Mönchshabits - Ansätze zu wei- 
terer Entwicklung im Stil der Salzburger Plastik 
spürbar sind. 
L" Unser Autor: 
Franz Wagner, 
Postfach 11, 
5163 Mattsee 
Anmerkungen 11-26 
"Walter Paatz, Süddeutsche Schnitzaltäre der Spätgotik, 
Heidelberg 1963, S. 12 und Anm. 1. 
"1 Fritz, Gestoctiene Bilder, vgl. Anm. 4, S. 226-230. 
1' Bayerische Staatsbibliothek München, Hs. clm. 15.701. 
" Ediert m Man. Gerrn. NekroL, Bd. llll, 1890-1904, S. B9. 
ß Nora Watteck, Zwei Bodenfunde, in: Mitt. Ges, f. Salzb. 
Landeskunde, 106. Jg., 1966, S. 247-252. 
lt C. C. Oman, English Mediaeval Gem-Rings, in: The 
Connoisseur, Augustheft1930. 
" DEIIU Fmnl Martin, Salzbulger Archivberichte 1111948, 
Nr zum. 
"Zum individuellen Leanhardsattribut vgl. 
Gustav Gugill. 
Festschrift für 
" OKT 22,1929,S.232 mit Abbn. 280 und 281. 
f" Regesien dazu in: Salzburger Archivberichte, ll, 1948. 
1' Karl Lind, Die Manstranze in der Kirdie St. Leonhard im 
Pangau (sicll, in: Mitteilungen der k. k. Central-Commis- 
sion . . ., 15, 1870, S. XXVl-XXVIII. 
" OKT 22, 1929, S. 232, und: Kunstgeschichte von Salzburg, 
Wien, 1925, S. 71. 
2' Landesarchiv Salzburg; Band l, t. 144. 
1' Salzburger Archivberichte, ll, 1948, Regest Nr. 63. 
15 Ebenda, Regest Nr. 66. 
7' Hans K. Ramisch, Zur Salrburger Holxplastik im zweiten 
Drittel des 15. Jahrhunderts, in: Mitt. Gcs. f. Salzb. 
Landeskundc, 104. Jg., 1964, S. 1-87, hier S. 26-27. 
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