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Volltext: Alte und Moderne Kunst X (1965 / Heft 83)

zweites Testament. Laut diesem Vermächtnis, 
das in Geltung blieb, wurde der Neffe des 
Erzherzogs, Karl Joseph, der dritte Sohn 
Ferdinands IIl., zum Liniversalerben einge- 
setzt, während Leopold, der damals schon 
Kaiser war, die Kunstsammlungen erhielt. 
Dem Universalerben vermachte Leopold Wil- 
helm zwei neue, mit Goldfaden durchwirkte 
Serien von Tapisserien, dem Johann Adolf 
überließ er neben anderem „...alle meine 
Tapetzereven undt Mobilien, so sich in den 
Zimmern befinden . . .' . 
Äm 26. Mai 1662 fügte der Erzherzog zu 
seinem Testament ein Kodizill hinzu, worin 
er seine neuesten Serien, die Geschichten des 
Moses und des Joseph anführte und die erste 
dem Universalerben, die zweite dem Johann 
Adolf Schwarzenberg vermachte. 
Im November 1662 erlag Leopold Wilhelm 
der Nierenkrankheit, die ihn lebenslang ge- 
quält hatte. Gleich nach seinem Tode begann 
die Nachlaßverhandlung, die sich beinahe drei 
Jahre hinzog. Die Kommissare, unter denen 
sich nach dem letzten Willen des Erzherzogs 
auch Johann Adolf Schwarzenberg befand, 
ließen zunächst ein ausführliches Inventar 
des Mobiliars zusammenstellen. Auf der 
19. Seite dieses Inventars sind die Wand? 
teppiche angeführt. Die Kommissare fanden 
in den Zimmern des Erzherzogs zusammen 
85 Stücke, die zu 10 Serien gehörten. An der 
letzten Stelle sind jene zwei im Kodizill 
genannten Serien angeführt. 
Die Kommission vollendete die Nachlaß- 
verhandlung im Jahre 1665. Im August dieses 
Jahres wurde Johann Adolf sein Erbe über- 
geben. Lange blieb fraglich, ob der letzte 
Wille des Erzherzogs erfüllt und das Testa- 
ment in allen Punkten respektiert worden war. 
Ebenso unklar war, welche Wandteppiche in 
den Besitz des I-lrzherzogs Karl Joseph 
gelangten, weil die Serien im Testament 
nicht mit Namen angeführt sind. Eine genaue 
Äntwort auf diese Fragen konnte erst im 
August 1964 gegeben werden, als die Archivare 
von Krumau ein bisher unbekanntes Inventar 
des Schwarzenbergischen Stadtpalais vom 
Jahre 1695 entdeckten. 
Dieses wertvolle Inventar, das zur Zeit des 
Fürsten Ferdinand Schwarzenberg angelegt 
wurde, erfaßt den bis dahin unberührt ge- 
bliebenen Bestand der Sammlung Johann 
Xdolfs, des Vaters des Fürsten Ferdinand. Es 
sind darin die Namen der Serien, die Signas 
turen und auch die Dimensionen angeführt, 
also Angaben, die eine genaue Identifikation 
der erwähnten Stücke mit Eintragungen in 
anderen Dokumenten und mit dem heutigen 
Bestand gestatten. Es ergibt sich daraus, daß 
Johann Adolf alle jene Wandteppiche, die ihm 
laut Testament zustanden, auch bekam, mit 
Ausnahme einer Serie der Geschichte Josephs, 
die spurlos verschwand. 
lm Vergleich zum Inventar des Erzherzogs 
fehlen im Schwarzenbergischen Verzeichnis 
vom Jahre 1695 noch zwei Serien, die Monate 
und das zweite Exemplar der Proverbien, 
beide mit Goldfäden durchwirkt. Diese zwei 
Serien erhielt also Erzherzog Karl Joseph. 
Johann Arlolf Schwarzenberg erbte vom Erz- 
herzog sechs Serien von Wandteppichen mit 
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