halten haben) ist in der bereits mehrmals er-
wähnten adeligen Privatgalerie der patrio-
tischen Kunstfreunde mit einem Gemälde
„Äneas, Sibylle und Charon am Ufer des
Styx" aus der Sammlung Nostitz, vertreten;
außerdem besaß das Stift Strahov sein Porträt
des Kaisers Leopold II. - Von Ignag Unter-
herger (1748-1787) hatten die böhmischen
Stände ein Bildnis des Hof kanzlers Freiherrn
von Kressl als Leihgabe der Galerie der
Kunstfreunde gewidmet. - Das Haupt des
Wiener Klassizismus Friedrich Heinrich Pilger
(1751-1818) repräsentierte in dieser hervor-
ragenden Sammlung eine „historische" Kom-
position „Achilles an der Leiche des Patroklos"
(eine Leihgabe des Grafen Heinrich Rottenhan),
die stilistisch mit dem thematisch ähnlichen
Gemälde „Alkestes Selbstmord am Totenbett
ihres Gemahls Admetos" (Nationalgalerie in
Prag) verwandt sein dürfte. - Als Mitarbeiter
des bekannten Theatermalers Joseph Plazer
l-igurierte Füger bei einer Nachtszene im
Kerker, wo er in Plazers Architektur die
kleinen Staffageiiguren einsetzte (Leihgabe des
Grafen Christian Clam-Gallas).
Als Beispiel für die Wiener Porträtmalerei
wird in der Ausstellung ein ziemlich konven-
tionelles Bildnis Joseph II. als Knaben im
Gewand eines ungarischen Paladins von
Älariin IJJII Zllejlen: (1695-1770) gezeigt und
außerdem das in der Haltung unzeremoniöse
und farbschöne Porträt Kaisers Franz I.
(Franz Stephan von Lothringen) (Abb. 2), ein
Werk des Franz Anton Palko (1717-1766)
aus dem Jahre 1737. Demselben Maler wurde
unlängst auch die prächtige und flotte Studie
zu einem großen Bildnis eines jungen adeligen
Jägers mit seiner Meute zugeschrieben (Eduard
A. Safarik). - Der bekannte Autodidakt
Chrirtian Jgyhold (1697-1772) wird durch
eines seiner unzähligen Selbstbildnisse ver-
treten, worin eine etwas langweilige und
glatte Manier zur Geltung kommt. Die
Nationalgalerie besitzt noch ein weiteres
Autoporträt von ihm, das aus der Sammlung
Waldstein in Dux stammt. - Mehr Saft und
Witz äußerte Eurehiur johann Alphen (1741 bis
1772) in seinem angeblichen Selbstporträt, das
früher irrtümlicherweise sogar als ein Werk
Johann Kupeckvs galt. Von einem starken
Einfluß der modischen englischen Bildnis-
malerei spricht Fügers eindrucksvolles, flott ge-
maltes Porträt des Kaisers Leopold ll. (Abb. 12).
Als selbständiges Gebiet tritt die Landschafts-
malerei in Österreich zwar ziemlich früh auf,
wobei aber trotz ihrer niederländischen Stim-
mung der Hauptakzent vom eigentlichen
Naturausschnitt mehr auf die genrehaften
Elemente der Stalfage verlagert wird. Das gilt
ebenso von Hans Graf (1653-1710), von
dem wir in unserer Übersicht zwei Bilder
ausstellen, wie von joreph Orient (1677-1747),
der auch mit einem Paar seiner typischen
Bergtäler vertreten ist, sowie besonders von
Fraug rle Paula Ferg (1689-1740), Karl Aigen
(1684-1762) und illaximilian Joreph Srhinagel
(1697-1762). Von allen diesen bringen wir
einzelne oder paarweise Beispiele ihrer etwas
spießbiirgerlichen und kleinlichen, ziemlich
anspruchslosen Kunst. - Die „heroischen"
Landschaften von Anlon Fairlenberger (1663
bis 1708), der im Jahre 1706 kurz in Prag
weilte, waren und sind in den böhmischen
Sammlungen ziemlich selten. Einige seiner
Bilder werden in dem Katalog der Privat-
gesellschaft patriotischer Kunstfreunde an-
geführt (EC 848, 1475176, 1598199, 1529[30).)
Prächtige Stücke, vornehmlich aus der Bieder-
meier-Sammlung des Prager Arztes Dr. Josef
Hoser hervorgegangen, dessen großzügiger
Widmung die Prager Nationalgalerie so viele
ihrer Schätze verdankt, besitzen wir von den
beiden Brand, dem Vater Chrixlian Hiygott
(1695-1756) (Abb. 3), und dem Sohne Johann
Chrirtian (1722-1795), dessen vedutenhaft
aufgefaßte Landschaft bei Devin (Theben) an
der Donau (Abb. 4) zu den hervorragendsten
Leistungen seiner Jugendzeit, also aus den
fünfziger Jahren des 18. Jahrhunderts, gehört.
Aber auch die sonstigen Bilder des alten so-
wie jungen Brand stellen einen vorbildlichen
Querschnitt durch ihr Werk dar. - Der
Übergang zum romantischen wie auch zum
realistischen 19. Jahrhundert, der sich schon
in einigen der anmutigsten Werke von Johann
Christian Brand ankündigt, tritt in der Aus-
stellung an einer fein gemalten Waldgegend
mit Felsenspitze von Martin von Molilor (1759
bis 1811) beispielhaft in Erscheinung.
Auch die Stillebenmalerei wurde in Österreich
von spezialisierten Malern betrieben, von
denen einer der frühesten, Frang Werner von
Tamrn (1658-1724), tnit seinen effektvollen
und dekorativen, für den Wandschmuck von
Palästen und Schlössern besonders geeigneten
Bildern die reichste Tätigkeit entfaltete. Seine
breite Werkstattproduktion vertritt in der
Ausstellung ein Stilleben mit einem Papagei,
toten Vögeln und Obst, das ursprünglich -
vor der Entdeckung der Signatur -, im
handschriftlichen Katalog der Privatgesell-
schaft patriotischer Kunstfreunde als „angeb-
lich Hondecoeter" bezeichnet wurde. - Die
miniaturhafte Pinselführung eines präzisen
Feinmalers tnit historisierendem Einschlag
zeigt in vorbildlicher Weise Franz [Michael
Sigmund von Purgau (1677[78-nach 1751) mit
seinen Gegenstücken Disteln mit Reptilien
und Insekt.
Eine eigentümliche, typisch wienerische Form
entwickelte die für die Malerei von Gesell-
schaftsstücken spezialisierte Richtung, deren
Begründer johann Georg Plazer (1704-1761)
war, ein Schöpfer manieristisch gestimrnter
Genreszenen mit historisierend kostümierten
Personen. Der Grazer Franz Chrixtaph janeek
(1703-1761) bemühte sich umsonst, mit
Plazer in dieser Hinsicht Schritt zu halten. -
Auch von diesen drei Genremalern sind drei
bezeichnende Arbeiten ausgestellt.
Diese zeitlich begrenzte Ausstellung öster-
reichischer Malerei des 18. Jahrhunderts aus den
Bestanden der Prager Nationalgalerie, in den
klassizistisch dekorierten Sälen des prächtigen
Barockschlosses Jemniste veranstaltet (dessen
weitere Räume das vorbildlich installierte
Heimatmuseum des Bezirkes Benesov beher-
bergen), das unweit der Hauptstraße zwischen
der Südgrenze des Landes und Prag liegt,
wird wohl eine starke Anziehungskraft nicht
nur auf einheimische, sondern auch auf
ausländische Besucher ausüben.