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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Galizien

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aber ein plastisch ausgeführtes Triptychon spätgothischen Stiles enthält und überdies 
einige der schönsten Schöpfungen des Malers Hans Sueß von Kulmbach. Jenseits 
des Kleparz dehnt sich die Ebene aus: Wiesen, mit Bäumen bepflanzte Straßen, Dörfer, 
die oft reich sind an historischen Erinnerungen, weiterhin Anhöhen, welche nicht inehr zu 
Österreich gehören. 
Um die südliche Umgebung Krakaus mit einem Blicke zu umspannen, genügt es, an 
die Festungsmauer unweit jener Höhle heranzutreten, wo einstmals der furchtbare Drache 
hauste, den Krak, der Gründer der Stadt, erschlug. Weit im Hintergründe ragt das 
Tatragebirge empor. Am Horizonte taucht der Thurm der Kamaldulenserkirche in Bielany 
auf. Jenseits der dem Flusse entsteigenden Nebel erblickt man die Kirche von Tyniec und 
die Ruine der im XI. Jahrhundert dort angelegten Benedictinerabtei. 
Näher dem auf dem Wawel stehenden Beschauer windet sich die Weichsel dahin. An 
ihrem linken Ufer erhebt sich das Kloster der Norbertanerinnen, das im XII. Jahrhundert 
gegründet und, obwohl es umgebaut worden ist, dennoch außerordentlich malerisch ist. 
Rechts vom Kloster dehnen sich große, grüne Gemeindeweiden aus, wohin infolge uralter 
Privilegien die Kühe der Stadt Krakau auf die Weide getrieben werden. Hinter diesen 
Weideplätzen leuchtet der Palast der Fürsten Czartoryski hervor, der, heute mit Knnstschützen 
gefüllt, im XVI. Jahrhundert von einem berühmten Humanisten erbaut wurde. Über 
die Ebene ragt jedoch ein auf einer Anhöhe aufgeschntteter Grabhügel, ein in seiner 
Art einziges Denkmal empor. Südlich von Krakau ragt ein Tumulus des fabelhaften 
Begründers der Stadt, des Drachentödters Krak oder Krakus, empor. Im Osten der Stadt, 
unweit der Ansiedelung Mogilas, die in den alten Documenten den lateinischen Namen 
,61urn Rumba- führt und zu dem im XIII. Jahrhundert gegründeten Cistercienserkloster 
gehört, befindet sich noch ein anderer Grabhügel, welcher dem Andenken Wandas, jener 
mythischen Fürstin, geweiht ist, die sich in die Weichsel gestürzt haben soll, um keinem 
fremden, deutschen Ritter ihre Hand reichen zu müssen. Als man im Jahre 1818 die 
Überreste Kosciuszkos nach Krakau brachte und sie neben den Köuigsgrübcrn auf dem 
Wawel beisetzte, entstand die Idee, den letzten Ilnabhängigkeitshelden Polens durch 
ein außergewöhnliches Denkmal zu ehren. Es liegt etwas Ergreifendes in dem Einfall, 
dem Helden Kosciuszko einen ebensolchen Hügel aufznschütten, wie jene sind, welche von 
den legendären Riesengestalten Zeugniß ablegen. Die hervorragendsten Männer der Gesell 
schaft spannten sich in die Karren und führten die Erde zu. Zwischen den Jahren 1820 
und 1823 ist dieser Aufwurf entstanden, welcher fast die Dimensionen eines wirklichen 
kleinen Erdhügels hat. 
Der Blick des Touristen, welcher von der Höhe des Wawel herabsieht, ruht nicht 
nur auf der Landschaft. Links, auf der Ostseite, beinahe zu seinen Füßen, liegt eine andere
	        
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