was vom menschlichen Schönheitssinn, dem Geschmack, bestimmt wird, den Ge
setzen der Mode unterworfen ist und von der Mode geformt wird.
Also jedenfalls alle Künste. Die Dichtkunst wie die Musik und die bildenden Künste,
die Malerei, die Bildhauerei und die Architektur und natürlich auch die Raumkunst,'
die Innenarchitektur.
All diese Wechsel und alle diese Revolutionen, deren Zeugen wir mit Schreck und
Staunen sind, die aber doch sein müssen, sind sie nicht auch ein Werk der Mode?
Und fassen wir doch, was das alles bedeutet! Daß es einfach Leben ist, sich immer
wieder verjüngendes, neues, intensives Leben, ein ewiges, nie rastendes Vorwärts!
Denken wir so, dann wird uns dieses so arg verunglimpfte, so oft mißbrauchte Wort
„Mode“ mehr werden, als unser Ohr des Alltags gewöhnt ist, darunter zu verstehen.
Dann ist Mode das, vor dem wir innerlich uns tief zu verbeugen haben und von dem
wir uns vertrauensvoll führen lassen können. Denn wir wollen doch das Leben leben!
Das Reich der Frau ist ihre Person und die Umgebung, die sie um sich herum er
richtet. Das ist ihre Domäne. Hier zeigt sie ihr Können oder ihr Versagen. Hier er
lebt sie ihren Erfolg oder ihren Mißerfolg, ihren Niederbruch oder ihren Sieg. Das
Reich der Frau ist ihre Person, ihr Körper, ihr Geist, und ihre Folie ist das, was sie
umgibt. Hat sie sich bei dem Einen gesetzmäßig von der Mode lenken zu lassen, so
auch bei dem Anderen. Deutlicher gesagt, die Umgebung der Frau ist ihr erweitertes
„Ich“. Ihre in diesem Sinne erweiterte Gewandung, ihr Heim, ihr Haus, ihre Wohnung
sollten eigentlich dem gleichen Zwange modischen Wechsels unterstehen, wie ihr
Mantel, ihr Hut, ihr Kleid.
Tatsächlich ist hier das Einwirken der Mode unleugbar und klar zu erkennen. Die
Frau will den Mann nicht nur an sich, sondern auch bei sich möglichst dauernd
fesseln. Also hat sie auch hier die Ermüdung, das Abgestumpftsein des Gewohnten,
Alltäglichen zu bekämpfen. Natürlich auch hier bei den gleichen Voraussetzungen
mit den gleichen Mitteln: Durch die Veränderung.
Stellen Sie sich vor, unsere Mütter und Tanten und Schwestern gingen noch in
den Kleidern und mit den Hüten der Neunzigerjahre herum. Wie richtig, wie gesund
War es, die rechtzeitig abzulegen. Nicht anders hätte man mit unserer Wohnung um
gehen müssen und nicht anders sollte man damit umgehen.