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Volltext: Anlage, Einrichtung und Lehrmittel der Volks- und Mittelschule (Gruppe XXVI, Section 2 und 3), officieller Ausstellungs-Bericht

Geographifche Lehrmittel. 
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es dem Schüler fchwer fallen, die grofse Maffe kleiner Details zu beherrfchen und 
von feinem Studium dauernden geiftigen Nutzen zu ziehen. 
Deutfchland. 
Im früheren Mittelalter waren die claffifchen Sprachen, insbefondere die 
lateinifche, dann theologifche Fächer beinahe ausfchliefslich die Gegenftände des 
Schulunterrichtes. Allmälig kamen mathematifche und phyfikalifche Zweige hinzu. 
An diefe fchloffen fich Aftronomie und Kosmographie an, vertreten durch 
Männer, deren Namen in der Gefchichte der Wiffenfchaft unvergänglich find. 
Als Deutfchland fich nach den Wirrniffen des dreifsigjährigen Krieges 
wieder zu fammeln, als es fich aus der Rohheit und Barbarei, in welche es zufolge 
der langwierigen kirchlich-politifchcn Kämpfe verfunken war, wieder zu humanerem 
Denken und Fühlen emporzuringen begann, lenkte es fein Augenmerk mit erhöhtem 
Eifer auf die Schule hin. Das gefammte Unterrichtswefen, wenngleich noch auf 
befcheidener Bafis angelegt, konnte fich wenigftens in einzelnen Staaten Deutfeh- 
lands fortan um fo ficherer und harmonifcher entfalten, als es von den Strömungen 
des politifchen und kirchlichen Lebens nach der Reformation nicht mehr fo nahe 
berührt und bis in feinen innerften Kern erfchüttert worden ift, wie diefs in 
anderen Ländern der Fall gewefen. Wenn deffenungeachtet die Schule auch in 
folchen Staaten Perioden des Stillftändes oder des relativen Rückfchrittes aufzu 
weifen hat, fo liegen die Urfachen diefer Erfcheinungen weit weniger in gewalt- 
famen Eingriffen von Fadtoren, welche wahre Wiffenfchaft und freie Forfchung 
aus der Schule verbannen oder überhaupt ganz unterdrücken möchten, als viel 
mehr in einer zeitweiligen Erfchlaffung der eigenen geiftigen Thatkraft und in 
einem gewohnheitsmäfsigen Beharren bei Anfchauungen, welche nicht in der 
Unbefangenheit des naturgemäfsen Denkens und Forfchens liegen. 
In Folge der epochemachenden Entdeckungen, welche während des voran 
gegangenen Zeitalters fowohl auf der Oberfläche unferes Planeten, als auch in der 
Sternenwelt gemacht worden waren, erweiterte fich im XVIII. Jahrhunderte der 
geiftige Gefichtskreis der Culturvölker des Abendlandes mit rafchen Schritten. 
Von allen Seiten, auf allen Wegen wurden die Materialien herbeigetragen, welche 
zu einer genaueren Kenntnifs der Länder und der Völker der Erde führten. In 
Frankreich, England, Holland, Dänemark und Skandinavien traten Männer auf, 
welche auf den” neuen Grundlagen neue wiffenfchaftliche Syfteme aufzuführen 
begannen. Wenn fich in Deutfchland im Allgemeinen der Eifer für diefe Arbeiten 
fpäter regte, fo wurde er dafür um fo intenfiver und lebhafter. Naturforfcher, Philo- 
fophen und Gefchichtsfchreiber bemächtigen fich der jungen Schätze, und Herder, 
getragen von feiner erhabenen Weltanfchauung, entwirft mit begeifterten Worten 
ein le'uchtendesBild von der echten Geographie — ein Bild, fo wahr und fo richtig, 
dafs auch heute noch Gefetzgeber und Lehrer nicht eindringlich genug auf das- 
felbe verwiefen werden können, wenn nach dem höheren Ziele gefragt wird, 
welches dem Lehrer beim geographifchen Unterrichte vor Augen fchweben foll. 
Carl Ritter und alle feine Geiftesverwandten bis auf unfere Tage haben an der 
Ausführung des Planes gearbeitet, welchen Herder entworfen hat. 
Haben diefe Männer mehr die Aufgabe des „höheren“ Unterrichtes verfolgt, 
fo gab und gibt es zahlreiche andere Arbeiter, welche auf den tieferen Stufen 
thätig waren und noch thätig find. Die Unterrichtsabtheilung des deutfehen 
Reiches hat glänzende Belege für die Zuftände feines Schulwefens, fpeciell für 
Geographie, enthalten. Freilich war die Literatur der Geographie, gerade in 
neuefter Zeit ungemein bereichert durch vorzügliche Werke verfchiedener Art, 
verhältnifsmäfsig nur durch wenige Artikel vertreten, wogegen die Lehrmittel im 
engeren Sinne reichlich vorhanden waren. Auch von den vielen im Buchhandel 
erfchienenen Lehrbüchern war nur ein fehr kleiner Theil, doch darunter die
	        
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