514 Gruppe V. Textil- und Bekleidungs-Industrie.
Baumwolle mit Leinen gemischte Pantalonsstoffe haben Louis
Dujardin, Honore jeune, Mullier fils, Petit-Noel und Saffre
& Graveline in sehr schönen Waaren geliefert. Auch die Türkisch-
rothfärberei war gut vertreten, die farbigen Garne von Idiers waren
sauber ausgeführt.
Niederlande. Die niederländische Bauinwollindustrie ist fast
einzig und allein auf den Absatz im eigenen Lande und nach Java be
schränkt. Die Spinnerei hat keinen grossen Umfang, die Zahl der Spin
deln beträgt 230000. Die Veenendaal’sehe Dampfspinnerei und
Weberei (37 000 Spindeln, 728 mechanische Webstühle) sowie Gelder
mann & Söhne (20 000 Spindeln, 680 mechanische Webstühle) hatten
Twiste und Gewebe ausgestellt, welche als gut gearbeitet beurtheilt
wurden. Die Buntweberei ist ziemlich ausgedehnt, sie wird meist durch
die ländliche Bevölkerung auf Handstühlen ausgeführt. Die Anwendung
der mechanischen Stühle für diesen Artikel ist noch unbedeutend und
erhebt sich die Fabrikation nicht über die Mittelmässigkeit. Sonst
waren nur noch türkischrothe Garne und Dochte zu Stearinkerzen aus
gestellt. Die Druckwaarenfabrikation hat hier nur sehr geringe Auf
nahme gefunden; als Eigenthümlichkeit verdient die von einem Aussteller
gebrachte Imitation der javanischen Druckgewebe (der batikkirten
Stoffe) bemerkt zu werden. Dieselben bilden einen nationalen Fabri
kationszweig in den niederländisch-ostindischen Besitzungen und werden
daselbst in folgender Weise hergestellt: Auf baumwollenen oder seidenen
Stoffen werden die gewünschten Figuren mit flüssigem Wachs aufge
zeichnet, wozu man sich kleiner kupferner Gefässe, die mit zwei oder
mehreren Abflussröhrchen versehen sind, bedient. Wenn nach dieser
künstlichen Arbeit das Wachs hart geworden, tränkt man den Stoff
mit einem Farbstoff, der sich demselben nur an den Stellen mittheilt,
wo kein Wachs vorhanden ist. Nach dem Trocknen wird das Wachs
durch Erhitzung abgelöst und zeigen sich dann die verlangten Figuren
auf farbigem Grunde. Will man einen grösseren Reichthum von Farben
erhalten, so muss die Behandlung »wiederholt werden. Bedenkt man,
dass die Zeichnung mit Wachs auf beiden Seiten des Stoffes gleich-
massig geschehen muss, so kann man sich einen Begriff von der Kunst
fertigkeit der Eingeborenen und dem hohen Werthe der vielfarbigen
auf diese Weise hergestellten Kleidungsstücke machen.
Deutschland. Die deutsche Baumwollindustrie hat in Wien
eine sehr geachtete Stellung eingenommen. Sie war abgesehen von der
österreichischen am zahlreichsten vertreten und bot hervorragende
Leistungen. Seit der letzten Pariser Ausstellung hat sie besonders
durch den Umstand, dass die weltbekannte Industrie des Eisass jetzt
mit ihi verbunden ist, an Bedeutung und Interesse ansehnlich gewon
nen. Bleibt die deutsche Baumwollindustrie auch in Betreff des Um
fanges noch hinter der einzelner anderer Länder zurück, so befindet