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Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. 18
Ochsenheimer, der sich durch die Resultate seiner
Beobachtungen und seines Forschens auf dem Gebiete
der Entomologie einen Ruf erworben hatte. Seine
Schmetterlingsammlung, die, bis zum Platyperix gehend,
nach den Sammlungen des Abtes Schiffermüller
und des Ablates Manzola zu den vorzüglichsten
Privatsammlungen gehörte, erwarb der Erzherzog-
Palatin für das Nationalmuseum in Budapest. Leider ging
dieselbe bei der UÜberschwemmung im Jahre 1830 zu
grunde. Unausgesetzt und mit rastlosem Eifer arbeitete
Ochsenheimer über Jahresfrist an dem Ordnen des
brasilianischen Museums und erhielt sodann von Kaiser
Franz als Zeichen seiner besonderen Zufriedenheit eine
wertvolle und reichverzierte Tabatiere zum Geschenke.
Pie Tabaksdose hatte damals die Bedeutung eines An
denkens, einer Aufmerksamkeit, Belohnung oder selbst
einer Auszeichnung. Sic zählte zu den richtigen Schmuck-
sachen der Zeit. Die Dose war unvermeidlich und all
gegenwärtig. Kein Wunder daher, daß es auch Dosen
sammler gab.
Der bekannteste unter ihnen war Castelli, der
1200 Stück besaß, darunter die Dose M o 1 i e r e s. Selbst
in dem Testamente vergaß der Alt-Wiener Phäake an
seine Dosen nicht. Er schrieb: »Ein bedeutendes Stück
meiner Verlassenschaft ist meine große, ich darf sagen,
einzige Dosensammlung von mehr als 1200 Stück, welche,
gewiß wegen der Oelgemälde darauf einen Wert von
mehreren tausend Gulden hat, aber für einen Liebhaber
unschätzbar genannt werden kann. Es wäre abscheulich,
wenn meine Erben so habgierig auf jeden Kreuzer wären,
daß sie sogleich nach meinem Tode um; jeden Preis mit
dieser meiner Lieblingssammlung losschlagen würden.«
Ueberdies hat Castelli Schauspiele gesammelt und 12.000
Stück zusammengebracht, ferner Porträts von Schau
spielern und Theaterzettel, die sich in der Hofbibliothek
befinden.
Das Sammeln von Schmetterlingen scheint in Alt-
Wien eine Lieblingsbeschäftigung gewesen zu sein. Zu
den berühmtesten Sammlungen dieser Art wurde die des
Wiener Bürgermeisters Baron Kajetan Felder gezählt.
Sic war das Ergebnis eines sechzigjährigen Bienen
fleißes. Felder hat über dieselbe ein großes Quellenwerk
herausgegeben. Wie sehr ihm daran lag, daß seine
Sammlungen in Wien bleiben sollten, bewies er .dadurch,
daß er einen H'cil derselben, nämlich die nicht unter die
Ordnung der Schmetterlinge und Käfer fallenden In
sektenordnungen unentgeltlich dem Naturhistorischen
Hofmuseum überließ. Der Hauptbestand ging allerdings
um den Preis von 6000 Pfund nach England.
Auch Ochsenheimer war nicht der einzige natur
forschende Schauspieler. Er hatte einen Rivalen in dem
Sänger Koch, der durch viele Jahre für zweite Baß
partien am Kärntnertortheater engagiert war. Außerdem
beschäftigte sich derselbe in seinen Mußestunden mit
Naturwissenschaft. Das spezielle Fach, auf das er sich ge
worfen, war ebenfalls das der Entomologie. Koch war
daher auch allgemein unter dem Namen der »Käfer-
Koch« bekannt. »Der große, hagere Mann mit dem freund
lichen Gesicht, in dem eine auffallend kleine Nase saß,
war aber auch,« wie W i nt m e r in seinen »Erinne
rungen« erzählt, »was seine theatralische Wirksamkeit
betraf, eine interessante, bemerkenswerte Persönlichkeit.
Koch war nämlich der erste Darsteller des Bettlers in
Raimunds »Verschwender«. Für seine sonore Stimme
hatte Konradin Kreutzer das unvergleichlich schöne
Bettlerlied komponiert. Mit seinem tiefen Baß erzählte
er gerne von den unvergeßlichen Zeiten der Stögerschen
Oper am Josefstädtertheater und von seinem Zusammen
wirken mit Raimun d. Bei dieser Gelegenheit gestand
er aber auch, daß ihm bei der beiläufig zwanzigsten Auf
führung des »Verschwender« etwas Schreckliches
passierte. Am Nachmittage war er im Freundeskreise ein
geladen, wo man irgend eine Feierlichkeit beging. Hiebei
hatte er zu tief ins Glas gesehen. Er kam betrunken in die
Garderobe. Wer je von Raimund und seinem Tempera
mente gehört, kann sich denken, was es nun für eine
Szene absetzte. »Hinaus!« schrie er, »ein’ b’soffenen
Bettler kann i net brauchen. Absagen, aus is, heut’ wird
net g’spielt!«
Fluten schwarzen Kaffees versetzten Koch in die
Verfassung, daß er denn doch spielen und singen konnte.
Während er aber auf den Stufen zu Flottwells Schloß
saß, begann er einzuschlummern, und Regisseur
Deiner mußte ihn von den Kulissen heraus mit einer
Latte aufwecken. Am nächsten Abend sang Koch das
Bettlcrlicd schöner als je und Raimund war wieder ver
söhnt . . .«
Der erste Darsteller des Bettlers aber ist selber
arm wie ein Bettler an einem Frühlingstage des Jahres
1869 in einer elenden Kammer in Ottakring gestorben.
Napoleon 1. und seine Zeit.
(Zur Versteigerung der Sammlung Buhrig.)
In den Tagen, da man in Deutschland und in Oester
reich die Erinnerung an die Befreiungskämpfe des Jahres 1813
feiert, hat wohl die Auktion Anspruch auf besonderes Inter
esse, mit der die Firma Karl W. Hiersemann in Leipzig
am 13. und 14. Oktober auf dem Kunstmarkte debütieren wird.
Denn unter all den 746 Nummern, die unter den Hammer
kommen, ist keine, die nicht in Beziehung zu der großen
Zeit stände, die Deutschland die Befreiung von dem schmach
vollen Joch der Fremdherrschaft brachte.
Wie natürlich, dominieren unter den Objekten, die in
der Hauptsache aus der Sammlung H. Buhrig (Leipzig) her
rühren, die Napoleonica, doch sind auch die bedeutenden Zeit
genossen des großen Korsen durch interessante Erinnerungs
zeichen repräsentiert.
Der mit großer Sorgfalt bearbeitete Katalog gliedert sich
in 15 Abteilungen, die so ziemlich alle wichtigeren Sammel
kategorien umfassen.
Den Anfang machen in alphabetischer Ordnung die
Autographen, unter denen wir 203 Briefe von Heerführern
und Offizieren hervorheben möchten, die sich in den Kämpfen
jener großen Zeit auszeichneten oder sonst eine Rolle spielten.
Besonders zahlreich sind die Angehörigen der österreichischen
Armee vertreten, au zweiter Stelle kommt Preußen; es folgen
dann Bayern, Hannover, Württemberg, Sachsen etc. Ein inter
essantes historisches Dokument ist das mit »Königin Luise«
Unterzeichnete Kollationspatent für die Gräfin Elisabeth von
V o ß auf die prima preces bei dem adeligen Kloster zu Zeh-
| denick. Napoleon 1, ist mit Dokumenten aus seiner Kon-