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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr. 19
erneut auf einige Bildnisse hingewiesen, deren
Schöpfer nach wie vor rätselhaft sind. Die Zuwei
sung des Brustbildes eines älteren Mannes mit ge
öffnetem Gebetbuch an Herl in ist mehr als frag
lich. Nach einer mündlichen Aeußerung von Ernst
Büchner wäre das Bild mehr in die Nähe des
Tiroler Kunstkreises zu setzen. Das Wohlgemut zu
geschriebene männliche Bildnis vor grünem Grund
von 1483 ist wohl eher schwäbisch als fränkisch.
Schwäbisch ist wohl auch das imposante H. v. B.
signierte, 1522 datierte männliche Bildnis, das mit
Baidung nichts zu tun hat. Rätselhaft ist auch der
Autor der beiden reizenden kleinen Kinderbildnisse
von 1516; da es wahrscheinlich Kinder des erzbi-
schöflich-salzburgischen Münzmeisters Max Thenn
sind, hat man begreiflicherweise an einen Salzbur
ger Künstler gedacht. Der Autor dürfte jedenfalls
der weiteren Regensburger Schule angehören.
Die Bildnisse des Herrn von Rieter und seiner
Frau aus Nürnberg sind schon seit geraumer Zeit
als charakteristische Augsburgische Arbeiten er
kannt; sie werden jetzt Burgkmair zugeschrie
ben, jedenfalls gehören sie zu den schönsten Por
träts, die damals in Augsburg geschaffen worden
sind. Neben der Kreuztragung des älteren H o 1 -
b e i n und dem Halbfigurenbild von B a 1 d u n g mit
der Madonna als Himmelskönigin, das Christkind an
der Brust, ist dann noch das erstmalig von K o e g -
1 e r dem jungen H o 1 b e i n zugewiesene »Urteil
Salomonis« zu nennen, eine Attributiön, die in wei
ten Kreisen Zustimmung gefunden hat — und einige
Bildnisse von C r a n a c h, die zum Teil zu den spä
testen Erwerbungen der Sammlung gehören, das des
Ulrich Lindacker von Leipzig und seiner Frau von
1518, das männliche Porträt von 1532, ferner eine
heilige Jungfrau mit dem Christkind und der heili
gen Katharina, die dem Christkind eine Traube
reicht, wohl aus der Zeit um 1510 bis 1515.
Von Arbeiten aus dem weiter vorgeschrittenen
16. Jahrhundert verdienen vor allem wiederum zwei
Bildnisse Erwähnung, das des Gerard Thenn von
Seisenegger aus dem Jahre 1540, eine charak
teristische Arbeit des bekannten österreichischen
Hofmalers, und das in der Literatur gleichfalls wohl-
bekannte Jünglingsporträt von Antonis M o r
von 1558.
Von der antiken Zeitmessung zur modernen Uhr.
m.
Die Uhr der Gegenwart,
Von Alexander Grosz, Wien.
Die Ausführung der Werke unserer modernen
Uhren hat je nach den Ansprüchen, die an sie ge
stellt werden, die mannigfaltigsten Aenderungen und
mit der Zeit sehr große Verbesserungen erfahren.
Die bedeutendste Neuerung war jedenfalls jenes
Fabrikationssystem ab Mitte des 19. Jahrhunderts,
welches durch schablonenmäßige Herstellung aller
Einzelteile der Uhr ermöglichte, auch Uhren billige
ren Preises in guter Ausführung zu erzeugen und je
dem auch minder bemittelten Manne zugänglich zu
machen.
Die Ansprüche an die Ganggenauigkeit der Uhr
sind nun derartig verschieden, daß wir uns erst klar
werden müssen, was wir überhaupt von einer LIhr,
entsprechend ihrer Qualität, zu verlangen berech
tigt sind. Der Gang einer Uhr hängt von verschie
denen, nicht zu umgehenden Umständen ab, welche
bedingt werden von den Temperaturschwankungen,
den Lagenveränderungen, den Reibungsverhältnis
sen im Getriebe und den Veränderungen des Oeles,
welches die Reibung vermindern soll. Je mehr bei
der Fabrikation auf all diese Punkte Rücksicht ge
nommen wird, wie bei den Präzisionsuhren mit einer
täglichen Differenz von unter einer Sekunde, desto
größer ist die Schwierigkeit der Arbeit, zu welcher
nur die bestqualifiziertesten Arbeiter und Künstler
befähigt sind, desto feiner ist das verwendete Ma
terial und desto höher ist dementsprechend der
Preis.
Bei einer Uhr ohne Temperaturausgleichsvor
richtung zeigt sich eine tägliche Gangabweichung
von zirka 10 Sekunden für jeden Grad Temperatur
veränderung, was bei normaler Gebrauchsweise
einer täglichen Gangdifferenz von zirka 1 1 - bis
3 Minuten gleichkäme. Für billigere Uhren können
naturgemäß alle die Verfeinerungsarbeiten nicht vor
genommen werden, dennoch kann je nach dem
Grade der Güte des Materials und der Konstruktion
der Werke auch bei solchen Uhren bei sorgfältiger
Behandlung ein recht guter durchschnittlicher Gang
von zirka U Minute täglich erzielt werden.
Ob die Uhr nun gut und richtig gebaut ist, die
Güte des Materiales und die Feinheit der Ausfüh
rung den guten Gang und den gewünschten Grad
der Genauigkeit voraussetzen lassen, kann nur der
Fachmann beurteilen; es ist daher das einzig rich
tige, sich bei Anschaffung einer Uhr nur an einen
vertrauenswürdigen Uhrmacher als Berater zu wen
den. Ist die Uhr erworben, so ist ihr guter Gang
auch von der Behandlung, die sie von dem Besitzer
erfährt, in großem Maße abhängig. Man halte sich
nur vor Augen, daß eine Uhr eine kleine Maschine
ist, an die man viel, viel größere Ansprüche stellt,
als an eine andere Maschine überhaupt, die doch nur
zeitvyeise in Betrieb gesetzt und stets in kürzesten
Zeiträumen nachgesehen, nachgeschmiert oder ge
reinigt wird.
Ein Uhrwerk ist doch auch eine ganz kleine, ja
winzigste Maschine, aber ihr Räderwerk ist jahre
lang ununterbrochen in Bewegung. Sie ist allen
Temperaturschwankungen, allen möglichen Lagen
veränderungen ausgesetzt; das Oel, auch das beste,
auf wissenschaftlicher Basis erzeugte und erprobte,
hält nicht länger als zwei bis drei Jahre gut an,
wird dick, verflüchtigt. Und dann kann man ja nur
so wenig in die kleinsten Oelsenkungen der Zapfen
geben. Das Räderwerk dieser kleinsten Maschine
fängt wie auch das einer großen zu quietschen an,
man hört es aber infolge der Kleinheit nicht, läßt die
Uhr weitergehen, bis sie eines Tages aussetzt. Und
nun geht man zum Uhrmacher und erklärt, daß die
Uhr durch vielleicht zehn Jahre und noch mehr un
unterbrochen außerordentlich gut gegangen sei und
nur einer einfachen Reinigung bedürfe. Wird diese
ausgeführt, geht die Uhr auf einmal schlechter, als
früher und die Schuld fällt auf den Uhrmacher. Mit
LJnrecht! Nicht dieser, die Abnützung durch die
lange Gangdauer ist schuld; die Lager sind zu weit
geworden, die Zapfen der Räder sind abgenützt.
Man bedenke doch, daß die Unruhe in einer
kleinen Uhr in jeder Sekunde fünf Schwingungen,
in der Minute 300 Schwingungen macht. Würden